Die Börsenstory der Ex-Krisenbank
Banken. Noch in diesem Herbst soll der Börsengang der Bawag erfolgen. Die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren. Doch was für eine Bank steht hier eigentlich zum Verkauf ?
Wien. Die beauftragten Investmentbanken arbeiten mit Volldampf, der Verkaufsprospekt ist dem Vernehmen nach bereits fertig. Denn schon in den kommenden Wochen soll der Börsengang erfolgen. Die Rede ist von der heimischen Bawag. Für die ehemalige Krisenbank, die im Jahr 2007 vom USFonds Cerberus übernommen worden ist (2012 ist dann mit Golden Tree ein zweiter Fonds eingestiegen), wird schon seit Jahren ein Börsengang erwartet. Wie mehrfach berichtet, soll es nun im Herbst aber endgültig so weit sein.
Sowohl Wien als auch Frankfurt sollen demnach als potenzielle Marktplätze zur Disposition stehen. Auch ein zweifaches Listing wäre möglich. Bei der Bank selbst gibt man sich zu dem Thema allerdings zugeknöpft. Offiziell bestätigt wurde nur Anfang August, dass über einen Börsengang als eine von mehreren Optionen beraten werde.
Ein bis 1,5 Mrd. Euro Volumen
Seither wurde jedoch eine Reihe von Details publik. Demnach wollen die Eigentümer sich von 20 bis 30 Prozent des Finanzinstituts trennen. Da die Bawag in Summe auf rund fünf Mrd. Euro bewertet werden soll, entspräche dies einem Volumen des Börsengangs von einer bis 1,5 Mrd. Euro. Dringend benötigte Labsal für die in den vergangenen Jahren stark ausgedünnte Wiener Börse, wenn die Transaktion wie erhofft (auch) hierzulande über die Bühne geht.
Doch welches Angebot machen Cerberus und Golden Tree eigentlich den potenziellen Bawag-Aktionären?
Wenn man auf die Zahlen blickt, ist die Bawag jedenfalls eine höchst profitable Bank, die mit dem in die Krise geschlitterten Institut von vor zehn Jahren nur mehr wenig gemein hat. Im Jahr 2016 verdiente die Bank 484 Mio. Euro: um 23 Prozent mehr als im Jahr zuvor und sogar mehr als viermal so viel wie noch vor fünf Jahren. Grund dafür ist die Strategie, die von Ex-Bawag-Chef Byron Haynes in den vergangenen Jahren rigoros gefahren wurde. Der Brite straffte das Produktportfolio drastisch, setzte auf die günstige Vertriebskooperation mit der Post und kürzte die Kosten, wo es nur ging. Allein zwischen 2012 und 2016 sank beispielsweise der Mitarbeiterstand von 4500 auf 3700.
Dafür kann die Bank heute in jenem Segment wieder ordentlich Geld verdienen, in dem sich die – größeren Konkurrenten – schwertun: im österreichischen Retailgeschäft. Wo andernorts pro eingenommenen Euro Kosten von über 70 Cent anfallen, ist dieser Wert bei der Bawag zum Ende des ersten Halbjahres bei nur noch 42 Cent gelegen. Auch die Kernkapitalquote ist mit 16,5 Prozent auf einem Wert, von dem manch andere Bank derzeit nur träumen kann.
Allerdings ist auch bei der Bawag nicht alles eitel Wonne. So funktioniert das Geschäftsmodell in Österreich zwar – es hat aber kaum Wachstumsperspektive. Und da sie sich aus Osteuropa komplett zurückgezogen hat, sucht die Bawag ihr Heil seit einigen Jahren in Westeuropa. Unter anderem ist das der deutsche Markt. Hier hält die Bank schon seit Längerem Ausschau nach sinnvollen Zukäufen. Ein erster ist mit dem Erwerb der Südwestbank nach früheren Rückschlägen (Postbank) zwar gelungen, aber handelt es sich dabei um eine eher kleine und regional agierende Bank.
Riskantes Investmentbanking
Aufgrund mangelnder Alternativen wurde in der jüngeren Vergangenheit daher das „internationale Geschäft“in den USA und Großbritannien auf- und ausgebaut. Laut Bawag handelt es sich dabei vor allem um relativ risikolose Finanzierungen von Immobilien und Unternehmen. Dem Vernehmen nach soll dabei aber auch viel riskantes – allerdings lukratives – Investmentbanking enthalten sein. Etwa der Aufkauf und die Abwicklung großer Pakete an notleidenden Krediten.
Aber auch in Österreich gibt es für potenzielle Bawag-Investoren zwei Punkte, die ihr Investment künftig negativ beeinflussen könnten. Zum einen ist dies der immer noch nicht beendete Rechtsstreit mit der Stadt Linz über einen im Jahr 2007 geschlossenen Swap. Gibt es keine Einigung, dürfte das Verfahren noch Jahre dauern. 2016 erklärte der Richter allerdings, dass ein Vergleich im Ausmaß von 100 bis 300 Mio. Euro gerechtfertigt wäre. Deutlich weniger als die Forderung der Bank von mehr als 600 Mio. Euro.
Zum anderen ist der Vertrieb über die Postfilialen nicht für alle Ewigkeit gesichert. Ab Ende dieses Jahres kann der Vertrag von beiden Seiten gekündigt werden – mit einer Nachlauffrist von drei Jahren. Der frühestmögliche Ausstieg wäre also 2020. Zuletzt gab es immer wieder Streit über die Höhe der von der Bawag gezahlten Provisionen. Diese betragen etwa 50 Mio. Euro, noch vor wenigen Jahren sind es 95 Mio. Euro gewesen. Post-Chef Georg Pölzl erklärte jüngst, man wolle alle Optionen bis 2020 prüfen. Auch die künftige Eigentümerstruktur der Bawag spiele dabei eine Rolle.