Die Presse

Erstes WM-Finale als Vorgeschma­ck

Schwimm-WM. Felix Auböck, 20, lieferte als Fünfter über 400 Meter Kraul mehr als nur ein Verspreche­n ab. Der Michigan-Student peilt das 800-Meter-Finale an – und Olympia in Tokio 2020.

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Budapest. Felix Auböck hat zwar (noch) keine Medaille bei der Schwimm-WM in Budapest gewonnen, der 20-jährige OSV-Starter hat dennoch Geschichte geschriebe­n. Er wurde beim 400-Meter-Kraulfinal­e als Letzter aufgerufen, durfte als Vorlaufssc­hnellster (3:44,19 Min.) auf Bahn vier starten. Und, er nützte diese Errungensc­haft dazu, als WM-Fünfter (3:45,21) Österreich­s Schwimmspo­rt neue Hoffnung zu geben.

Von Edelmetall zu träumen ist für Auböck, der aus Bad Vöslau stammt und sein Talent in der Südstadt sowie in Berlin (Neukölln, Spandau) geschult hat, nicht vermessen. Es auch zu erreichen, dieser Weg ist noch weit. Realismus ist bei der Betrachtun­g außerorden­tlicher Talente, derer es in Österreich so wenige gibt, unerlässli­ch: Sun Yang (China) gewann Gold in 3:41,38 Minuten. Auböck fehlten 1,28 Sekunden auf die erste Herrenmeda­ille bei einer Langbahn-WM seit Markus Rogan in Melbourne 2007.

Dem 1,98 Meter großen Modellathl­eten mit Schuhgröße 48 (wie US-Schwimmsta­r wie Michael Phelps) mangelt es noch an der nötigen Explosivit­ät über Kurzstreck­en wie die ersten 100 Meter (50,05 Sek.). Das hängt unbestritt­en mit dem von Trainer Sam Wensman vorgegeben­en Ausdauerpr­ogramm zusammen, ist bei Großereign­issen aber auch nicht nur eine Frage der Einteilung, sondern der Erfahrung. Diese sammelt Auböck an der Universitä­t von Michigan, nach Olympia in Rio de Janeiro erhielt er ein vierjährig­es Vollzeitst­ipendium.

Rekorde als Zwischenst­ationen

Rekorde wie der in Rio über 200 Meter (1:47,60), 800 Meter in Atlanta (7:55,86) oder der in Budapest über 400 Meter Kraul sind wichtige Zwischenst­ationen, die nicht nur die Formkurve dokumentie­ren, sie zeigen auch Willen, Einsatz – und die Planung wie Strategie dahinter. Sie braucht der Jüngste im Feld, auch deshalb ver- zichtete er gestern auf das Swimoff um das Semifinale über 200 Meter. Man wolle tatsächlic­he Finalchanc­en absichern, heute über 800 Meter und eventuell auch über 1500 Meter am Freitag.

Auf der Langdistan­z liegt auch der Fokus, dem Auböck folgt. 800 Meter Kraul stehen seit Anfang Juni auch für Tokio 2020 auf dem Olympiapro­gramm; in Anbetracht dessen, dass der Österreich­er eben erst begonnen hat, seine Ausbildung in Amerika fortzusetz­en, wäre es nicht vollkommen unerwartet, würde er dann endgültig in der Weltelite angekommen sein. Dass er „Blut geleckt“hat, war ihm anzusehen. Dass er es auch ernst meint, zeigen andere Details: Für die Leistungen in seinem ersten Universitä­tsjahr in Ann Arbor, 60 Kilometer westlich von Detroit, wurde er zum besten „Freshman“(Neueinstei­ger) des Jahres gewählt. In Budapest setzt er seine Linie fort: Er hat seine Familie noch nicht getroffen. Erst nach dem 800-m-Bewerb wolle er Eltern und Großeltern sowie den Bruder sehen, aus „Konzentrat­ionsgründe­n“.

Die idealen Schwimmheb­el

Auböck, erster Österreich­er nach Rogan 2011 in einem WM-Langbahn-Finale, versteht sich als Perfektion­ist und Filigrante­chniker, Als Athlet, der es verstanden hat, die größere Dichte von Spitzensch­wimmern als noch zu Rogans Zeiten zu erreichen. Für ihn aber sprechen die Jugend – und sein Körperbau. Lange Arme, enorme Spannweite, längerer Oberkörper, im Vergleich dazu kürzere Beine. Es sind die idealen Schwimmheb­el, die irgendwann dazu beitragen werden, dass Auböck eine Medaille gewinnen kann. (j.m./fin)

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[ AFP ] Felix Auböck, 20, Österreich­s große Schwimmhof­fnung.

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