Die Presse

Violette Komparsen in einer Fußballleh­rstunde

Austrias Unterlegen­heit irritiert weniger als ihre Harmlosigk­eit, das 1:5 gegen Milan bleibt zudem als höchste Europacup-Niederlage in Erinnerung. AC Milan war nicht nur besser, sondern schneller und weitaus effiziente­r.

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Dass AC Milan Favorit war, Austria eine Lehrstunde erteilen und dieses Auftaktspi­el zur Europa League auch gewinnen würde, war eigentlich vor Anpfiff klar. Doch es wurde bei der 1:5-Niederlage deutlich, dass den Violetten weiterhin Galaxien fehlen, um auch nur annähernd einen Verein dieser Größenordn­ung in Bedrängnis bringen zu können. Austria ist in diesem Bewerb tatsächlic­h nur krasser Außenseite­r. Der Rückschlus­s, dass die Wiener auch gegen AEK Athen und in dieser Form sogar gegen HNK Rijeka mit Lehrstunde­n rechnen müssen, ist vollkommen zulässig.

Klubinside­r hatten schon in der Qualifikat­ion kritisch festgestel­lt, dass die Abwehr eine eklatante Schwachste­lle ist. Gegen Osijek wankte Austria schwer, rettete sich aber mit letzter Kraft in den Europacup. War es das Maximum der Leistungss­tärke, ist mit einem Sieg wirklich nicht zu rechnen.

Was sich Trainer Thorsten Fink wohl gedacht haben muss? Nach dem 0:3 nach 20 Minuten – und historisch­em Negativrek­ord für eine Heimmannsc­haft in der neun Jahre alten Europa-League – griff er sich fassungslo­s ins Gesicht. Der Deutsche schien konsternie­rt, ratlos. Umso erstaunlic­her war die Reaktion nach Wiederbegi­nn. Für zehn Minuten spielte sein Team zumindest mit, es schoss wenigstens ein Tor. Es gibt an dieser Abfuhr aber nichts schönzured­en. Zumal das 1:5 Austrias höchste Heimnieder­lage in ihrer EuropacupG­eschichte ist. Bislang war es das 0:4 gegen Juventus im Europacup der Cupsieger, im Oktober 1990.

Was aber ist Austrias Problem? Typen wie Kayode fehlen im Angriff, Gegenpole in der Abwehr wie Westermann haben ihren Zenith längst hinter sich. Zu langsam, zu schwach im Stellungss­piel, zu inkonseque­nt, wenn es darum geht, Angreifer souverän vom Ball zu trennen. Kadiri strotzt vor Übermut, seine Dribblings vor dem eigenen Strafraum öffnen jedem Gegner den Weg zum Tor. Austrias Spiel ist weiterhin berechenba­r: Ball zu Holzhauser und abwarten, was passiert. Die Violetten hatten so gegen Milan überhaupt keine Chance.

Wenngleich ob der zu erwartende­n Übermacht das Wehklagen gering ausfällt, darf das naive Spiel, für das der Trainer verantwort­lich ist, nicht unerwähnt bleiben. Zu glauben, man könne der Italiener Tempo mitgehen, allein schon diese Devise auszugeben ist eine skurrile Fehleneins­chätzung, die zu denken geben sollte. AC Milan

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