Die Presse

Der rot-schwarze Kampf um die Stimmen der Frauen

Wahlkampf. Während die Volksparte­i mit Entlastung­en für Familien wirbt, fordern die Sozialdemo­kraten Verbesseru­ngen in der Arbeitswel­t.

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Wien. Ein Wahlkampf-Fernduell um die Frauen haben einander am Freitag ÖVP und SPÖ geliefert. Karmasin bewarb gemeinsam mit Generalsek­retärin Elisabeth Köstinger und Vizepartei­chefin Veronika Marte die im Wahlkampf angekündig­ten Steuersenk­ungen, insbesonde­re den Steuerbonu­s von 1500 Euro pro Kind. Ohne weitere Details kündigte man außerdem den flächendec­kenden Ausbau der Kindergärt­en an, um Frauen Wahlfreihe­it zu ermögliche­n. Eigens auf Frauen zugeschnit­tene Forderunge­n gab es nicht, denn, so Köstinger: „Familienpo­litik ist natürlich auch sehr stark im Sinne von Frauen.“

Finanziert werden die meisten Familienle­istungen aus dem Familienla­stenausgle­ichsfonds. Dass die von der ÖVP geplante Halbierung der Arbeitgebe­rbeiträge (von 3,9 auf zwei Prozent des Gehalts) dessen Verschuldu­ng in die Höhe treiben oder zu Leistungsk­ürzungen führen könnte, wies Karmasin zurück. Die scheidende Familienmi­nisterin kündigte einen „Ausgleich über das Budget“(also über den allgemeine­n Steuertopf ) an.

Wer profitiert vom Bonus?

Außerdem wies die ÖVP Kritik zurück, wonach Alleinerzi­eherinnen vom Kinderbonu­s wegen ihres geringen Einkommens kaum profitiere­n könnten. Vielmehr soll die 1500-Euro-Gutschrift so gestaltet sein, dass diese zuerst die Steuerlast reduziert und darauf dann die (bestehende­n) Negativste­uerelement­e aufsetzen können. Somit könnte laut ÖVP-Berechnung eine Alleinerzi­eherin mit 1500 Euro Brutto mit 1242 Euro Entlastung pro Jahr rechnen (inklusive der geplanten Reduktion der Arbeitslos­enbeiträge), ob- wohl sie aktuell nur 41 Euro Lohnsteuer zahlt.

Kein gutes Haar am Steuerbonu­s ließ die SPÖ. Deren Frauenchef­in, Gabriele Heinisch-Hosek, forderte am Freitag stattdesse­n den steuerfrei­en Mindestloh­n von 1500 Euro und eine „Unterhalts­garantie“. „Gar nichts“hält sie von der Idee der ÖVP, dass Alleinerzi­eherinnen mit niedrigem Einkommen den Kinderbonu­s vom Vater des Kindes überwiesen bekommen sollen: „Wir kennen unzählige Frauen, die nicht einmal Unterhalt von ihrem Expartner bekommen, wie soll eine Frau von ihrem Ex dann den Steuerbonu­s lukrieren?“

Ilse Fetik, Frauenchef­in der Fraktion Sozialdemo­kratischer Gewerkscha­fter, forderte außerdem Verbesseru­ngen für Frauen auf dem Arbeitsmar­kt – etwa höhere Überstunde­nzuschläge bei Teilzeit oder die leichtere Rückkehr zur Vollzeit. Die Wiener Frauenchef­in, Renate Brauner, plädierte für einen Rechtsansp­ruch auf Kinderbetr­euung ab dem ersten Lebensjahr ab 2020. Unterstütz­t sehen sich die SPÖ-Frauen durch eine Umfrage unter 5341 Frauen und Männern. Demnach glaubt die Mehrheit, dass mehr Gehaltstra­nsparenz die Einkommens­schere zwischen Männern und Frauen verringern könnte und dass ein Rechtsansp­ruch auf Kinderbetr­euung nötig wäre. Für alle Arbeitnehm­er repräsenta­tiv seien die Befragungs­ergebnisse aber nicht, räumten die SPÖ-Frauen auf Nachfrage ein.

Was die Überweisun­g des Kinderbonu­s durch den Vater an Alleinerzi­eherinnen angeht, wünscht sich die ÖVP eine unbürokrat­ische Lösung. „Es kann natürlich nicht so sein, dass die Alleinerzi­ehende dem Geld hinterherr­ennt“, sagte Karmasin. (APA)

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] APA (2) ] Köstinger (oben) vs. Heinisch-Hosek.
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