Kunstleidenschaft im Duett
Die Galerie Kovacek & Zetter ist eine der größten Galerien Wiens. In den vergangenen Jahren hat sie ihr Programm mehr und mehr auf österreichische Kunst nach 1945 verlagert.
Wien. Kunstfreunde kennen die Namen Kovacek & Zetter sehr gut, sind diese doch Kennern des Wiener Kunsthandels seit Jahren ein Begriff. Den Grundstein hat die Elterngeneration in den 1970er-Jahren in der Wiener Innenstadt in der Nähe von Dorotheum und Albertina jeweils mit eigenen Galerien gelegt. Jetzt sind längst die Jungen nachgerückt und halten die Familientradition aufrecht.
In der Stallburggasse, einer der frequentiertesten Straßen des Dorotheum-Viertels, machen die Kunsthistorikerin Sophie ZetterSchwaiger und die Wirtschaftsfachfrau Claudia Kovacek-Longin gemeinsame Sache. 18 Jahre ist es her, dass die zwei Cousinen sich gemeinsam selbstständig gemacht haben. „Wir sind ein sehr gutes Team, so eine Zusammenarbeit ist ja wie eine Ehe“, sagt Sophie Zetter-Schwaiger. Die Leidenschaft für die Kunst, der hohe Qualitätsanspruch und der Luxus der subjektiven Auswahl stellen für die beiden Galeristinnen oberste Priorität dar. Unterstützt von einem Team von Kunsthistorikern erfolgen die Pflege der Kundenkontakte und das Aufspüren der Werke stets gemeinsam. Die Arbeiten werden in aufwendigen Katalogen präsentiert, in sorgfältig recherchierten Texten kunsthistorisch eingeordnet und beschrieben.
Dazu kommt die langjährige Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Künstlern wie Beni Altmüller, Rosemarie Benedikt, Ingrid Brandstetter, Anselm Glück, Massimo Lunardon und Barbara Szüts. „Der persönliche Kontakt zu den Künstlern, die spannenden, intensiven und bereichernden Gespräche über ihre Arbeit sind mitunter das Faszinierendste an unserem Beruf“, so Sophie Zetter-Schwaiger.
2006 wurde die Ausstellungsfläche des Ecklokals mit dem schönen unter Denkmalschutz stehenden gläsernen Eingangsportal durch die Übernahme des Nachbargeschäfts sowie den Ausbau zweier Untergeschoße auf 300 Quadratmeter erweitert. Damit einhergehend hat sich das Programm stark verjüngt. Der inhaltli- che Schwerpunkt liegt heute auf Fine Art & Contemporary mit Fokus auf österreichischer Kunst der Gegenwart. „Uns ist es wichtig, jene Auswahl an Künstlern zu zeigen, deren Werke uns begeistern und die wir besonders schätzen. Dabei machen wir klassische Galeriearbeit mit Künstlern, die wir vertreten – auf der anderen Seite gibt es den Secondary Market, auf dem wir bedeutende Werke der wichtigsten zeitgenössischen Künstler Österreichs zeigen“, sagt Claudia Kovacek-Longin. In diesem Sinn bestimmen Malerei, Skulptur, Grafik und Design das Ausstellungsprogramm.
Zeitgenossen
„Contemporary“heißt nun die aktuelle Galerieausstellung, die einen umfangreichen Querschnitt durch die heimische Kunst seit 1945 präsentiert. Ein Hauptwerk der Ausstellung ist Max Weilers wandfüllendes Hochformat „Bildnis des Herrn Kerzenflamme“in starken Rot-, Orange-, Blau- und Brauntönen vor kräftig grünem Hinter- grund aus dem Jahr 1970. Das Gemälde gehört zur Werkgruppe „Bilder auf tönenden Gründen“, an der er von 1969 bis 1973 arbeitete. Im Unterschied zur früheren luftigen Malweise hat Max Weiler den Hintergrund nunmehr komplett durchgemalt. Er selbst spricht von einem „gefühlsbetonten Grund, ich nannte ihn tönenden Grund“.
Es bleiben keine atmosphärischen Leerräume mehr, die Umrisslinien bildet er mit zarten, weiß gelassenen Stellen.
Max Weiler führt zusammen mit Markus Prachensky und Josef Mikl die Riege jener Künstler an, die die malerische Abstraktion in der österreichischen Nachkriegskunst entscheidend mitgeprägt haben. Gezeigt werden weiters Papierarbeiten von Maria Lassnig, die mit ihrer Thematik der Körperwahrnehmung heute international als eine der relevantesten Künstlerinnen Österreichs gilt, ebenso wie Werke der Popartkünstlerin Kiki Kogelnik, deren „Venetian Heads“und „Glitter“-Grafiken sehr gesucht sind. Heraus stechen auch Ingrid Brandstetters in ihrer Buntheit lebensbejahenden Frauenbilder und Eduard Angelis fast monochrome meditative Bilder der venezianischen Lagune.
Die Jüngeren
Prominent vertreten ist schließlich die mittlere Generation österreichischer Gegenwartskünstler, die ihre Karriere in den 1980er-Jahren begannen und heute internationale Anerkennung genießen: Erwin Wurm, der an der aktuellen Kunst-Biennale von Venedig mit Brigitte Kowanz den ÖsterreichPavillon bespielt, dazu die Maler Gunter Damisch, Otto Zitko, Hubert Schmalix und Jakob Gasteiger. In Hubert Scheibls „Ones“wird eine flüchtige Bewegung in einem einzigen wuchtigen Pinselstrich eingefangen und in eine monumentale Geste verwandelt. Gunter Damischs Bildtitel verweisen stets auf ein erzählerisches Moment, das seinen Bildern innewohnt, die gekennzeichnet sind von Bewegung und unaufhörlicher Veränderlichkeit von einem steten Wechsel von Nah- zu Fernsicht, von Mikro- zu Makrokosmos. In Erwin Wurms „Salatgurken modernistisch“macht das Fruchtgemüse akrobatische Übungen und ist Teil einer neuartigen originellen Bildwelt mit großem Wiedererkennungswert. Die bunt patinierten Bronzeskulpturen, die ihrer noblen Materialität zum Trotz humorvoll von Salatgurken, Bratwürstchen und anderen Dingen des täglichen Lebens handeln, treiben die Erweiterung des Skulpturbegriffs, und was alles Skulptur sein kann, auf die Spitze.
Die Galerie Kovacek & Zetter ist nicht nur eine wichtige Adresse für Liebhaber österreichischer Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts, sondern spricht mit ihrer konsequenten Ausrichtung auf zeitgenössische Kunst zudem neue Sammlerschichten an.