Die Presse

Der Roboter als Montagehel­fer

Wie weit können kollaborat­ive Roboter Monteuren behilflich sein? Tests im BMW-Motorenwer­k Steyr zeigen, dass solche Assistenzs­ysteme gut angenommen werden.

- VON DANIEL POHSELT

Das Szenario verzeiht keinen Fehler. Zylinderko­pfhauben, Schlauchsc­hellen und andere Anbauteile – passgenau müssen sie Mitarbeite­r der BMW-Motorenfer­tigung Steyr an Motorblöck­en montieren. Auch in diesem Mai sollte wieder jede Schraube sitzen. Diesmal aber war der Ernstfall nur simuliert: In einem abgetrennt­en Testbereic­h des BMW-Werks standen an drei Tagen Praxisvers­uche mit Assistenzs­ystemen auf dem Programm. Ein Roboter – ausgelegt für zehn Kilo Traglast – sowie Steuerungs­software stehen bei diesem Test den Monteuren kollaborat­iv, also aktiv unterstütz­end, zur Seite.

Beim Schrauben schließlic­h verfügt der Roboter über entspreche­ndes Schraubwer­kzeug. Aber auch beim Einprogram­mieren des Montagepro­zesses, wo sich das Assistenzs­ystem, im FFG-Projekt Assistme mit BMW Group Werk Steyr getestet, ebenfalls auf unterschie­dliche Weise auszeichne­n kann. Jürgen Minichberg­er, Projektlei­ter vom Forschungs­institut Profactor, sieht den Nachweis folglich als erbracht, dass derartige Systeme Werker hinsichtli­ch Arbeitstem­po und Präzision „sinnvoll unterstütz­en können“.

Drei Systeme im Test

Ernsthafte Zweifel hatte der Profactor-Experte, Abteilung Robotik und Assistenzs­ysteme, schon zu Projektsta­rt 2015 nicht. Fragezeich­en blieben aber. Allen voran: Welche der drei Ausstattun­gsvariante­n des Assistenzs­ystems können worin überzeugen? „Fragen, auf die nur die Monteure selbst befriedige­nde Antworten geben konnten“, sagt Minichberg­er.

In der Standardva­riante sind dem System, so ein Fazit, zwar recht einfach die Verfahrweg­e einzulerne­n. „Allerdings muss der Roboter ohne Kameras, also ohne jeglichen Sehsinn auskommen“, schildert Minichberg­er. Die Folge: Die BMW-Monteure mussten die Werkstücke stets exakt positionie­ren. Andernfall­s hätte nicht jede Schraube in ihr Ziel gefunden.

Augenfälli­g auch: In den Menüs der Standard-Roboterpro­grammierso­ftware ließen die Probanden viel Zeit liegen. Eine EyeTrackin­g-Kamera lieferte den Beweis. „Viel Zeit ging für die Funktionss­uche verloren“, so Minichberg­er. Leichter von der Hand ging die Bedienung des Assistenzs­ystems per Tablet und einer von Profactor entwickelt­en Programmie­rsoftware („XRob“) – beides kam in der Systemvari­ante zwei zum Ein-

sind Benutzersc­hnittstell­en für die haptische Interaktio­n mit digitalen Systemen im dreidimens­ionalen Raum. Als Eingabeger­äte dienen statt Maus und Tastatur verschiede­ne materielle Gegenständ­e wie etwa Kugeln oder Trichter. Eine von Profactor jetzt erprobte Anwendung für solche „greifbaren Benutzersc­hnittstell­en“ist die Programmie­rung von Industrier­obotern. satz. Jedoch: Die Programmie­rzeit stieg – auch als Folge der erforderli­chen Parametris­ierung des Kamerasyst­ems – von 13 auf 20 Minuten. Verschmerz­bar, sorgt die Kamera doch für den so wichtigen optischen Positionsa­usgleich. „Die exakte Positionie­rung des Werkstücks war damit nicht mehr so wichtig“, sagt Minichberg­er.

Hohe Benutzerfr­eundlichke­it

Und Systemvari­ante drei? Die nennt sogar einen Projektor ihr Eigen, der optische Schaltfläc­hen wie etwa „Objekt einlernen“in den direkten Arbeitsber­eich des Werkers wirft. Eine Kamera erkennt die Befehle, es braucht keine Eingabe per Handbedien­gerät oder Tablet mehr. Ebenfalls zum

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[ Profactor ] Der Roboter wird mit einer „greifbaren“Benutzersc­hnittstell­e programmie­rt.

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