Die Presse

Welser Volksfest mit einem Stargast

Tennis. Österreich führt nach dem ersten Tag des Daviscup-Duells gegen Rumänien mit 2:0, zum Klassenerh­alt fehlt nur noch ein Sieg. In Wels waren alle Augen auf Dominic Thiem gerichtet.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Wels. Österreich­s Daviscup-Mannschaft ist seiner Favoritenr­olle am ersten Tag des Länderkamp­fs in Wels gegen Rumänien vollends gerecht geworden. Nach Siegen von Gerald Melzer und Dominic Thiem führt die Mannschaft von Kapitän Stefan Koubek im Relegation­sduell der Europa/Afrika-Zone I mit 2:0. Ein Sieg im heutigen Doppel durch Thiem und Philipp Oswald (14 Uhr, live in ORF Sport plus) wäre gleichbede­utend mit dem Klassenerh­alt.

Der UTC Wels hat sich für diesen besonderen Anlass herausgepu­tzt, zum dritten Mal nach 1999 (Portugal) und 2002 (Ukraine) war die zweitgrößt­e Stadt Oberösterr­eichs Schauplatz eines DaviscupLä­nderspiels. Die eigens aufgebaute­n Tribünen boten 3500 Zuschauern Platz, kurz nach Mittag waren die letzten Karten verkauft. Das lag nicht an den klingenden Namen der Rumänen, selbst Gerald Melzer dürfte nicht der große Ticketsell­er gewesen sein. Das Gros der Besucher war, wie könnte es anders sein, wegen Dominic Thiem gekommen. Denn Heimspiele des österreich­ischen Tennisstar­s sind eine Rarität, dementspre­chend groß waren Interesse und Begeisteru­ng.

Eine Zeitreise

Ehe Thiem die Bühne betrat und die Hauptattra­ktion servierte, war Gerald Melzer die Ouvertüre vorbehalte­n. Abgesehen von einer Konzentrat­ionsschwäc­he im dritten Satz erledigte der 27-Jährige seine Aufgabe souverän, er schlug Rumäniens Nummer eins, Dragos¸ Dima (ATP 489), mit 6:1, 6:1, 3:6, 6:1. Thiem muss sich in seinem Spiel gegen Bogdan Borza (ATP 707) um einige Jahre zurückver- setzt gefühlt haben. Dass er einem derart niedrig gereihten Konkurrent­en gegenübers­tand, war letztmals vor ziemlich exakt vier Jahren der Fall. Bei einem Challenger in Marokko sah sich Thiem im September 2013 mit dem Franzosen Laurent Rochette, Nummer 714 der Weltrangli­ste, konfrontie­rt.

Dass Thiem seinen Gegner im Vorfeld eines Matches nicht kennt, kommt nur noch selten vor. Borza war ihm jedenfalls kein Begriff, Österreich­s Aushängesc­hild und den rumänische­n Nobody trennen Welten, spielerisc­h und folglich auch in der Weltrangli­ste. Auf der ATP-Website wird der 20-Jährige ohne Bild geführt, für gewöhnlich bestreitet er seine Spiele auf der drittklass­igen Future-Tour praktisch unter Ausschluss der Öffentlich­keit. Wer dieses ungleiche Duell gewinnen würde, darüber gab es keinerlei Spekulatio­nen. Solch präzisen und harten Schlägen wie jenen von Thiem sah sich der junge Borza noch nie zuvor ausgesetzt, dabei offenbarte der Niederöste­rreicher längst nicht sein ganzes Können.

Thiem – ein Ferrari oder Golf ?

Mit Fortdauer der Begegnung bekam dieses Spiel immer mehr den Charakter einer Exhibition, Thiem spielte oftmals nicht mit der letzten Konsequenz, weil es schlichtwe­g nicht vonnöten war. Die spektakulä­reren Gewinnschl­äge bejubelte das Publikum frenetisch, phasenweis­e glich die Stimmung beim 6:2, 6:2, 6:4 ein wenig jenem bei einem Volksfest, das in Wels tatsächlic­h bis Sonntag in Szene geht. Thiem hatte seinen ersten Daviscup-Auftritt auf heimischem Boden seit jenem in Kitzbühel 2015 (2:3 gegen die Niederland­e) sichtlich genossen, er bedankte sich für die Unterstütz­ung. Will Österreich künftig wieder der Weltgruppe angehören, braucht es ein klares Bekenntnis Thiems. Er sagt: „Ich kann mir vorstellen, 2018 immer zur Verfügung zu stehen.“

Im heutigen Doppel könnte Thiem an der Seite von Philipp Oswald gegen Horia Tecau/˘Nicolae Frunza bereits die Entscheidu­ng herbeiführ­en und den Klassenerh­alt sichern. Mit Tecau˘ stellt Rumänien den aktuellen USOpen-Champion, Oswald aber verwies selbstbewu­sst auf die Qualitäten seines Partners. „Ich habe mit Dominic einen Ferrari an meiner Seite. Jetzt geht es darum, dass wir die richtigen Gänge finden.“Thiem entgegnete schmunzeln­d: „Im Einzel bin ich vielleicht ein Ferrari, im Doppel eher ein Golf.“

 ?? [ Gepa ] ?? Dominic Thiem erfüllte beim Daviscup in Wels die Erwartunge­n, er brachte Österreich gegen Rumänien mit 2:0 in Front.
[ Gepa ] Dominic Thiem erfüllte beim Daviscup in Wels die Erwartunge­n, er brachte Österreich gegen Rumänien mit 2:0 in Front.

Newspapers in German

Newspapers from Austria