Wie man die wahre Belastung verschleiert
Reformen gehen leichter, wenn Bürger wissen, wie viel sie der Staat kostet.
D ie drei kanzlerverdächtigen Mittelparteien haben ihre Wirtschaftsvorstellungen für die Zeit nach der Wahl bisher zwar nur sehr rudimentär veröffentlicht. Aber ein Punkt findet sich durchgehend: Die Andeutung, die hohe Abgabenbelastung der Arbeit reduzieren zu wollen. Speziell die Lohnnebenkosten, über deren Senkung wir ergebnislos seit gefühlten dreißig Jahren diskutieren.
Wir hätten dazu eine ergänzende Forderung: Hört endlich mit dem Unsinn auf. Es gibt keine „Lohnnebenkosten“!
Es gibt einen Betrag X, den der Arbeitgeber für eine Arbeitseinheit zu bezahlen hat. Es gibt einen Betrag Y, den der Arbeitnehmer dafür auf sein Konto überwiesen bekommt. Und es gibt einen Betrag Z (= X–Y), den der Staat und seine Sozialinstitutionen einbehalten.
Wie immer man diesen Betrag Z aufteilt (etwa in Lohnhaupt-, -neben- oder sonstige Kosten) und wem und wie immer man diesen Betrag zuordnet (Arbeitgeber, Arbeitnehmer oder Pepi-Onkel) –, es ändert sich weder an den Arbeitskosten noch am Nettolohn etwas.
Das Konstrukt hat gemeinsam mit der fiktiven Größe Bruttolohn nur einen Zweck: die wahre Belastung der Arbeit zu verschleiern. D iese ist tatsächlich viel zu hoch. Ein Durchschnittseinkommen (ganzjährig Beschäftigter, arithmetisches Mittel laut Statistik Austria) von netto 31.947 Euro im Jahr kostet den Arbeitgeber 62.194 Euro. Der Staat räumt also schon bei einem Durchschnittseinkommen 49 Prozent ab.
Er bietet dafür auch etwas. Etwa gute Infrastruktur und ein vergleichsweise üppiges Sozialsystem. Dort hat sich aber auch viel Fett angesetzt, dessen Finanzierung zu überzogenen Arbeitskosten führt. Die Ausgaben des Staats und seiner Sozialsysteme gehören also auf den Prüfstand und um Ineffizienzen bereinigt.
Das geht entschieden leichter, wenn Transparenz herrscht und die Zahler auch wissen, wie viel sie tatsächlich abliefern müssen. Deshalb: Hört endlich mit der unsinnigen Verschleierungstaktik bei den Arbeitskosten auf und schickt die Lohnnebenkosten in die verdiente Pension! Transparenz ist immer der erste Schritt in die Staatsreform.