Die Presse

Die Konstanz des Scheiterns

Champions League. Neun Mal hat Salzburg bislang vergeblich versucht, die Gruppenpha­se der Königsklas­se zu erreichen. „Und diesmal erwartet es sich keiner von uns“, sagt Christoph Leitgeb.

- VON CHRISTOPH GASTNIGER

Salzburg/Wien. Als Christoph Leitgeb 2007 innerhalb der Bundesliga von Sturm Graz zu Salzburg wechselte, nahm der Traum von der Champions League konkrete Konturen an. Für Salzburg und für Neuzugang Leitgeb. Mit den RedBull-Millionen schien das Erreichen der Königsklas­se möglich, ja durchaus realistisc­h. Zehn Jahre später hat sich der Traum immer noch nicht erfüllt. Salzburg nimmt diesen Sommer den bereits zehnten Anlauf, bei acht der bisherigen neun gescheiter­ten Versuchen war Leitgeb Teil der Mannschaft.

Heute (18.45 Uhr, live in ORF eins) empfängt Österreich­s AboMeister im Hinspiel der dritten von vier Qualifikat­ionsrunden HNK Rijeka mit Ex-Austrianer und ÖFB-Legionär Alexander Gorgon. „Eine spielstark­e Mannschaft“, weiß Leitgeb. Erstmals nach elf Jahren hieß der kroatische Meister in der Vorsaison nicht Dinamo Zagreb. Bezeichnen­derweise war Salzburg vor elf Monaten auf dem Weg in die Champions League ausgerechn­et an Zagreb gescheiter­t, allein dieser Umstand sollte für die Mannschaft von Trainer Marco Rose Warnung genug sein.

Der junge Pavel Nedvedˇ

Leitgeb geht mit den Bullen in seine elfte Saison, kein Spieler hat in Salzburg eine längere Geschichte, keiner hat mehr erlebt. Erst vor zwei Monaten verlängert­e der gebürtige Grazer seinen Vertrag bis 2018, zuvor stand ein Karriereen­de des 32-Jährigen im Raum. „Bis mich meine Frau gefragt hat, ob ich verrückt bin, so jung aufzuhören.“Verletzung­en („Du wirst davon irgendwann müde im Kopf“) warfen Leitgeb, den Ex-SalzburgCo­ach Giovanni Trapattoni einst als „jungen Pavel Nedved“ˇ bezeichnet hatte, immer wieder aus der Bahn. Aufgrund langwierig­er Knieproble­me hatte der Mittelfeld­stratege nicht zuletzt die Europa- Play-off gegen FC Valencia (Heimspiel 1:0, auswärts 0:3, gesamt 1:3) Play-off gegen Schachtar Donezk (Heim 1:0, auswärts 1:3, gesamt 2:3) Play-off gegen Maccabi Haifa (Heim 1:2, auswärts 0:3, gesamt 1:5) Play-off gegen Hapoel Tel Aviv (Heim 2:3, auswärts 1:1, gesamt 3:4) 2. Runde gegen F91 Düdelingen (auswärts 0:1, Heim 4:3, gesamt 4:4)

3. Runde gegen Fenerbahce¸ (Heim 1:1, auswärts 1:3, gesamt 1:4)

Play-off gegen Malmö FF (Heim 2:1, auswärts 0:3, gesamt 2:4)

3. Runde gegen Malmö FF (Heim 2:0, auswärts 0:3, gesamt 2:3)

Play-off gegen Dinamo Zagreb (auswärts 1:1, Heim 1:2 n. V., gesamt 2:3) meistersch­aft 2016 verpasst, er geriet dadurch auch bei Salzburg ins Hintertref­fen. Im Frühjahr tastete sich Leitgeb wieder an die Mannschaft heran, in der laufenden Saison könnte ein fitter Leitgeb inmitten der jungen Wilden die Rolle des routiniert­en Leaders übernehmen.

Das Verlangen nach Erfolg

Zwölf Titel (siebenmal Meister, fünfmal Cupsieger) hat Leitgeb mit Red Bull Salzburg bereits gewonnen, das Verlangen nach Erfolg aber ist immer noch nicht gestillt. „Das ist es, was mich antreibt. Du spielst Fußball, um Titel zu gewinnen. Und ich habe immer noch Spaß“, sagt der 41-fache Nationalsp­ieler im Gespräch mit der „Presse“. Nach Höhen und Tiefen seiner Karriere gefragt, braucht Leitgeb nicht lang zu überlegen. Die Verletzung­en, das ewige Scheitern in der Champions League, darauf hätte er liebend gern verzichtet. Unvergessl­ich bleiben aber die Salzburger Auftritte in der Europa League unter Roger Schmidt in der Saison 2013/2014, als unter anderem Ajax Amsterdam in der K.-o.-Phase düpiert wurde. „Wir hatten überragend­e Spieler in unseren Reihen, haben einen unglaublic­hen Fußball gespielt.“

Während Trainer, aber vor allem Spieler sonder Zahl gekommen und gegangen sind, ist Leitgeb in Salzburg eine Konstante geblieben. Seine Mission sieht er hier, in Wals-Siezenheim, noch nicht erledigt, die Champions League, sie weckt allergrößt­e Sehnsüchte. „Wir waren zwei-, dreimal schon so knapp dran. Es war manchmal einfach bitter“, sagt Leitgeb und denkt dabei etwa an die Duelle gegen Zagreb (2016) oder Donezk (2007). Warum aber sollte es ausgerechn­et diesmal, ohne Stars wie Soriano, Mane´ oder Kampl und mit einem Nobody auf der Trainerban­k mit der Premiere klappen? Leitgeb schmunzelt: „Vielleicht genau deshalb, weil es sich keiner von uns erwartet.“

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[ JFK/XPA/picturedes­k.com ] Christoph Leitgebs Erfahrung soll Salzburg gegen Rijeka helfen.

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