Wenn der Schwerpunkt auf der Verpackung liegt
„Carmen endet als Wasserleiche“von Walter Weidringer, 21. 7. Möglich, dass ich einer der wenigen bin, die diese „Carmen“-Inszenierung schlicht und einfach zum Abgewöhnen finden . . .
Schon im Vorfeld war bezeichnend, dass der Schwerpunkt der Berichterstattung (bei so gut wie allen Medien) vom Bühnenbild, der damit verbundenen Technik und anderen technischen Details handelte. Auch wenn ich älteren Semesters bin, habe ich zumeist nichts gegen „moderne“Inszenierungen – nur wenn der Schwerpunkt sich auf die Verpackung und nicht auf den Inhalt richtet, kommt’s mir halt hoch.
Die Inszenierung selbst war für meine Begriffe schlicht und einfach nicht einmal provinztauglich. Da wird – wie vor hundert Jahren – vom Bühnenrand her zum Publikum gesungen (Karajan, schau obe), die Akteurinnen (gleich zu Beginn in der Arbeitspause) wuzeln sich da aufdringlich mit FILTERzigaretten (!) – die auch im Bühnenbild präsent waren – vordergründig erotisch auf dem Bühnenboden, die Soldaten im Hintergrund staken da wie schlecht geführte Marionetten umher und . . . Nein, lassen wir’s.
Gesanglich und musikalisch nicht wirklich aufregende Perfektionsware (manchmal) – zum Teil auch nicht gerade erstklassig.
Na, Hauptsache das Publikum ergötzt sich an den überdimensionalen Spielkarten und an sonst was – wahrscheinlich wie immer bei diesen Open-Air-Festspielen am Beiwerk wie Pausenbuffet und vielleicht auch Feuerwerk.
Mit Opernaufführung für meine Begriffe hat das sehr wenig zu tun – schrecklich, wie sich diese in der Gesellschaft breitmachende Trivialisierung breitmacht. Das eigentliche Erlebnis, die Musik und der Gesang eben, weichen immer mehr einem Event-Erlebnis, bei dem wichtig ist . . .
Aus, Schluss, das war’s.