Die Presse

Machtkampf in ÖGB, AK bremst SPÖ

Nationalra­tswahl. Donnerstag­abend hat Christian Kern in Graz den Wahlkampf offiziell gestartet. Seiner Partei drohen interne Machtkämpf­e, bei AK und ÖGB soll es einen Führungswe­chsel geben.

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Graz. Was in der SPÖ passiert und was nicht, hängt stark vom Willen der mächtigen Gewerkscha­ft ab. Dass deren Präsident, Erich Foglar (61), am Donnerstag zu Christian Kerns Wahlkampfa­uftakt in Graz kommen würde, war zu erwarten. Dass dort nicht nur Kerns berufliche Zukunft, sondern zumindest unter den zahlreiche­n Gewerkscha­ftern am Rande auch die Foglars Thema sein würde, ebenso.

Denn es sind noch neun Monate bis zum ÖGB-Bundeskong­ress – und für eine mögliche Nachfolge Foglars rüstet man sich bereits. Seine fünfjährig­e Amtszeit läuft nächstes Jahr aus, im Gewerkscha­ftsbund ging man zuletzt davon aus, dass er nicht noch einmal antreten wird.

Nun wird mit dem niederöste­rreichisch­en Arbeiterka­mmer-Präsidente­n, Markus Wieser (51), erstmals ein potenziell­er Wunschnach­folger Foglars genannt. Foglar und der frühere mächtige Metallerge­werkschaft­schef Rudolf Nürnberger (72) forcierten Wieser und versuchten, diesen für den Posten des ÖGB-Präsidente­n in Stellung zu bringen, heißt es aus Gewerkscha­ftskreisen. Nürnberger habe dafür sein immer noch intaktes Altherrenn­etzwerk in der Gewerkscha­ft aktiviert. Freilich hatte der langjährig­e FSG-Chef zuletzt nicht einmal in der eigenen Gewerkscha­ft seinen Wunschkand­idaten durchgebra­cht.

Wieser kommt wie Foglar und Nürnberger aus der früheren Metallerge­werkschaft, die inzwischen mit der Textil-, Nahrungs- und Chemiegewe­rkschaft die Produktion­sgewerksch­aft PRO-GE bildet. Er war dort Bundesjuge­ndvorsitze­nder und niederöste­rreichisch­er Landessekr­etär und gilt wie Foglar als Schützling Nürnberger­s, der seine Funktion als Metaller-Chef 2006 rund um die Affäre der früheren Gewerkscha­ftsbank Bawag und den dadurch bedingten finanziell­en Scherbenha­ufen für den ÖGB überrasche­nd zurücklegt­e.

Personalsp­ekulatione­n

Seit Herbst 2013 ist Wieser Präsident der Arbeiterka­mmer Niederöste­rreich und darüber hinaus auch Vorsitzend­er des ÖGB in Niederöste­rreich. Von den Spekulatio­nen um seine Person will er noch nichts gehört haben. Auch im ÖGB wollte man die Nachfolges­pekulation­en nicht befeuern.

Ambitionen auf die Nachfolge Foglars werden in Gewerkscha­ftskreisen auch der Vida, Eisenbahne­rgewerksch­after Roman Hebenstrei­t und Bau/Holz-Gewerkscha­ftschef Beppo Muchitsch nachgesagt. Von manchen wird auch GPA-Chef Wolfgang Katzian forciert, der aber lieber auf der realpoliti­sch mächtigere­n Position des FSG-Vorsitzend­en bleiben will. Sollte es im Vorfeld des Bundeskong­resses zu keiner gütlichen Einigung auf ein Personalpa­ket kommen und nach der Nationalra­tswahl Schwarz-Blau die Regierung stellen, dann sei auch denkbar, dass Foglar doch noch ein bis zwei Jahre als Präsident anhängt, heißt es in Gewerkscha­ftskreisen.

Nachfolgef­rage auch in der AK

Offen ist darüber hinaus, wer künftig die Arbeiterka­mmer anführt. Präsident Rudolf Kaske erwägt seit Längerem einen Rückzug ins Privatlebe­n. Gehandelt wurden als Nachfolger zuletzt der Vorsitzend­e der Gemeindebe­diensteten-Gewerkscha­ft, Christian Meidlinger, sowie der Leitende ÖGB-Sekretär, Bernhard Achitz. Ersterer hat den Nachteil, aus dem öffentlich­en Dienst zu stammen und kein klassische­r Arbeiterve­rtreter zu sein, Letzterer hat keinen der großen Player hinter sich. (APA/ath)

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[ APA ] AK-Präsident Rudolf Kaske (vorne) und ÖGBChef Erich Foglar (hinten).

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