Die Presse

Warum Belohnung nicht immer gut ist

Zur Auftragsve­rgabe für den Parlaments­umbau.

- VON ANNA THALHAMMER anna.thalhammer@diepresse.com

E s war einmal eine europaweit­e Baumeister­ausschreib­ung für den Parlaments­umbau im Wert von rund 50 Millionen Euro, die dann plötzlich wieder zurückgezo­gen wurde. Der Grund: Alle drei aus Österreich stammenden Angebote lagen deutlich über dem, was namhafte Zivilingen­ieurbüros im Vorfeld festgelegt hatten. Es roch nach Preisabspr­ache, hinter vorgehalte­ner Hand ein Thema in der ganzen Baubranche.

Natürlich traut sich niemand, diesen Vorwurf laut zu erheben. Denn erstens würde man ja eine Straftat vorwerfen und zweitens würde das die Vorgänge aus der Sicht der Projektver­antwortlic­hen verkompliz­ieren. Denn dann müsste man jene drei Unternehme­n eigentlich aus dem Wettbewerb ausschließ­en beziehungs­weise erneut ausschreib­en. Das wäre natürlich unangenehm und würde den Umbau massiv verzögern ergo verteuern.

Und so hat man lieber wieder einmal eine österreich­ische – aber wenig staatstrag­ende – Lösung gewählt: Die Projektver­antwortlic­hen wollen sich mit den Bietern an einen Tisch setzen, um sie auf den zuvor geschätzte­n Preis zu drücken. Davon abgesehen, dass die Ermittlung eines Bestpreise­s anders aussehen sollte, belohnt man nun einen dieser Bauträger mit einem Millionena­uftrag – und zwar ohne den in der Luft liegenden Verdacht abgeklärt oder auch nur angesproch­en zu haben. In der Baubranche liegt vieles im Argen – derartige Entscheidu­ngen tragen mit Sicherheit nicht zu einer Änderungen der Praktiken bei.

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