Dienstbare Geister der Neuzeit
Der Lift erwartet den Benutzer mit geöffneten Türen, Heizung und Klimaanlage temperieren das Meeting nach Anzahl der Teilnehmer. Die Zukunft hat schon begonnen.
Intelligente Gebäude erinnern mitunter an Zeiten, als noch dienstbare Geister das Leben leicht gemacht haben. „Bald werden wir, ohne einen Knopf zu drücken, in unser Büro oder unsere Wohnung kommen“, prophezeit Gernot Schöbitz, Geschäftsführer von Kone Österreich. Der Aufzugshersteller hat ein System zur Automatisierung des Personenflusses in Gebäuden entwickelt. Die Technik erkennt am Smartphone oder an einem Chip, wenn ein Berechtigter das Gebäude betritt, öffnet ihm das Garagentor, stellt den Lift bereit, fährt die Kabine in die richtige Etage und öffnet beim Aussteigen die Bürotür. „Mit der digitalen Technik ist fast alles möglich“, meint Schöbitz.
Energiemanagement
Der quasi mitdenkende Aufzug ist nur das augenfälligste Element eines intelligenten Gebäudes. Die Technik sollte dem Nutzer das geben, was er in einem Bauwerk will, wie man es bei Dial, einem deutschen Spezialisten für Gebäudeautomation, formuliert: „Optimale Temperatur, frische Luft, optimale Beleuchtung, Zugang zu Räumen, Sonnenschutz, Vernetzung mit Menschen, Informationen.“Künftig wird man hierfür nicht einmal mehr ein Smartphone benötigen, meint man bei Dial: „Die Nutzer eines Gebäudes brauchen im Idealfall nichts anderes tun, als sich natürlich zu verhalten.“
Vor allem aber soll die digitale Technik Energie sparen und die Effizienz der technischen Anlagen steigern. Bei der intelligenten Aufzugstechnik heißt das etwa, die Anlage so zu steuern, dass die Wartezeiten möglichst kurz und zugleich die Kabinen möglichst ausgelastet sind, berichtet Schöbitz. Auch die Erhaltung ist weitgehend automatisiert: Das System meldet Störungen selbstständig an den Aufzugsbetreiber. Durch Analyse der Aufzugsdaten erkennt es sogar Defekte, bevor der Aufzug
ist das eine, die optimale Vernetzung der über Sensoren gewonnenen Informationen das andere. Solche Big-Data-Ansätze ermöglichen nicht nur eine profunde Analyse von Betriebskosten oder Gebäudenutzen, sondern in letzter Konsequenz auch eine nahezu vollständige Automatisierung eines Gebäudes. Vor allem im Hinblick auf das Energiemanagement ergeben sich dadurch ganz neue Möglichkeiten, die bisher noch unzureichend genutzt werden. Unternehmen wie Kone, die Siemens AG und andere entwickeln bereits entsprechende Lösungen. stillsteht. Dieser Aspekt ist auch für Robert Hammerling, Wien-Energie-Mitarbeiter im Forschungsteam der Aspern Smart City Research ASCR, zentral. „Spätestens dann, wenn in Gebäuden Energie über Wärmepumpe und Fotovoltaik selbst erzeugt wird, ist ein optimales Energiemanagement über intelligente Technik Voraussetzung für einen ressourceneffizienten und ökonomischen Betrieb“, sagt er. Wobei es nicht allein um den sparsamen Umgang geht. Genaue Prognosen über Erzeugung und Verbrauch sollen es ermöglichen, die (billige) eigene Energie genau dann zu nützen, wenn Elektrizität, Wärme oder Kälte vom Netzbetreiber besonders teuer angeboten werden. Die alten Regelungsstrategien für Heizung und Klima, die sich primär daran orientieren, ob es draußen warm oder kalt ist, reichten dazu nicht aus, meint Hammerling.
Das Haus müsse wissen, was in seinem Inneren passiert, und vorausschauend agieren. Dabei helfen Sensoren, aber auch die Vernetzung mit anderen Systemen: „Im Idealfall wäre die Besprechungszimmerbelegung mit der Raumregelungstechnik verbunden, die Haustechnik wüsste, wie viele Personen um welche Zeit an der Konferenz teilnehmen und könnte abhängig davon den Raum optimal beheizen oder kühlen.“Möglich sind solche Lösungen schon jetzt: Viele der dafür notwendigen Daten sind bereits digital verfügbar, Sensoren gibt es mittlerweile spottbillig. „Teuer und noch eine Herausforderung ist die Integration all dieser Informationen in ein funktionierendes Gesamtsystem“, erläutert der Experte.
Voll vernetzt
In Zukunft sollte ein smartes Gebäude auch mit den Bauwerken in seiner Umgebung kommunizieren, um Energie optimal zu nutzen, meint Hammerling. Die morgendlichen Startzeiten für Klimaanlage, Heizung oder Lüftung könnten so automatisch abgestimmt werden. Und letztlich wird im Smart Building der Zukunft auch E-Mobilität eingebunden sein, erklärt der Techniker. Die künftigen Experten für solche smarte Gebäudetechnik werden in einem Studiengang der FH Salzburg ausgebildet. Thomas Reiter ist dort Fachbereichsleiter für Smart City und Smart Building. Auf die Frage, welche Technologien sich durchsetzen werden, antwortet er: „Wenn Sie mich vor 15 Jahren gefragt hätten, ob sich Smartphones bewähren werden, hätte ich geantwortet, dass ein paar Spezialisten diese Möglichkeiten sicherlich nützen werden. Heute setzt sie jeder ein.“