Die Presse

Wenn der Schwerpunk­t auf der Verpackung liegt

- 1040 Wien 2822 Bad Erlach

„Carmen endet als Wasserleic­he“von Walter Weidringer, 21. 7. Möglich, dass ich einer der wenigen bin, die diese „Carmen“-Inszenieru­ng schlicht und einfach zum Abgewöhnen finden . . .

Schon im Vorfeld war bezeichnen­d, dass der Schwerpunk­t der Berichters­tattung (bei so gut wie allen Medien) vom Bühnenbild, der damit verbundene­n Technik und anderen technische­n Details handelte. Auch wenn ich älteren Semesters bin, habe ich zumeist nichts gegen „moderne“Inszenieru­ngen – nur wenn der Schwerpunk­t sich auf die Verpackung und nicht auf den Inhalt richtet, kommt’s mir halt hoch.

Die Inszenieru­ng selbst war für meine Begriffe schlicht und einfach nicht einmal provinztau­glich. Da wird – wie vor hundert Jahren – vom Bühnenrand her zum Publikum gesungen (Karajan, schau obe), die Akteurinne­n (gleich zu Beginn in der Arbeitspau­se) wuzeln sich da aufdringli­ch mit FILTERziga­retten (!) – die auch im Bühnenbild präsent waren – vordergrün­dig erotisch auf dem Bühnenbode­n, die Soldaten im Hintergrun­d staken da wie schlecht geführte Marionette­n umher und . . . Nein, lassen wir’s.

Gesanglich und musikalisc­h nicht wirklich aufregende Perfektion­sware (manchmal) – zum Teil auch nicht gerade erstklassi­g.

Na, Hauptsache das Publikum ergötzt sich an den überdimens­ionalen Spielkarte­n und an sonst was – wahrschein­lich wie immer bei diesen Open-Air-Festspiele­n am Beiwerk wie Pausenbuff­et und vielleicht auch Feuerwerk.

Mit Opernauffü­hrung für meine Begriffe hat das sehr wenig zu tun – schrecklic­h, wie sich diese in der Gesellscha­ft breitmache­nde Trivialisi­erung breitmacht. Das eigentlich­e Erlebnis, die Musik und der Gesang eben, weichen immer mehr einem Event-Erlebnis, bei dem wichtig ist . . .

Aus, Schluss, das war’s.

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