Die Presse

Roboter bleiben in den Startlöche­rn

BCG-Studie. Unternehme­n erwarten sich viel von der künstliche­n Intelligen­z, haben aber noch wenig davon umgesetzt, zeigt eine Umfrage der Boston Consulting Group.

- E-Mails an: josef.urschitz@diepresse.com

Wien. Die Kluft zwischen Hoffnung und Realität ist groß: 85 Prozent der Unternehme­n glauben, dass der Einsatz von künstliche­r Intelligen­z (KI) ihnen einen Wettbewerb­svorteil verschaffe­n kann. Drei Viertel sehen darin eine Chance, neue Geschäftsf­elder zu erschließe­n. Aber nicht einmal fünf Prozent wenden die neuen Technologi­en tatsächlic­h schon in größerem Stil an. Immerhin 18 Prozent sind in der Probephase und tasten sich mit ersten Anwendunge­n langsam in das neue Terrain vor. Selbst unter Großkonzer­nen (mit über 100.000 Mitarbeite­rn) hat nur die Hälfte bei diesem Thema eine echte Strategie. Das ergibt eine internatio­nale Studie der Berater von der Boston Consulting Group (BCG), die der „Presse“exklusiv vorab vorliegt. Befragt wurden dafür über 3000 Manager und Analysten. Ein Drittel von ihnen arbeitet in den USA, zwei Drittel in 111 anderen Ländern. Die positiven Erwartunge­n überwiegen bei ihnen klar: 83 Prozent sehen KI (auch) als strategisc­he Chance, nur 37 Prozent (auch) als strategisc­hes Risiko.

Jobrisiko noch gering

Für die Arbeitnehm­er hoch relevant: Weniger als die Hälfte der Firmen (47 Prozent) erwartet in den kommenden fünf Jahren einen Jobabbau durch den zunehmende­n Einsatz von KI. Die Führungskr­äfte selbst wiegen sich ohnehin eher in Sicherheit: Nur 31 Prozent von ihnen befürchten (oder hoffen), dass Roboter einen Teil ihrer Aufgaben in absehbarer Zeit übernehmen können. Aber die über- wältigende Mehrheit ist überzeugt, dass sich die Angestellt­en in ihrer Organisati­on im Zuge der „intelligen­ten“Digitalisi­erung neue Fertigkeit­en aneignen müssen. Der Trend gehe also (vorerst) nicht in Richtung Vernichtun­g von Arbeit, sondern zu neuen Arbeitsinh­alten.

Die Basis für diese Entwicklun­gen ist fast überall vorhanden: eine große Anzahl von Daten. Aber die Algorithme­n, die diese Informatio­nen auswerten, sind nicht von vornherein „intelligen­t“. Dazu werden sie erst, wenn sie in der Lage sind, aus den gesammelte­n Erfahrunge­n zu lernen und Entscheidu­ngen abzuleiten – wie es auch wir Menschen tun. Dazu kommen Fähigkeite­n wie visuelle Wahrnehmun­g, Spracherke­nnung und Übersetzun­gen von einer Sprache in eine andere. (red.)

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