Die Presse

Benko steht vor Milliarden­zukauf

Handel. Der Immobilien­investor greift zum dritten Mal nach der deutschen Kaufhof-Kette. Die Chancen stehen jetzt gut, der Handelskon­zern rutscht immer tiefer in die Verlustzon­e.

- VON HEDI SCHNEID

Deutschlan­d. Der Immobilien­investor Rene´ Benko macht einen dritten Anlauf, die deutsche Kaufhauske­tte Galeria Kaufhof zu übernehmen. Damit könnte er seine Idee einer „Warenhaus AG“umsetzen, denn Benkos Signa-Holding besitzt seit 2015 die Karstadt-Gruppe. Der jetzige Kaufhof-Eigner, Hudsons’s Bay, kommt mit der Sanierung nicht voran.

Wien. So schnell gibt Immobilien­tycoon Rene´ Benko nicht auf: 2011 hat er sich an der deutschen Kaufhof-Gruppe die Zähne ausgebisse­n. Damals hat Benko vor allem ein Auge auf die Immobilien­standorte geworfen. 2015 ging es ihm ums Ganze, also auch die Kaufhäuser an sich. Da wurde er aber von der kanadische­n Hudson’s Bay Company (HBC) ausgebrems­t, die für die Handelsket­te 2,83 Mrd. Euro auf den Tisch legte. Benkos Signa-Holding hatte erst ein Jahr zuvor den Kaufhof-Konkurrent­en Karstadt übernommen.

Der dritte Anlauf sollte klappen: Benko ist jener „hoch qualifizie­rte“Käufer, der laut HBC-Großaktion­är Jonathan Litt ein „ernsthafte­s Interesse“an Galeria Kaufhof hat. Dies wurde der „Presse“in Konzernkre­isen bestätigt. Die von Litt geleitete Immo-Investment­firma Land and Buildings gab am Donnerstag ihrer Forderung vom Juli Nachdruck, dass sich HBC aus Europa zurückzieh­e, indem die Kaufhof-Immobilien oder das operative Geschäft oder gleich beides verkauft werde. Darauf schnellte der Aktienkurs von HBC um acht Prozent nach oben. SignaSprec­her Robert Leingruber sagte zur „Presse“, er könne dazu keinen Kommentar abgeben.

Für die 79 Galeria-Kaufhof-Häuser in Deutschlan­d und die 16 Inno-Häuser in Belgien müsste Benko wahrschein­lich weit weniger als einst HBC zahlen. Insider schätzen den Deal aber noch immer auf weit über eine Mrd. Euro. Viel wert seien vor allem die Standorte, zum Teil in besten Lagen. Erst im Juli hat Benko den Bürokomple­x Icon Vienna um eine halbe Mrd. Euro verkauft.

Idee der Warenhaus AG

Der Einstieg von Signa habe jedenfalls industriel­le Logik, heißt es: Benko könnte seine Idee einer deutschen Warenhaus AG endlich realisiere­n. Nach der Übernahme von Karstadt und KaDeWe sowie Onlinehänd­lern umfasst Signa Retail 125 Standorte und 55 Webshops in mehr als 15 Ländern mit dem Fokus Deutschlan­d.

Zudem hat Benko bei Karstadt eine Restruktur­ierung durchgezog­en, die heuer Erfolge zeigen sollte. Nach vielen Verlustjah­ren soll es im Geschäftsj­ahr 2016/17 (Ende September) ein ausgeglich­enes Ergebnis ge- ben. Karstadt wurde 2009 aus der Insolvenz vom Investor Nicolas Berggruen übernommen. 2014 verkaufte er an Benko weiter.

Für Kaufhof sei Signa daher die Überlebens­chance, heißt es. Kaufhof schrieb im Vorjahr Verluste, die sich zum Halbjahr noch ausgeweite­t haben dürften. Auch HBC meldete am Mittwoch für das zweite Quartal höhere Verluste. Hartnäckig halten sich zudem Gerüchte über eine angeschlag­ene finanziell­e Stabilität von Kaufhof. Genährt wurden diese, als der Kreditvers­icherer Euler-Hermes im Juli die Kreditgara­ntien, mit denen Kaufhof-Lieferante­n die Bezahlung ihrer Rechnungen abgesicher­t wird, drastisch zusammenst­rich.

Just zum selben Zeitpunkt stand die routinemäß­ige Überprüfun­g der Kredite bei HBC an, die ein Konsortium unter Führung der Landesbank Baden-Württember­g für die Kaufhof-Übernahme gewährt hatte. Am 24. August nahm dann der bei HBC für das internatio­nale Geschäft verantwort­liche Don Watros den Hut und legte auch den Vorsitz des Kaufhof-Aufsichtsr­ats nieder.

Worauf der neue Kaufhof-Chef, Wolfgang Link, kalmierte. Auch jetzt bekräftigt­e ein HBC-Sprecher, man stehe „hundertpro­zentig zu seinem Engagement in Europa“und dementiert­e alle Mutmaßunge­n. Die Kanadier waren mit großen Plänen in Europa angetreten und wollten rund eine Mrd. Euro in die Modernisie­rung stecken. Bisher ging die Strategie nicht auf. Beobachter werten die jüngsten Aussagen daher als Rückzugsge­fecht. „Offenbar habe ich auch ein glückliche­s Händchen für Trends und richtige Zeitpunkte“, wird Benko auf der SignaWebsi­te zitiert. Möglicherw­eise ist der bei Kaufhof nun tatsächlic­h gekommen.

 ?? [ Imago ] ?? Die kanadische­n Eigentümer haben mit ihrem Engagement bei der deutschen Handelsgru­ppe bisher kein Glück. Kaufhof steckt tief in der Krise.
[ Imago ] Die kanadische­n Eigentümer haben mit ihrem Engagement bei der deutschen Handelsgru­ppe bisher kein Glück. Kaufhof steckt tief in der Krise.

Newspapers in German

Newspapers from Austria