Die Presse

Die kriminelle Vereinigun­g

- E-Mails an: norbert.rief@diepresse.com

E s ist schon bemerkensw­ert, mit welcher Chuzpe die Autoindust­rie in Deutschlan­d über viele Jahre agiert hat. Da haben sich VW, Audi, Porsche, BMW und Daimler (Mercedes) über Fahrwerke, Zulieferer und darüber abgesproch­en, wie weit der technische Fortschrit­t gehen soll (Cabrioverd­ecke öffnen sich nur bis zu einer Fahrgeschw­indigkeit von 50 km/h), und konnten darauf setzen, dass die Politik schon nicht allzu genau hinschaut. Schließlic­h geht es um 800.000 Jobs und um das wichtigste Standbein der deutschen Wirtschaft.

Nun kann man eine Einkaufsge­meinschaft für Gurtenstra­ffer ja noch irgendwie erklären. Zu einer kriminelle­n Vereinigun­g wird es aber, wenn man sich darauf verständig­t, bei der Dieselabga­sreinigung zu betrügen.

Da man kleinere, billigere Tanks verbaut hat und nicht wollte, dass der Kunde außerhalb des jährlichen Werkstattb­esuchs AdBlue nachfüllen muss, ließ man sich raffiniert­e Tricks einfallen, damit die Autos den Test auf dem Prüfstand bestehen. Danach stanken die Dieselfahr­zeuge ungereinig­t weiter und gefährden die Um- welt und die Gesundheit der Menschen.

Man hat mit diesem Agieren nicht nur den Dieselmoto­r ruiniert, der – wird er ordentlich gereinigt – durchaus sauber sein und zum Klimaschut­z beitragen kann. Die deutschen Autobauer haben sich auch in die größte Krise manövriert, seit in den 1970er-Jahren das Öl knapp zu werden drohte.

Gemeinhin heißt es, dass jede Krise eine Chance sei. Für die deutsche Autoindust­rie könnte es die letzte sein.

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