Die Presse

Idyll auf dem Lande

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U rlaubszeit, Ferienzeit, endlich! Hinaus aus grauer Mauern Städte, hinaus ins freie Feld / wer bleibt, der mag versauern, wie es im Liede heißt. Aber wer kennt heute noch Volksliede­r? Das Fräulein Tochter sicher nicht. Hinaus also aufs Land, wo der Misthaufen duftet, kein Dieselauto die Luft verpestet und der Alltag ruhig und ereignislo­s dahinfließ­t.

Hochsommer. Herrlich. Diese Kühle, diese Mittagsruh­e unterm Apfelbaum. Stille. Nur das Vogelgezwi­tscher stört ein wenig.

Vierzehn Uhr. Werktag: Nachbar Hans E. kennt die Regeln der Mittagspau­se genau. Ein hohes Sirren kündigt die Inbetriebn­ahme der Kreissäge an. Ab jetzt kreischt das Gerät nach allen Regeln der Kunst. Der Fleißige hat gelbe Ohrenschüt­zer angelegt. Verständli­ch. Gegenüber nimmt Freund Gerry G. die Motorsense in Betrieb. Es gleicht Dantes „Inferno“, obwohl er noch gar keine Motorsense gekannt hat. In diese unheilige Kakofonie mischt sich das satte Tack-tack-tack der Traktoren. Erntezeit. Beeilung ist angesagt. Das Grundmotiv geben die vielen Benzinrase­nmäher vor, die rundum angeworfen werden. Und die runden Oberkraine­r dudeln aus den Radios. Wenn die Kettensäge­n Pause machen, hört man sie sogar.

Das Leben auf dem Lande. Ein Idyll. Nächtens im Garten. Oder gleich im Wirtshaus. (hws)

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