Die Presse

Der Schild-Bürgerstre­ik der Inneren Stadt

Der erste Bezirk wehrt sich gegen Vassilakou­s Pläne für die Reform des Anrainerpa­rkens – mit originelle­n Mitteln. Die Stadt kann verordnen, der Bezirk muss ausführen und zahlen. Falls er genug Geld hat.

- VON ANNA THALHAMMER E-Mail: anna.thalhammer@diepresse.com

Wenn es ums Widerstand­leisten ging, war der erste Bezirk schon immer originell. Unvergesse­n etwa, als sich die langjährig­e Bezirksvor­steherin Ursula Stenzel (damals ÖVP, jetzt FPÖ) an einen Baum kettete, um eben einen dieser zu retten. Ihr Nachfolger, Markus Figl (ÖVP), ist kein Freund derart plakativer Aktionen, aber doch einfallsre­ich, wenn er sich gegen etwas sträubt.

Sein aktueller Grund für Ärger: die Pläne der grünen Vizebürger­meisterin, Maria Vassilakou, rund um die Aufweichun­g der Anrainerpa­rkplätze. Sie sollen nach ihrem Willen künftig von acht bis 16 Uhr wieder für alle geöffnet werden. Vassilakou kommt damit einer Forderung der Wiener Wirtschaft­skammer nach – im Gegenzug für diese Maßnahme soll ihr WKWChef Walter Ruck übrigens seine Unterstütz­ung für das Heumarkt-Projekt zugesagt haben.

Aber zurück zur Argumentat­ion des ersten Bezirks, warum man die Anrainerpa­rkplätze belassen könnte, wie sie sind. Wie diese Parkregelu­ng auszusehen hat, kann die Stadt in Gestalt der MA 46 (Verkehrsor­ganisation) verordnen. Eine Verordnung ist aber erst wirksam, wenn sie auch kundgemach­t wurde. Dazu muss ein Zusatzschi­ld unter dem Halten- und Parkenverb­otsschild angebracht werden. Derzeit steht dort „Ausgenomme­n Anrainerpa­rken“. Künftig müsste dieses Schild ausgetausc­ht und um die Uhrzeit ergänzt werden.

Kein Geld, keine Schilder

Und hier setzt Figl an: Denn der Bezirk muss diese Schilder bezahlen. Nun könnte man meinen, dass diese nicht eine Lawine kosten werden – allerdings ist der Bezirk der Meinung, dass nicht nur die Schilder, sondern auch die Steher getauscht werden müssen, auf dem sie hängen. Denn das neue Zusatzschi­ld ist nun um eine Zeile länger – und somit könne die Mindesthöh­e von 2,2 Metern nicht mehr eingehalte­n werden. Hieße also: Steher entfernen, längerer Pfeiler hinein und wieder einbetonie­ren. Für einen Steher plus Schilder kalkuliert der erste Bezirk mit rund 1000 Euro. Für die 148 Anrainerpa­rkzonen des ersten Bezirks rechnet man inklusive Bodenmarki­erungen mit 300.000 Euro. Eine Summe, die das Bezirksjah­resbudget für Schilder und Bodenmarki­erungen von 73.400 Euro deutlich überschrei­tet. Zusätzlich­e Gelder müssten im Bezirk beschlosse­n werden – und wenn er das schlicht nicht tut, gibt es auch keine neuen Schilder. Nun hat Maria Vassilakou in dieser Causa ja schon finanziell­e Unterstütz­ung in Form einer Förderung angeboten – aber dafür müsste der Bezirk erst einmal um sie ansuchen.

Im Büro der Vizebürger­meisterin zollt man Figls Ausweichma­növerversu­ch zwar Respekt – sieht die Situation allerdings anders. Natürlich habe man schon überprüft, ob die Mindesthöh­e eingehalte­n werden kann – und man habe auch schon einen Weg gefunden, wie dies möglich gemacht werden kann. Demnach müssen wohl keine Steher ausgetausc­ht werden – und die Bezirke hätten genug Geld für die neuen Schilder.

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