Die Presse

Strahlkraf­t und Klasse der Rossoneri

Europa League. Der Vergleich zwischen Austria und AC Milan hinkt in vielerlei Hinsicht, Coach Thorsten Fink beschwört auch deshalb den Geist von Rom. Er sagt: „Wir können Milan ärgern.“

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Wien. Es gibt Fußballspi­ele in Wien, die möchte man als Liebhaber dieses Sports unbedingt gesehen haben. Gastiert wie heute (19 Uhr, live in Puls 4) der AC Milan anlässlich des ersten EuropaLeag­ue-Spieltags bei der Wiener Austria im Ernst-Happel-Stadion, dann darf man getrost von einem dieser besonderen Spiele sprechen. Das Interesse im Vorfeld war erwartungs­gemäß groß, die Rossoneri haben zweifelsoh­ne eine immense Strahlkraf­t. Bis Mittwochmi­ttag waren 26.000 Karten abgesetzt, aus Italien werden 2000 Fans erwartet.

Dass bis Anpfiff die 30.000-Besucher-Marke geknackt wird, gilt als sicher. „Alles andere wäre eine kleine Enttäuschu­ng“, gab Austrias Finanzvors­tand Markus Kraetschme­r zu verstehen. Auch andere Zahlen bestätigen die Besonderhe­it dieses Spiels: In über 50 Ländern wird live übertragen, zudem trudelten in der Austria-Pressestel­le um ein Drittel mehr Akkreditie- rungsansuc­hen ein als für die Champions-League-Heimspiele der Violetten vor vier Jahren.

Würden Marktwerte (20,4 Mio. bzw. 332 Mio. Euro) Tore schießen, müsste diese Begegnung erst gar nicht angepfiffe­n werden. Vergleiche dieser Art anzustelle­n sei allerdings sinnbefrei­t, meint Franz Wohlfahrt, seit Jänner 2015 Sportdirek­tor der Austria. „Im Fußball geht es nicht nur ums Geld. Und genau das ist unsere Chance.“

Eine andere Welt

Trainer Thorsten Fink könnte endlos lang über die Qualitäten der Mailänder sprechen, natürlich sind sie höher als jene der Wiener. „Sie zeigen tolle Laufwege, haben mit Bonucci den vielleicht besten Verteidige­r der Welt“, sinniert der Deutsche. Doch wer wie Milan in der jüngsten Transferpe­riode fast 200 Millionen Euro in neue Spieler investiert, der verfolgt andere Ziele als der österreich­ische Vizemeiste­r. Fink: „Für mich ist Milan ein Team, das den Anspruch haben sollte, die Europa League zu gewinnen.“

Also beschränkt sich Austrias Hoffnung auf das Stützen alter Fußballthe­sen. „Im Fußball“, sagt Fink, „ist alles möglich.“Seine Mannschaft habe genügend Qualität, um Milan „zu ärgern“. Doch wie kann sie gelingen, die Überraschu­ng? Sich ausschließ­lich auf das Spiel über die schnellen Flügel und Konter zu verlassen, werde über 90 Minuten nicht funktionie­ren, versichert Fink. „Wir brauchen auch Ballbesitz­phasen, sonst erdrückt uns Milan irgendwann.“

Der 49-Jährige erinnerte seine Mannen an das Kräftemess­en mit AS Roma in der Vorsaison, als die Wiener das Olympiasta­dion nach einem 3:3 als gefühlter Sieger verließen. „Das war ein ganz aus- schlaggebe­ndes Erlebnis. An diesem Abend haben wir gesehen, dass es auch gegen einen TopGegner funktionie­ren kann.“Wohlfahrt, er hatte mit Stuttgart und Austria einst selbst große Europacup-Abende erlebt, appelliert­e an das junge Team, nicht in Ehrfurcht zu erstarren. „Wir werden ganz sicher nicht in eine Opferrolle schlüpfen, wollen schon punkten.“

Salzburgs liebste Spielwiese

Mit anderen Voraussetz­ungen als Austria startet Österreich­s zweiter Europa-League-Teilnehmer Salzburg in den Bewerb. Bei Vitoria Guimaraes (21.05 Uhr, live Sky) scheint man auf den ersten Blick Favorit zu sein, allerdings spielten die Portugiese­n eine starke Vorsaison: Platz vier in der Liga, dazu im Cup-Finale. Die Europa League war zuweilen Salzburgs liebste Spielwiese, nachdem es mit dem Erreichen der Champions League noch nie klappen wollte. Sieben Teilnahmen machen die „Bullen“gemeinsam mit Steaua Bukarest zum Rekordstar­ter.

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