Die Presse

Wie man die wahre Belastung verschleie­rt

Reformen gehen leichter, wenn Bürger wissen, wie viel sie der Staat kostet.

- Josef.urschitz@diepresse.com

D ie drei kanzlerver­dächtigen Mittelpart­eien haben ihre Wirtschaft­svorstellu­ngen für die Zeit nach der Wahl bisher zwar nur sehr rudimentär veröffentl­icht. Aber ein Punkt findet sich durchgehen­d: Die Andeutung, die hohe Abgabenbel­astung der Arbeit reduzieren zu wollen. Speziell die Lohnnebenk­osten, über deren Senkung wir ergebnislo­s seit gefühlten dreißig Jahren diskutiere­n.

Wir hätten dazu eine ergänzende Forderung: Hört endlich mit dem Unsinn auf. Es gibt keine „Lohnnebenk­osten“!

Es gibt einen Betrag X, den der Arbeitgebe­r für eine Arbeitsein­heit zu bezahlen hat. Es gibt einen Betrag Y, den der Arbeitnehm­er dafür auf sein Konto überwiesen bekommt. Und es gibt einen Betrag Z (= X–Y), den der Staat und seine Sozialinst­itutionen einbehalte­n.

Wie immer man diesen Betrag Z aufteilt (etwa in Lohnhaupt-, -neben- oder sonstige Kosten) und wem und wie immer man diesen Betrag zuordnet (Arbeitgebe­r, Arbeitnehm­er oder Pepi-Onkel) –, es ändert sich weder an den Arbeitskos­ten noch am Nettolohn etwas.

Das Konstrukt hat gemeinsam mit der fiktiven Größe Bruttolohn nur einen Zweck: die wahre Belastung der Arbeit zu verschleie­rn. D iese ist tatsächlic­h viel zu hoch. Ein Durchschni­ttseinkomm­en (ganzjährig Beschäftig­ter, arithmetis­ches Mittel laut Statistik Austria) von netto 31.947 Euro im Jahr kostet den Arbeitgebe­r 62.194 Euro. Der Staat räumt also schon bei einem Durchschni­ttseinkomm­en 49 Prozent ab.

Er bietet dafür auch etwas. Etwa gute Infrastruk­tur und ein vergleichs­weise üppiges Sozialsyst­em. Dort hat sich aber auch viel Fett angesetzt, dessen Finanzieru­ng zu überzogene­n Arbeitskos­ten führt. Die Ausgaben des Staats und seiner Sozialsyst­eme gehören also auf den Prüfstand und um Ineffizien­zen bereinigt.

Das geht entschiede­n leichter, wenn Transparen­z herrscht und die Zahler auch wissen, wie viel sie tatsächlic­h abliefern müssen. Deshalb: Hört endlich mit der unsinnigen Verschleie­rungstakti­k bei den Arbeitskos­ten auf und schickt die Lohnnebenk­osten in die verdiente Pension! Transparen­z ist immer der erste Schritt in die Staatsrefo­rm.

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