Man bringe die Harfe! Christian Kerns Prosa
Wenn die Chefs von Rot und Blau aneinandergeraten – zumindest ein bisschen.
Christian Kern hat seine freundliche Drohung wahr gemacht und mit mir ein Gespräch über die Ursachen des Wirtschaftswachstums geführt. Der Einfachheit halber habe ich das Telefonat zwischen seinem Besuch der Welser Messe und der Ö1-„Klartext“-Debatte mit HeinzChristian Strache am Abend gleich zu einem Interview umfunktioniert.
Damit die Zeitung auch etwas davon hat. Und natürlich die Leser. Immerhin nennt Kern als Grund für den steigenden Privatkonsum auch die von seinem Vorgänger, Werner Faymann, beschlossene Steuerreform. Noch mehr fehlt ihm aber offenbar Reinhold Mitterlehner, dem er so ziemlich in jedem Interview und Gespräch als verflossenem Traumregierungspartner nachweint.
Sebastian Kurz nennt er nicht so gern namentlich, dafür zerpflückt er dessen Wirtschaftsprogramm und Steuervorschläge, die nicht finanzierbar seien, was jeder, der einen Taschenrechner bedienen und/oder halten könne, sofort merke. Von diesem Bild werden wir noch oft hören. (Kurz verwendet vielleicht tatsächlich weniger einen Taschenrechner denn die entsprechende Funktion am Smartphone.)
Sanfter, aber doch mit unterhaltsamen Attacken gespickt ging dann am Abend die zweite Auflage des Duells Kern gegen Strache im schönen Saal des Funkhauses über die Bühne. Es wurde zwar nicht so gekuschelt wie beim ersten Mal im Vorjahr. Emotional wurden beide Herren aber auch nicht. Beide griffen den abwesenden Kurz an, der wegen eines Auslandstermins abgesagt und so für Strache Platz gemacht hatte: Strache nannte Kurz wegen dieser Absage den teuersten Flüchtling Österreichs. Das klang witzig, ich habe Herbert Kickls vorgeschriebenen Witz dennoch noch nicht ganz verstanden. Wieso teuer?
Ein bisschen gerieten die Herren auch aneinander. Kern zu Strache: „Sie haben Kärnten fast versenkt.“Strache zu Kern: „Dann sind Sie Geschichte“(auf Platz zwei, Anm. von mir). Kerns schönste Prosa: „Sie sagen schlicht die Wahrheit nicht!“Man bringe die Harfe. Aber die „Respektsebene“(Strache) blieb wie die Koalitionsoption beiden. Danach durften ein paar Chefredakteure das alles auf ORF III ernsthaft kommentieren. Wir