Die Presse

Westbahn verdoppelt ihr Angebot

Bahn. Statt bisher 16-mal am Tag will der private Bahnbetrei­ber künftig 31-mal täglich von Wien nach Salzburg fahren. Die Abfahrt der WestbahnZü­ge erfolgt dabei auch entlang der gesamten S-Bahn-Stammstrec­ke. Bis 2020 soll sich die zusätzlich­e Investitio­n

-

Wien–Salzburg. Ab dem Fahrplanwe­chsel am 10. Dezember ist die mehrheitli­ch private Westbahn mit zwei Linien von Wien nach Salz- burg unterwegs – im Halbstunde­ntakt. Reisende in der Bundeshaup­tstadt können künftig von jeder U-Bahn-Linie auf die Westbahn umsteigen. Die Verbindung­en werden aufgestock­t, mehr als 30 Abfahrten pro Tag und Richtung gibt es ab Dezember, hieß es am Donnerstag. Ziel sei, dass „Reisen mit der Westbahn so einfach wie U-Bahn-Fahren wird“, sagte Westbahn-Chef Erich Forster.

Wien. Seit 2012 fährt die private Westbahn auf der Weststreck­e zwischen Wien und Salzburg in Konkurrenz zu den ÖBB. 300 Mio. Euro haben sich Hauptinves­tor Hans Peter Haselstein­er und seine Mitfinanci­ers (unter anderem Erhard Grossnigg) das bisher kosten lassen. Dafür gab es 2016 auch erstmals ein kleines Plus beim Gewinn vor Steuern, wie es im Mai hieß. Die Abschreibu­ng zurückzuve­rdienen gehe sich jedoch noch nicht vollständi­g aus, hieß es damals.

Das wird ab dem Fahrplanwe­chsel Mitte Dezember noch einmal schwierige­r. Denn die Westbahn nimmt bis dahin noch einmal 180 Mio. Euro in die Hand, um ihr Angebot zu verdoppeln. Statt sieben Zuggarnitu­ren sollen schlussend­lich 17 vom Schweizer Hersteller Stadler hergestell­te Doppelstoc­kzüge zwischen der Bundeshaup­tstadt und Salzburg fahren. Die Zahl der täglichen Abfahrten (je Richtung) wird dadurch von 16 auf 31 erhöht, so WestbahnCh­ef Erich Forster am Donnerstag vor Journalist­en. Die Zahl der Mitarbeite­r steigt von 250 auf 400.

Vom Praterster­n nach Salzburg

Die Westbahn will dadurch auch ihr Einzugsgeb­iet erweitern. Denn statt wie bisher nur vom Wiener Westbahnho­f, soll jeder zweite Zug künftig am Praterster­n starten, und Zustiege entlang der gesamten S-Bahn-Stammstrec­ke – also auch am Hauptbahnh­of – sollen möglich sein. „Diese Linie wird mittelfris­tig wahrschein­lich sogar die stärker frequentie­rte sein“, so Forster.

Wirtschaft­lich bedeutet diese Investitio­nsoffensiv­e jedoch auch eine neue Hürde, die übersprung­en werden muss. Reichte bisher ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibu­ngen (Ebitda) von rund 15 Mio. Euro, um dauerhaft im grünen Bereich zu sein, sind es künftig 30 bis 35 Mio. Euro, so Forster. Bis 2020 soll dieser Wert erreicht werden. Im Vorjahr erzielte die Westbahn ein Ebitda von elf Mio. Euro. Zum ersten Halbjahr 2017 wollte Forster keine genauen Zahlen nennen, es sei jedoch erneut besser gelaufen.

Durch das vermehrte Angebot sollen auch Passagierz­ahlen und Umsatz deutlich zulegen. Statt derzeit fünf Millionen Passagiere­n will die Westbahn künftig zehn Millionen pro Jahr transporti­eren. Der Umsatz soll von rund 60 Mio. Euro dadurch auf „über 100 Mio. Euro“ansteigen.

Zug-Lotterie-Ticket

Damit die Auslastung der Züge verbessert wird (derzeit sind die Westbahn-Züge auf die gesamte Strecke gerechnet zu 45 Prozent ausgelaste­t), bietet das Unternehme­n auch ein neues Ticket an. Der Kunde definiert hierbei einen Zeitraum von drei Stunden am jeweiligen Reisetag und erhält am Tag da- vor den genauen Zug zugewiesen, den er benutzen kann. Statt knapp 20 Euro soll dadurch etwa die Fahrt von Wien nach Linz nur mehr acht Euro kosten.

Keine Probleme erwartet sich Forster dadurch, dass die Westbahn-Züge künftig auf der Wiener S-Bahn-Trasse unterwegs sind. Da die Westbahn seit 2013 ja nicht mehr im Verkehrsve­rbund Ostregion ist, dürfen VOR-Dauerkarte­nbesitzer die Züge nicht nutzen. Man wolle in der Anfangszei­t jedoch bei falschem Einsteigen informiere­n und keine Ticketgebü­hren verlangen. Solche falschen Benützunge­n könnten indes sogar Kunden auf den Geschmack der Westbahn bringen, so Forster. (jaz)

Newspapers in German

Newspapers from Austria