Eskalation in der Telekom Austria
Management. Der Konflikt zwischen Telekom-Boss Alejandro Plater und A1-Chefin Margarete Schramböck spitzt sich zu. Die Managerin wird den Konzern demnächst verlassen, heißt es.
Was für ein Schauspiel. Die fünf Aufsichtsratsmitglieder der Telekom-Tochter A1 waren ziemlich befremdet, als sie vor drei Wochen zu ihrer turnusmäßigen Sitzung zusammentrafen. Denn die Stimmung dort war – sagen wir einmal: emotional ziemlich aufgeladen. A1-Chefin Margarete Schramböck habe jedenfalls, so wird erzählt, eine regelrechte Kanonade gegen ihren Aufsichtsratschef und TelekomBoss Alejandro Plater losgelassen. Dass die beiden miteinander nicht können, war den Anwesenden natürlich nicht neu. Die Vehemenz des Rundumschlags war aber doch überraschend. Fazit der Anwesenden: Schramböcks Abschied von der A1 ist nur mehr eine Frage der Zeit. Offen sei nur die arbeitsrechtlich nicht ganz irrelevante Frage, ob die Trennung von Schramböck oder von Plater in die Wege geleitet wird.
Da geht es natürlich um nicht wenig Geld. Denn Schramböck sitzt erst seit Mai 2016 im Vorstand der Telekom-Mobilfunktochter. Nicht einmal eineinhalb Jahre also. Ihr wird es freilich wie eine halbe Ewigkeit vorkommen. Denn ihr Verhältnis zu Konzernboss Plater war schon von Anfang an denkbar schlecht.
Dazu haben wohl beide ihren Beitrag geleistet.
Begonnen hat das Missverhältnis schon mit dem Umstand, dass der Argentinier Plater – seit Herbst 2015 Telekom-Chef – gern auch die Österreich-Tochter A1 geführt hätte. So wie sein Vorgänger Hannes Ametsreiter auch. Da geht es natürlich um Macht: A1 ist eine Cashcow und somit die wichtigste Tochter des Konzerns. Lange hat Plater also die A1-Personalie ruhen lassen, doch der Betriebsrat machte (auch auf politischer Seite) ordentlich Druck. Motto: Wenn schon die Konzernspitze vom mexikanischen Mehrheitseigentümer America´ Movil´ besetzt wird, dann soll wenigstens das Österreichgeschäft in die Hände einer österreichischen Führung gelegt werden. Immerhin ist da ein guter Draht vor allem zu den Großkunden immens wichtig – Deutschkenntnisse sind da Grundvoraussetzung.
Also Margarete Schramböck. Sie war von Telekom-Aufsichtsrat (dem einstigen Telekom-Großak- tionär) Ronny Pecik massiv gepusht worden. Doch seine Fürsprache reichte offenbar nicht auf Dauer. Schon bald musste Schramböck auf den Boden der Realität heruntergeholt werden: Schon kurz nach ihrer Inthronisierung kam es zu einer diskreten Unterredung mit Telekom-Aufsichtsratschef Wolfgang Ruttenstorfer und dessen Stellvertreter, dem Mexikaner Carlos Moreno. Deren Message: Schramböck mache den Anschein, als würde sie den Job des Holding-Vorstands anstreben. Daraus werde aber nichts. Chef sei Plater – mit der Bitte um Kenntnisnahme, Ende der Diskussion.
Plater muss diese Machtdemonstration große Befriedigung verschafft haben. Seitdem hat er jedenfalls kaum eine Gelegenheit ausgelassen, Schramböck das Leben im Konzern schwer zu machen.
Zuerst feilte er an dem Plan, die Tochterunternehmen der Telekom in GmbHs umzuwandeln. Natürlich auch die A1. Hintergrund: Damit wären alle Geschäftsführer, also auch Schramböck, weisungsgebunden. Ein Machtgewinn für Plater also, eine Demütigung für die A1-Chefin als Draufgabe.
Doch Plater scheiterte mit dem Projekt. Wieder hatten sich die Betriebsräte quergelegt, wieder hatte die österreichische Politik Plater in seine Schranken gewiesen.
Kein Problem, Plater hatte einen Plan B, der Anfang 2017 verwirklicht wurde: Er ließ eine weitere Telekom-Tochtergesellschaft gründen. Nämlich die A1 digital, die „Kunden auf ihrer digitalen Reise begleiten“soll. Ein doppelter Affront für Schramböck: Erstens war „ihre“A1 bisher auch für Internet-Dienstleistungen zuständig gewesen. Und zweitens setzte Plater just Elisabetta Castiglioni an die Spitze der neuen Tochtergesellschaft – Schramböcks Rivalin im Konzern.
Doch ein bisserl mehr geht immer. In den vergangenen Wochen hat sich der Konflikt Plater/Schramböck weiter zugespitzt. Im Juni verließ ihr Förderer Ronny Pecik den TelekomAufsichtsrat, angeblich auch wegen der Auseinandersetzungen zwischen Plater und Schramböck. Damit dünnte deren ohnehin bescheidenes konzerninternes Netzwerk aus. Dann setzte Plater per 1. August auch noch Rivalin Castiglioni in den A1-Aufsichtsrat.
Und nicht zuletzt ist eine der wenigen Vertrauten von Schramböck gerade dabei, das Unternehmen zu verlassen: Sabine Bothe war erst im vergangenen Jahr als Personalchefin von A1 in das Unternehmen geholt worden. Eine echte Expertin, die langjährige Erfahrung als Personalchefin von Lufthansa und Deutscher Telekom sammeln durfte. Sie geht dem Vernehmen nach, weil das ständige Tauziehen zwischen Plater und Schramböck für sie unerträglich wurde. Offiziell heißt es freilich aus dem Konzern, dass Bothe sich beruflich „neuen Herausforderungen“stelle.
Angeblich soll sich auch Schramböck-Vertrauter Matthias Lorenz mit Abschiedsgedanken spielen. Er wurde von Schramböck im Vorjahr als Chief of Transformation, Market & Corporate Functions zu A1 geholt.
Anwesende der jüngsten A1-Aufsichtsratssitzung erzählen, dass solch Vorkommnisse wohl auch der Grund für Schramböcks Gefühlsausbruch waren. Jedenfalls habe sie Plater unter anderem vorgeworfen, permanent ihre Manager zu sich zu zitieren und solcherart quasi Zwietracht zu säen.
Der „Presse“gegenüber räumt Schramböck ein, dass es zwar „keine formelle Beschwerde, sondern eine Diskussion in der Sitzung“gegeben habe. Und: „Anschließend wurde das Thema in einem Vieraugengespräch mit Alejandro Plater geklärt.“Auch interessant – angesichts der Tatsache, dass Konflikte bisher immer strikt dementiert wurden.