Das Service allein ist nicht genug
Beachvolleyball. Hannes Jagerhofer erfüllt sich mit der WM auf der Donauinsel einen Traum, ob aber ein Turnier in Wien Zukunft haben kann? In der WM-Historie ist Österreich noch medaillenlos.
Wien. Beachvolleyball, Grand Slam, andere Großereignisse oder Partystimmung – all das wurde in Österreich in den vergangenen zwei Jahrzehnten ausnahmslos mit Klagenfurt und Wörthersee assoziiert. Das von Hannes Jagerhofer organisierte Event stellte alles und jede Konkurrenz in den Schatten, doch nach finanziellen Differenzen mit Kärnten zog sein Tross ab. Mit der WM auf der Wiener Donauinsel, sie beginnt am Freitag, findet dieser mitreißende, beeindruckende Sport für heuer einen glanzvollen Höhepunkt. Über die Zukunft des Turniers schweigt sich Jagerhofer aus, ihn selbst zieht es privat nach Fort Lauderdale, Florida.
10.000 Zuschauer fasst seine „Sandkiste“auf der Donauinsel, er bemüht für das 65.000 m2 große Areal sogar den Vergleich mit Disneyworld. Beachvolleyball sei ja nicht nur, und in diesem Punkt offenbart sich der eigentliche Zugang, Sport allein. Das Flair mache viel aus, diverse Festivitäten rundum, Entertainment mit DJ und Musik – es ist das altbekannte Er- folgskonzept, nun halt an anderer Stelle und zum zweiten Mal nach 2001 mit WM-Ehren geschmückt.
Live-TV, Sponsormillionen und Aufwartung wichtiger Funktionäre wie IOC-Präsident Thomas Bach zählt Jagerhofer auf, 55.000 zusätzliche Nächtigungen – es wären wichtige „Puzzleteile“, die auf Wiens Visitenkarte müssen. Harmoniere es, wäre eine Zukunft seines Turniers auf der Insel durchaus vorstellbar. Ob es auch finanzierbar ist, ist eine Frage für die Stadtpolitik. Für die WM wurden neun Millionen Euro budgetiert.
Österreichs Anspruch
Auch aus sportlicher Sicht ist der Blick ernüchternd. Bislang gewann kein ÖVV-Duo eine Medaille bei WM oder Olympia oder ein GrandSlam-Turnier. Groß waren die Hoffnungen und Erwartungen immer, der finale Smash jedoch landete stets neben der Linie. Um diesem Trend Einhalt zu gebieten, engagierte ÖVV-Präsident Peter Kleinmann nach den Sommerspielen von Rio 2016 den Rumä- nen Stelian Moculescu. Der Deutsch-Rumäne und VolleyballExperte wurde als Autorität installiert, „der zentralisiert Strukturen schaffen und allen Spielern wie Trainern helfen soll“, sagt Kleinmann, der sich im September nach 40 Jahren im österreichischen Volleyball zurückziehen wird.
Als Beachvolleyball-Cheftrainer agiert Robert Nowotny, er hat in Wien die Obhut über vier Duos: Clemens Doppler/Alexander Horst, Robin Seidl/Tobias Winter, Thomas Kunert/Christoph Dressler und Martin Ermacora/Moritz Pristauz. Dieses Quartett ist auch über eine Fixqualifikation bzw. Wildcards in das WM-Feld gekommen. Moculescu, 67, sagt, dass er „im ständigen Austausch mit den Trainern“sei und Doppler/Horst „das meiste Potenzial“haben. Stefanie Schwaiger/Katharina Schützenhöfer sind die größten ÖVVHoffnungsträgerinnen. Prognosen für die erste Medaille in der 20-jährigen WM-Historie wollte er jedoch keine abgeben.
Die Favoriten
Die Wahrscheinlichkeit ist zu groß, dass ein anderer, sowohl bei Damen als auch Herren mit je 48 Paaren auf dem Centercourt, mit 2500 Tonnen Sand gefüllt, gewinnt. Bei den Herren ragen Alison/Bruno (Bras), Dalhausser/Lucena (USA), Brouwer/Meeuwsen (NED) oder die Russen Krasilnikow/Liamin hervor, bei den Damen sind es Talita/Larissa aus Brasilien oder Deutschlands Olympiasiegerinnen Ludwig/Walkenhorst.