Leihräder aus China für Wien
Bike-Sharing. Mit seinen gelben Rädern ist Ofo in rund drei Jahren vom Studentenprojekt zum Weltmarktführer gewachsen. Von Wien aus will das chinesische Unternehmen in Europa Fuß fassen.
Mit seinen gelben Rädern ist Ofo vom Studentenprojekt zum Weltmarktführer gewachsen. Nun will das chinesische Unternehmen in der EU Fuß fassen.
Wien. Vor nicht einmal drei Jahren war Ofo ein Seminarprojekt Studierender der Universität Peking. Daraus wurde ein kleines Start-up, das in seinem Sektor zum weltweit erfolgreichsten Unternehmen gewachsen ist. Sein Wert wird derzeit auf zwei Milliarden Dollar geschätzt. Nach Asien und den USA will Ofo nun auch in Europa Fuß fassen – und das von Wien aus. Eine Niederlassung wurde bereits gegründet, Mitte August will man damit starten.
Ofo ist ein Fahrradverleih, der ähnlich wie Car2go funktioniert. Während es für die von der StadtWien-Tochter Gewista organisierten City-Bikes fixe Abstellplätze gibt, sollen Ofo-Räder bei jedem Radständer der Stadt abgestellt werden können. Die Fahrräder haben einen GPS-Sender und können per App lokalisiert werden. So kann ein Kunde herausfinden, wo das nächste Fahrrad abgestellt ist. Ebenfalls mittels App kann es dann reserviert werden. Entsperrt werden kann es mit Eingabe eines QR-Codes. Damit das Schloss rund um den Reifen nicht wieder zuschnappt und das Rad blockiert, muss das Fahrrad via Bluetooth mit dem Handy verbunden sein. Ist man am Ziel angekommen, trennt man die Bluetooth-Verbindung und das Rad sperrt sich automatisch ab.
Von Wien nach Europa
Derzeit hat Ofo rund 6,5 Millionen Fahrräder in 150 Städten. Pro Tag werden weltweit rund 25 Millionen Fahrten mit den gelben Rädern erledigt. Vor allem in China und im asiatischen Raum sind sie populär, aber auch in einigen großen Städten in den USA – wie etwa San Francisco – gibt es sie bereits. „Nun wollen wir nach Europa“, sagt der 27-jährige Gründer Fred Dong zur „Presse“. „Wien ist für unsere globale Mission dabei eine geografisch und strategisch wichtige Metropole, die eine Schlüsselrolle spielen könnte“, sagt er. Mitte August will man mit dieser Mission im zweiten Bezirk mit rund 200 Fahrrädern starten, um zu sehen, wie das Angebot bei den Wienern ankommt. In dieser Zeit soll das Service noch gratis sein. Nach der Testphase (noch ist nicht genau definiert, wie lange sie dauern soll) will man einen angemessenen Tarif bestimmen. Der wird sich aus jetziger Sicht wohl bei rund einem Euro pro Stunde einpendeln – dazu soll es auch einen gedeckelten Tagessatz geben.
Wenn Ofo in der Testphase angenommen wird, will man expandieren und sich dabei vor allem auf die Flächenbezirke konzentrieren – denn dort gebe es noch viel Bedarf. Die inneren Bezirke seien durch die City-Bikes der Stadt schon einigermaßen gut erschlossen – momentan gibt es dort rund 120 Ausleihstationen. „Wir fokussieren uns nun zuerst auf den Wiener Markt, wollen aber auch mit anderen Städten in Österreich in Kontakt treten“, sagt Dong. Fünf Vollzeitmitarbeiter habe man bereits angestellt, die sich um die Markteinführung kümmern sollen. Kontakt zu dem internationalen Start-up knüpfte übrigens die Wiener Wirtschaftsagentur, die auch aktiv internationale Betriebsansiedlungen forciert. Vergangenes Jahr gründeten 178 internationale Unternehmen eine Niederlassung in Wien – ein neuer Rekord.
Neuer Moped-Anbieter
Neben dem asiatischen Rad-Sharing-Anbieter Ofo versucht aktuell mit Mo2drive auch ein MopedSharing-Anbieter, auf dem Wiener Markt zu landen. Das Unterneh- men hat vor allem Mopeds und Leichtmotorräder der italienischen Kultmarke Vespa im Programm. Auch dieses System funktioniert ohne fixe Standplätze. Die Roller können im gesamten Geschäftsgebiet – das vor allem die inneren Bezirke umfasst – angemietet und abgestellt werden. Wie bei Ofo funktioniert auch hier die Inbetriebnahme mittels Handy-App. Zwei Helme in unterschiedlichen Größen sind inklusive Hygienehauberln im Helmfach.
Während Ofo und Mo2drive ihr Glück in Wien nun versuchen, hat sich kürzlich einer von drei in der Hauptstadt tätigen CarsharingAnbieter wieder zurückgezogen. Anfang Juli verlautbarte die Firma Zipcar via Aussendung, ihr Angebot mit 6. August einzustellen. Vor fünf Jahren hatte das (damals nach eigenen Angaben größte Carsharing-Unternehmen weltweit) verkündet, Wien als Sprungbrett für die Expansion in ganz Europa verwenden zu wollen. Gründe für den Rückzug wurden bisher nicht genannt.