Österreichs Marschroute: „Nur nicht verstecken!“
Frauen-EM. Schon ein Punktgewinn reicht Österreichs Nationalmannschaft heute gegen Island zum Aufstieg ins Viertelfinale, in der Favoritenrolle sieht Teamchef Dominik Thalhammer seine Mannschaft aber dennoch nicht.
Wageningen/Rotterdam. Der historische Erfolg ist zum Greifen nahe, das EM-Viertelfinale wirft seinen Schatten voraus: Österreichs Fußball-Frauennationalteam muss allerdings noch eine letzte Hürde nehmen. Heute (20.45 Uhr, live in ORF eins) wartet in Rotterdam Island als letzter Gruppengegner, gegen die schon ausgeschiedenen Nordeuropäerinnen würde ein Punkt fix zum Weiterkommen reichen. Zumindest das soll gelingen, auf Schützenhilfe von Frankreich will man sich im ÖFB-Lager nämlich nicht verlassen. „Es wäre hervorragend, wenn wir die Vorrunde ohne Niederlage überstünden, das ist unser erklärtes Ziel“, gab ÖFBTeamchef Dominik Thalhammer die Marschroute vor.
Im Unterfangen, auf einen Punkt zu spielen, fehlt der ÖFB-Elf die Erfahrung. Die Devise ist deshalb eine andere. „Wir wollen uns nicht nur verstecken, um unbedingt einen Punkt zu holen, sondern unser Spiel durchziehen“, betonte Mittelfeldspielerin Sarah Zadrazil. Thalhammer sah sein Team im letzten Gruppe-C-Duell nur bedingt in der Favoritenrolle. „Wenn man die Resultate betrachtet, schon, aber wenn man die Leis- tungen betrachtet, nicht, weil jene von Island gut waren, aber nicht belohnt worden sind“, analysierte der 46-Jährige.
Verlockende Ausgangssituation
Gegen Frankreich gab es wegen eines späten Gegentores ein 0:1, gegen die Schweiz ein 1:2. Die ÖFB-Auswahl, sie ist die Überraschung dieses Turniers, hält nach einem 1:0 gegen die Schweiz und einem 1:1 gegen Frankreich bei unerwarteten vier Zählern. Mehr als die halbe Miete auf dem Weg in die K.-o.-Phase ist eingefahren, da Frankreich (4) und die Schweiz (3) im Parallelspiel aufeinandertreffen. Thalhammer: „Die Konstellation ist sehr gut für uns, weil Frankreich mit der besten Mannschaft spielen muss, sonst könnte der große Turnierfavorit in der Vorrunde weg sein.“
Zu Rechenspielen sowie einem ÖFB-Out kann es nur kommen, wenn die momentan gleichauf liegenden Teams Österreich und Frankreich verlieren sollten. Ein unwahrscheinliches Szenario.
Das Selbstvertrauen der Österreicherinnen wächst von Tag zu Tag, der Respekt vor den Isländerinnen aber ist groß. Thalhammer schätzt sie als „unangenehme Hürde“ein. „Das ist eine ganz schwierig zu bespielende Mannschaft, die ähnlich wie wir agiert.“Dessen sind sich auch die Spielerinnen bewusst. „Island hat eine robuste, körperlich starke Mannschaft“, warnte Offensivspielerin Lisa Makas, Torschützin gegen Frankreich. Es gilt, sich auch vor zahlreichen isländischen Fans zu behaupten. Torfrau Manuela Zinsberger: „Wir müssen wieder über unsere Grenzen gehen.“
Österreich und Island treffen auf A-Team-Ebene erstmals aufeinander. Im Nachwuchsbereich hatte Island am 7. Oktober 2011 in der U17-EM-Qualifikation in Gloggnitz 2:1 gesiegt. Trainer war damals Thalhammer, mit Zinsberger, Nicole Billa und Sophie Maierhofer waren drei Spielerinnen vom EM-Kader damals dabei. Jetzt sinnen sie auf der großen EM-Bühne auf Revanche.