Auf Mallorca wird die Zahl der Betten für Touristen ab sofort gedeckelt. Und der illegalen Vermietung von Ferienwohnungen und Häusern wird der Kampf angesagt.
Urlaub.
Madrid/Palma. Nun ist es offiziell: Das spanische Ferienparadies Mallorca zieht die Notbremse und begrenzt ab sofort die Zahl der Urlauber, die sich gleichzeitig auf der Insel aufhalten können. Damit soll die Überfüllung der beliebtesten Urlaubsinsel Europas verhindert werden, die derzeit von Touristen buchstäblich überrannt wird.
„Wir können nicht weiter wachsen“, sagte der Fremdenverkehrsminister der Balearischen Inseln, Biel Barcelo,´ bei der jetzt erfolgten Verabschiedung des neuen Urlauberlimits im Regionalparlament. „Jetzt ist Schluss mit der grenzenlosen Zunahme des Tourismus.“
Im vergangenen Jahr machten fast elf Millionen Menschen auf Mallorca Urlaub, dieses Jahr wird schon wieder ein neuer Rekord erwartet. Mehr soll es nun – zumindest in der Hochsaison – nicht mehr werden. Der Ansturm sorgt zunehmend für Umweltprobleme wie etwa Verkehrsstaus und Trinkwasserprobleme. Auch wächst das Unbehagen der einheimischen Bevölkerung, die gegen die „Überfüllung“der Insel und gegen Auswüchse des Massentourismus protestiert.
Da man niemandem verbieten kann, auf die Insel zu reisen, wird die Touristen-Obergrenze künftig über eine „Bettenbremse“gesteuert. Konkret bedeutet dies, dass die Menge der Gästebetten in Hotels und Privatunterkünften, die auf über 400.000 geschätzt wird, nicht mehr erhöht wird. Mittelfristig könnten sogar durch regulierende Maßnahmen bis zu 100.000 Fremdenbetten auf Mallorca abgebaut werden, sagte Tourismusminister Barcelo.´
Auch Ibiza betroffen
Das neue Tourismusgesetz, welches von der progressiven balearischen Regionalregierung aus Sozialisten und der linken Öko-Inselpartei Mes´ beschlossen wurde, gilt auch für Mallorcas Nachbarinseln Ibiza, Menorca und Formentera.
Mit dem Gesetz wird zudem der allseits beliebten und daher verbreiteten illegalen Vermietung von Unterkünften der Kampf angesagt. Privatvermieter, die ohne die notwendige Lizenz Wohnungen, Villen und Landfincas „unter der Hand“vermieten, müssen mit bis 40.000 Euro Strafe und mit der Zwangsschließung ihres Vermietungsgeschäftes rechnen.
Noch höher ist die Strafandrohung für Vermietungsplattformen im Internet wie Airbnb oder Homeaway, die sogar mit 400.000 Euro Geldbuße belegt werden können, wenn sie jetzt nicht ihren Beitrag dazu leisten, den Vermietungsschwarzmarkt auszutrocknen. In allen Vermietungsanzeigen auf diesen Webportalen muss künftig die offizielle Lizenznummer erkenntlich sein – wenn nicht, hagelt es saftige Strafen für die schwarzen Schafe.
Die Zahl der privaten Ferienunterkünfte auf den Balearen wie in ganz Spanien ist in den letzten Jahren explodiert. Diese Angebote, die für Familien und Freundesgruppen oft deutlich günstiger sind als Hotels, erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Nahezu ein Drittel aller Mallorca-Besucher schläft inzwischen nicht mehr im Hotel. Viele dieser Unterkünfte werden „schwarz“vermietet und die Einnahmen am Finanzamt vorbei geschleust. Schätzungen gehen davon aus, dass sich zu den wenigstens 350.000 offiziellen Betten auf Mallorca noch mindestens 100.000 illegale Gästebetten gesellen.
Übrigens: Wer jetzt versuchen sollte, sein ungesetzliches Vermietungsgeschäft schnell zu legalisieren, muss sich erst einmal in Geduld üben: Die Inselregierung verhängte ein einjähriges Morato- rium. Bis zum Sommer 2018 wird es keine einzige neue Vermietungserlaubnis geben. Bis dahin sollen Städte und Dörfer festlegen, in welchen Gebieten überhaupt noch eine private Ferienvermietung erwünscht ist.
Hintergrund ist die Explosion der Immobilienpreise in Urlaubshochburgen wie Palma oder IbizaStadt, wo immer mehr Privatwohnungen in Ferienunterkünfte verwandelt werden und die einheimische Bevölkerung zusehends verdrängt wird.
Einschränkungen für Private
Offiziell durften bisher auf Mallorca und den anderen Baleareninseln ohnehin nur freistehende Häuser, Reihenhäuser und Einliegerwohnungen privat an Urlaubende vermietet werden. Die touristische Vermarktung von Apartments in Mehrfamilienhäusern war nicht erlaubt, um zu vermeiden, dass sich Mietshäuser gleichsam in Taubenschläge verwandeln. Daran gehalten sich bisher freilich kaum einer, wie ein Blick in die Ferienanzeigen zeigt. Dort werden haufenweise Urlaubsapartments angeboten, die allerdings in der Hochsaison auch schnell mehr als 1000 Euro pro Woche kosten können.