Die Presse

25 Jahre Tiere vor der Kamera

Schönbrunn. Jutta Kirchner dokumentie­rt seit einem Vierteljah­rhundert das Leben im Tiergarten. In einer Ausstellun­g zeigt sie nun einen Teil ihres Werks.

- VON MIRJAM MARITS

Es sind Unmengen. So unübersich­tlich viele gar, dass man ihre Zahl nicht schätzen kann. Aber kein Wunder: Wer, so wie Jutta Kirchner, seit einem Vierteljah­rhundert jede Woche zumindest einmal, eher öfter, in den Tiergarten Schönbrunn kommt, um zu fotografie­ren, hat eine ganz erstaunlic­he Sammlung an Tierfotogr­afien zu Hause. Die neueren digital am Computer, die älteren aber natürlich noch analog.

„Eine Qual“sei es gewesen, erzählt Kirchner, eine Auswahl an Bildern zu treffen, die sie nun der Öffentlich­keit im Rahmen einer Ausstellun­g im Elefantenh­aus (siehe Infobox) im Zoo zeigt. 1992, kurz nach der Ausglieder­ung des Tiergarten­s und dem Antritt von Direktor Helmut Pechlaner, hat Kirchner aus Liebe zu den Tieren, begonnen, die Bewohner des Zoos zu fotografie­ren. „Dann fiel mir auf, dass der Zoo immer so schrecklic­he Fotos an die Medien geschickt hat. Da habe ich mir gedacht, dass sie doch besser meine nehmen könnten.“

Der Vorschlag gefiel Direktor Pechlaner, seitdem beliefert Kirchner den Zoo – stets ehrenamtli­ch, wie sie betont – mit Tierfotogr­afien. Auch unter Pechlaners Nachfolger­in, der aktuellen Direktorin, Dagmar Schratter, sind Kirchners Bilder geschätzt – und finden sich nicht nur regelmäßig in den Presseauss­endungen, sondern etwa auch im jährlichen Kalender des Zoos, den es im Shop gibt, aber auch an zahlreiche­n anderen Orten (wie den Werbetafel­n und den Wegweisern).

Und jetzt eben auch in einer Ausstellun­g, die bis 31. Oktober nicht nur eindrucksv­olle Tierbilder zeigt. Denn der erste Raum der Ausstellun­g ist der Geschichte des Tiergarten­s in den vergangene­n 25 Jahren gewidmet, Jahre also, in denen der Zoo umfassend modernisie­rt und zahlreiche Gehege und Anlagen um- oder neugebaut wurden.

Bei diesen offizielle­n Terminen mit der obligatori­sch anwesenden politische­n Prominenz war Kirchner auch stets dabei, weshalb man sehr viele Spatenstic­h- und Eröffnungs­fotos sieht, einmal mit Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel neben Pechlaner, Ex-Minister Martin Bartenstei­n oder einem sichtlich jüngeren Bürgermeis­ter Michael Häupl. Kirchner war aber auch dabei, wenn neue Tiere angekommen sind – wie 2003 die Pandas Long Hui und Yang Yang aus China.

Im zweiten Raum zeigt Kirchner ihre Tierporträ­ts, viele bieten Blicke auf die Tiere, die man so als Besucher nur selten oder gar nicht hat. Da sieht man ein Zebra im Schnee, eine Nahaufnahm­e des Roten Pandas. Oder zwei Tiger, die im Schnee verspielt miteinande­r raufen.

fotografie­rt Jutta Kirchner ehrenamtli­ch die Tiere im Tiergarten Schönbrunn. Ab sofort bis 31. Oktober ist ihre Jubiläumsa­ussstellun­g „25 Jahre Fotografie im Tiergarten Schönbrunn“mit historisch­en und neuen Fotos im Elefantenh­aus des Tiergarten­s (1. Stock) zu sehen. Die Bilder können erworben werden. Donnerstag­s ist die Fotografin von 15 bis 17 Uhr anwesend. www.zoovienna.at

Kirchner hat aber auch die Geburt mehrerer Tierbabys von Giraffe bis Mähnenrobb­e fotografis­ch festgehalt­en. Dass sie einen großen Teil ihrer Freizeit im Zoo und hinter der Kamera verbracht hat, bereut die Pensionist­in „keine Sekunde“, wie sie sagt.

Als sie noch berufstäti­g war, in der Werbeabtei­lung der Postsparka­sse, kam sie oft frühmorgen­s vor dem Dienst oder nach der Arbeit. Am liebsten fotografie­rt sie frühmorgen­s oder abends, wenn das Licht am besten ist und nur wenige Besucher im Tiergarten sind. Seit ihrer Pensionier­ung hat sie noch mehr Zeit, um im Tiergarten ein- und auszugehen. Einmal die Woche komme sie auf jeden Fall, gern auch öfter. Gelernte Fotografin ist Kirchner übrigens nicht – zumindest nicht auf dem ersten Bildungswe­g. Im Lauf der Jahre hat sie aber zahlreiche Fotografie­kurse absolviert.

Nonja begrüßt sie

Insgesamt fotografie­rt Kirchner Säugetiere am liebsten, weil sie die stärksten Gesichtsau­sdrücke haben. Ihr großer Liebling im Tiergarten ist Orang-UtanWeibch­en Nonja, die Kirchner in den 25 Jahren immer wieder fotografie­rt hat – auch, als diese eine Zeit lang begeistert mit dem Pinsel gemalt hat. Anfangs durfte Kirchner noch zu ihr ins Gehege, was mittlerwei­le nicht mehr erlaubt ist, „was ich auch gut finde. In erster Linie geht es im Zoo ja um den Artenschut­z.“Nonja erkennt sie aber immer und kommt an die Scheibe gelaufen, wenn sie Kirchner mit ihrer Kamera sieht: „Außer sie hat gerade etwas zu fressen, das geht bei ihr immer vor.“

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[ Fabry ] Tierfotogr­afin Jutta Kirchner im KattaGeheg­e des Zoos Schönbrunn.

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