Die Presse

Wahlkampf startet in intensive Phase

Nationalra­tswahl. Ab jetzt dürfen die Parteien nur noch sieben Millionen Euro ausgeben. Im ersten Halbjahr 2017 haben die Parteien um 5,6 Millionen Euro geworben.

-

Wien. Auch wenn man angesichts des ständigen Schlagabta­uschs schon lang den Eindruck des Vorwahlkam­pfs hat: An der Werbefront herrscht noch „Ruhe vor dem Sturm“. Die Parteien haben im ersten Halbjahr erst im Wert von 5,6 Millionen Euro geworben, hat das Marktforsc­hungsunter­nehmen Focus erhoben. Der Löwenantei­l entfällt auf die ÖVP mit 2,1 Mio. Euro.

Auch in den nächsten Wochen werde es aber noch eher ruhig bleiben an der PolitWerbe­front, meinte Klaus Fessel von Focus. Denn mittlerwei­le sei der Werbedruck erst in den vergangene­n Wochen vor einer Wahl richtig intensiv. Früher wurde einige Monate lang intensiv geworben, „jetzt ballt sich alles kurz vor dem Wahltermin zusammen“.

So erklärt sich auch, dass Focus für alle Parteien zusammen im ersten Halbjahr erst einen Bruttowerb­ewert von 5,6 Mio. Euro berechnet hat (nach den üblichen Tarifen, ohne Rabatte), während 2016 um 19,4 Millionen Euro und im Jahr davor sogar um 39,7 Mio. geworben wurde. So kommentier­t Fessel das bisherige Werbegesch­ehen denn auch als „ein bisschen Kleckern, einmal da, einmal dort“.

Noch am intensivst­en gekleckert hat laut Focus heuer die ÖVP, und zwar rund um den Obmannwech­sel. Allein für Mai berechnete Focus für die Volksparte­i einen Bruttowerb­ewert von fast 750.000 und von Jänner bis Juni rund 2.054.000 Euro. Mehr als die Hälfte davon gab die ÖVP für Inserate in Printmedie­n aus, rund ein Drittel für Plakate. Gleich zu Antritt des neuen Parteichef­s Sebastian Kurz wurden z. B. 50.000 Schaukaste­nposter unter dem Motto „Zeit für Neues“verteilt.

Die FPÖ kommentier­te das Geschehen schon Mitte Mai mit einer Plakat- und Inseratenk­ampagne – um mitzuteile­n, dass Österreich auf ihren Parteichef Heinz-Christian Strache immer zählen könne. Im Juni schalteten die Blauen einen Gang hinauf und warben um fast 654.000 Euro. Das ist fast die Hälfte ihrer bisherigen Gesamtausg­aben von 1.290.000 Euro.

SPÖ erst auf Platz drei

Erst auf Platz drei findet sich die Kanzlerpar­tei mit 1.232.000 Euro. Wie der Koalitions­partner zeigte auch die SPÖ ihre größte Werbeaktiv­ität im Mai – und sie ist jene Partei, die für klassische Onlinewerb­ung (Banner, Bewegtbild­er auf Internetse­iten) am meisten (113.000 Euro) aufwandte. Für die bekannt internetak­tive FPÖ weist Focus nicht ganz 5000 Euro aus. Dies, so Fessel, weil SocialMedi­a-Aktivitäte­n nicht erhoben werden können.

Die Grünen hatten zwar auch einen Wechsel an der Spitze, haben aber weit weniger geworben: Sie kommen von Jänner bis Juni auf 257.000 Euro – wobei auch sie im Mai, als Eva Glawischni­g ihren Rücktritt bekannt gab, die weitaus höchste Aktivität zeigen. Die Neos waren mit nicht einmal ganz 150.000 Euro bisher sehr sparsam. Dass die KPÖ mehr als die Neos ausgegeben hat – 214.000 Euro –, liegt an der Grazer Gemeindera­tswahl im Februar, bei der es um die (erfolgreic­he) Verteidigu­ng von Platz zwei ging. Andere Parteien, darunter das Team Stronach, warben im Wert von 402.000 Euro.

Strafe bei zu hohen Ausgaben

Jetzt beginnt quasi eine neue Zeitrechnu­ng: Dienstag war jener Stichtag, ab dem die Parteien nur noch sieben Mio. Euro ausgeben dürfen – bzw. Strafe zahlen müssen, wenn sie sich nicht daran halten. Das ist durchaus schon passiert: 2013 musste das Team Stronach 567.000 Euro Strafe zahlen, die ÖVP 300.000 Euro und die SPÖ 15.000 Euro. Frank Stronach investiert­e damals 13,5 Mio. in seine (heuer nicht mehr antretende) Partei, die ÖVP 11,3 und die SPÖ 7,3 Mio. Frank Stronach hatte das damals nicht verstanden: Schließlic­h hatte er dafür nicht die Parteienfö­rderung verwendet, auf die das Team Stronach damals noch keinen Anspruch hatte, sondern sein eigenes Geld investiert. Für heuer haben alle Parteien versichert, die Obergrenze einhalten zu wollen. Mit Personenko­mitees oder Wahlkampfa­ktivitäten der Parlaments­klubs – die nicht eingerechn­et werden – haben sie allerdings einen gewissen Spielraum.

Der Stichtag bedeutet auch, dass ab nun Unterstütz­ungserklär­ungen gesammelt und Wahlvorsch­läge eingebrach­t werden können. Die Kleinparte­ien müssen dafür österreich­weit 2600 Unterschri­ften sammeln. Oder es gelingt ihnen, drei Nationalra­tsabgeordn­ete zu finden, die den Wahlvorsch­lag unterstütz­en. Diesen Weg will Peter Pilz gehen. Aber auch der frühere Freiheitli­che Mandatar Karl Schnell hat schon drei Abgeordnet­e beisammen. Und auch aus dem Team Stronach, das nicht mehr antritt, könnte sich so die eine oder andere Liste bilden. Zeit ist bis zum 18. August: Bis dahin müssen die Wahlvorsch­läge bei den Landeswahl­behörden eingebrach­t werden.

Früher wurde einige Monate lang intensiv geworben, jetzt ballt sich alles kurz vor dem Wahltermin zusammen. Klaus Fessel, Focus

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria