Warum Belohnung nicht immer gut ist
Zur Auftragsvergabe für den Parlamentsumbau.
E s war einmal eine europaweite Baumeisterausschreibung für den Parlamentsumbau im Wert von rund 50 Millionen Euro, die dann plötzlich wieder zurückgezogen wurde. Der Grund: Alle drei aus Österreich stammenden Angebote lagen deutlich über dem, was namhafte Zivilingenieurbüros im Vorfeld festgelegt hatten. Es roch nach Preisabsprache, hinter vorgehaltener Hand ein Thema in der ganzen Baubranche.
Natürlich traut sich niemand, diesen Vorwurf laut zu erheben. Denn erstens würde man ja eine Straftat vorwerfen und zweitens würde das die Vorgänge aus der Sicht der Projektverantwortlichen verkomplizieren. Denn dann müsste man jene drei Unternehmen eigentlich aus dem Wettbewerb ausschließen beziehungsweise erneut ausschreiben. Das wäre natürlich unangenehm und würde den Umbau massiv verzögern ergo verteuern.
Und so hat man lieber wieder einmal eine österreichische – aber wenig staatstragende – Lösung gewählt: Die Projektverantwortlichen wollen sich mit den Bietern an einen Tisch setzen, um sie auf den zuvor geschätzten Preis zu drücken. Davon abgesehen, dass die Ermittlung eines Bestpreises anders aussehen sollte, belohnt man nun einen dieser Bauträger mit einem Millionenauftrag – und zwar ohne den in der Luft liegenden Verdacht abgeklärt oder auch nur angesprochen zu haben. In der Baubranche liegt vieles im Argen – derartige Entscheidungen tragen mit Sicherheit nicht zu einer Änderungen der Praktiken bei.