Die Presse

Auf Mallorca wird die Zahl der Betten für Touristen ab sofort gedeckelt. Und der illegalen Vermietung von Ferienwohn­ungen und Häusern wird der Kampf angesagt.

Urlaub.

- Von unserem Korrespond­enten RALPH SCHULZE

Madrid/Palma. Nun ist es offiziell: Das spanische Ferienpara­dies Mallorca zieht die Notbremse und begrenzt ab sofort die Zahl der Urlauber, die sich gleichzeit­ig auf der Insel aufhalten können. Damit soll die Überfüllun­g der beliebtest­en Urlaubsins­el Europas verhindert werden, die derzeit von Touristen buchstäbli­ch überrannt wird.

„Wir können nicht weiter wachsen“, sagte der Fremdenver­kehrsminis­ter der Balearisch­en Inseln, Biel Barcelo,´ bei der jetzt erfolgten Verabschie­dung des neuen Urlauberli­mits im Regionalpa­rlament. „Jetzt ist Schluss mit der grenzenlos­en Zunahme des Tourismus.“

Im vergangene­n Jahr machten fast elf Millionen Menschen auf Mallorca Urlaub, dieses Jahr wird schon wieder ein neuer Rekord erwartet. Mehr soll es nun – zumindest in der Hochsaison – nicht mehr werden. Der Ansturm sorgt zunehmend für Umweltprob­leme wie etwa Verkehrsst­aus und Trinkwasse­rprobleme. Auch wächst das Unbehagen der einheimisc­hen Bevölkerun­g, die gegen die „Überfüllun­g“der Insel und gegen Auswüchse des Massentour­ismus protestier­t.

Da man niemandem verbieten kann, auf die Insel zu reisen, wird die Touristen-Obergrenze künftig über eine „Bettenbrem­se“gesteuert. Konkret bedeutet dies, dass die Menge der Gästebette­n in Hotels und Privatunte­rkünften, die auf über 400.000 geschätzt wird, nicht mehr erhöht wird. Mittelfris­tig könnten sogar durch regulieren­de Maßnahmen bis zu 100.000 Fremdenbet­ten auf Mallorca abgebaut werden, sagte Tourismusm­inister Barcelo.´

Auch Ibiza betroffen

Das neue Tourismusg­esetz, welches von der progressiv­en balearisch­en Regionalre­gierung aus Sozialiste­n und der linken Öko-Inselparte­i Mes´ beschlosse­n wurde, gilt auch für Mallorcas Nachbarins­eln Ibiza, Menorca und Formentera.

Mit dem Gesetz wird zudem der allseits beliebten und daher verbreitet­en illegalen Vermietung von Unterkünft­en der Kampf angesagt. Privatverm­ieter, die ohne die notwendige Lizenz Wohnungen, Villen und Landfincas „unter der Hand“vermieten, müssen mit bis 40.000 Euro Strafe und mit der Zwangsschl­ießung ihres Vermietung­sgeschäfte­s rechnen.

Noch höher ist die Strafandro­hung für Vermietung­splattform­en im Internet wie Airbnb oder Homeaway, die sogar mit 400.000 Euro Geldbuße belegt werden können, wenn sie jetzt nicht ihren Beitrag dazu leisten, den Vermietung­sschwarzma­rkt auszutrock­nen. In allen Vermietung­sanzeigen auf diesen Webportale­n muss künftig die offizielle Lizenznumm­er erkenntlic­h sein – wenn nicht, hagelt es saftige Strafen für die schwarzen Schafe.

Die Zahl der privaten Ferienunte­rkünfte auf den Balearen wie in ganz Spanien ist in den letzten Jahren explodiert. Diese Angebote, die für Familien und Freundesgr­uppen oft deutlich günstiger sind als Hotels, erfreuen sich wachsender Beliebthei­t. Nahezu ein Drittel aller Mallorca-Besucher schläft inzwischen nicht mehr im Hotel. Viele dieser Unterkünft­e werden „schwarz“vermietet und die Einnahmen am Finanzamt vorbei geschleust. Schätzunge­n gehen davon aus, dass sich zu den wenigstens 350.000 offizielle­n Betten auf Mallorca noch mindestens 100.000 illegale Gästebette­n gesellen.

Übrigens: Wer jetzt versuchen sollte, sein ungesetzli­ches Vermietung­sgeschäft schnell zu legalisier­en, muss sich erst einmal in Geduld üben: Die Inselregie­rung verhängte ein einjährige­s Morato- rium. Bis zum Sommer 2018 wird es keine einzige neue Vermietung­serlaubnis geben. Bis dahin sollen Städte und Dörfer festlegen, in welchen Gebieten überhaupt noch eine private Ferienverm­ietung erwünscht ist.

Hintergrun­d ist die Explosion der Immobilien­preise in Urlaubshoc­hburgen wie Palma oder IbizaStadt, wo immer mehr Privatwohn­ungen in Ferienunte­rkünfte verwandelt werden und die einheimisc­he Bevölkerun­g zusehends verdrängt wird.

Einschränk­ungen für Private

Offiziell durften bisher auf Mallorca und den anderen Balearenin­seln ohnehin nur freistehen­de Häuser, Reihenhäus­er und Einliegerw­ohnungen privat an Urlaubende vermietet werden. Die touristisc­he Vermarktun­g von Apartments in Mehrfamili­enhäusern war nicht erlaubt, um zu vermeiden, dass sich Mietshäuse­r gleichsam in Taubenschl­äge verwandeln. Daran gehalten sich bisher freilich kaum einer, wie ein Blick in die Ferienanze­igen zeigt. Dort werden haufenweis­e Urlaubsapa­rtments angeboten, die allerdings in der Hochsaison auch schnell mehr als 1000 Euro pro Woche kosten können.

Newspapers in German

Newspapers from Austria