Paradiese mit Schlangen
E in Kleinformat hat es wieder getan: „Beben im Paradies“titelte die „Krone“nach dem Erdbeben, das kürzlich die östliche Ägäis erschüttert hatte. Auf der griechischen Insel Kos und an der türkischen Küste bei Bodrum gab es Schäden und einen Kleintsunami, zwei Menschen kamen um, viele wurden verletzt.
Ja, das war arg – und ich kann mich noch gut dran erinnern, als ich einst in einem Hotel in Eilat (Israel) döste, plötzlich das Zimmer schwankte und ich in Shorts ins Freie rannte. Mann, ging da die Pump’n! Doch darum geht’s nicht, sondern um das Wort Paradies: Wieso werden, wenn von Orten die Rede ist, wo relativ viele Reisende sind, diese stets mit dem bachenen Sprachhemmschuh „Paradies“tituliert? Und zwar nicht nur, wenn etwas bebt, brennt, überflutet wird oder sonst ein Schaden geschieht. Seltsamerweise bekommen bei uns praktisch auch nur ausländische Orte bzw. Regionen – ob Mallorca, die Coteˆ d’Azur, die Dom-Rep, Thailand, die x-te Griecheninsel – das doofe Etikett „Urlaubsparadies“verpasst. Das zeugt wohl davon, wie man im Vergleich dazu unser eigenes Land sieht.
Dabei ist’s ja so: Auch viele jener Paradiese sind gut getarnte Höllen. Etwa da, wo sich Tausende drängeln, man ewig vor irgendeiner Attraktion ansteht oder das All-inclusive-Schandband tragen muss. Und ein Paradies ohne Schlangen gibt’s sowieso nicht. (wg)