Die Presse

Raumsonde Cassini über dem Saturn verglüht

Astronomie. Die 20-jährige Mission des Nasa-Planetener­kunders endete am Freitag, als er gezielt in die Atmosphäre des Gasplanete­n eintrat und zerbrach. Er und seine Landesonde Huygens vermittelt­en neues Wissen übers Saturnsyst­em.

-

Washington/Paris. Sie hat gesehen, dass die Ringe des Saturns nicht immer total flach, sondern mithin wie englische Klippenlan­dschaften geformt sind; dass das Saturnmönd­chen Enceladus Geysire aus Eiskristal­len ins All bläst, vermutlich aus Ozeanen unter der Eiskruste, und daraus Saturnring­e nährt; dass es auf dem riesigen Mond Titan Seenplatte­n aus flüssigem Methan gibt – und noch viel mehr, was wir bisher über den Gas- planeten, den schon die Babylonier kannten, nicht wussten.

Nun ist’s vorbei: Nach fast 20 Jahren im All ist die von der Nasa mit Anteilen der ESA und Italiens gebaute Sonde Cassini am Freitag kurz nach Mittag (MESZ) in der Atmosphäre des Saturn verglüht. Das letzte Signal sei um 13.55 Uhr gekommen, 83 Minuten nach der Übermittlu­ng von der Sonde, die über dem Saturn (Durchmesse­r ca. 20.000 Kilometer) zum Absturz gebracht worden war. Sie dürfte nach einem rumpligen Endanflug wie ein Meteor etwa 1900 Kilometer über der undurchsic­htigen graugelben Wolkenschi­cht in der vor allem aus Wasserstof­f und Helium bestehende­n Atmosphäre verglüht sein.

Lander aus Europa auf Titan

Die Selbstzers­törung wurde gewählt, weil Cassini, die 1997 gestartet worden war und 2004 ins Saturnsyst­em eintrat, keinen Treibstoff für neue Kurssetzun­gen mehr hatte und man verhindern wollte, dass die sieben Meter hohe Maschine auf Monde wie Titan oder Enceladus fällt. Beide gelten wegen des Vorkommens von Wasser(eis), flüssigen Kohlenwass­erstoffen und komplexen Molekülen, die Vorstufen von Leben sein kön- nen, als biologisch hochintere­ssant, man wollte eine mögliche Verunreini­gung durch irdische Mikroben oder Sporen verhindern.

Cassini war nach Vorbeiflüg­en dreier Nasa-Sonden um 1980 herum der erste irdische Gast, der den Gasplanete­n umkreiste. Dieser wiederum umkreist die Sonne in einem Abstand, der fast dem Zehnfachen des Abstands Erde−Sonne entspricht. Innen wird die gasförmige Atmosphäre flüssig, dann zu metallisch­em Wasserstof­f, im Zentrum dürfte ein Kern aus Silikatge- stein und Eis sein, größer als die Erde. Man kennt 62 Saturnmond­e. Berühmt wurde auch die ESALandeso­nde Huygens, die, von Cassani ausgesetzt, 2005 auf dem eisigen, von einer undurchsic­htigen Stickstoff-Methan-Hülle umgebenen Titan landete und Bilder von dort schickte, inklusive solcher von Flüssen. Es war die erste Landung auf einem fremden Mond.

In den kommenden Jahren könnte eine neue US-Expedition, vielleicht wieder mit europäisch­en Anteilen, zum Saturn folgen. (wg)

 ?? [ Nasa/JPL ] ?? Aufnahme vom Endanflug Cassinis in die Saturnatmo­sphäre, 14. September.
[ Nasa/JPL ] Aufnahme vom Endanflug Cassinis in die Saturnatmo­sphäre, 14. September.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria