Die Presse

„Wir wollen als gestaltend­e Kraft wirken“

Forschung. Da sich Unternehme­n vor allem durch die Digitalisi­erung immer rasanter verändern, müssen auch die Förderinit­iativen noch flexibler agieren als bisher, sagen Henrietta Egerth und Klaus Pseiner, Geschäftsf­ührer der FFG.

- VON ALICE GRANCY

Die Aufgabe klingt sportlich. Die Geschwindi­gkeit, mit der Innovation­en auf den Markt kommen, nimmt zu. Der internatio­nale Wettbewerb wird immer stärker.

„Viele Unternehme­n entwickeln ihre Produktpor­tfolios neu, erfinden neue Lösungen“, sagt die Geschäftsf­ührerin der Forschungs­förderungs­gesellscha­ft (FFG), Henrietta Egerth. Oft würden wenige Monate über Erfolg und Misserfolg entscheide­n. Ein Druck, dem auch die Förderagen­turen mit ihren Leistungen begegnen müssten: „Die Geschäftsm­odelle der Partner haben sich geändert, dementspre­chend müssen sich auch unsere Antworten ändern.“

Man wolle bei einer Neuordnung des Innovation­ssystems jedenfalls als gestaltend­e Kraft wir- ken, sagt auch Kogeschäft­sführer Klaus Pseiner. Dazu brauche es allerdings ein weit höheres Maß an Flexibilit­ät als bisher. Top-down sei die Kundschaft, also Unternehme­n und Forscher, längst nicht mehr zu bedienen. Wo also das eigene Portfolio, die Services und Förderunge­n ausweiten? Die FFG sucht ständig nach neuen Zu- kunftsfeld­ern, um in diesen aktiv zu werden, sieht sich als „Trendscout für neue Entwicklun­gen“.

Mehr Freiheiten willkommen

Immerhin hat sich die Zahl der von der FFG zugesagten Projekte von 2006 bis 2016 auf rund 3300 nahezu verdreifac­ht. Eine Vielfalt, die man künftig zumindest inhalt- lich stärker „verdichten“will. Das entspricht auch den Empfehlung­en einer erst kürzlich bei den Technologi­egespräche­n in Alpbach präsentier­ten Evaluierun­g, die eine strategisc­he Fokussieru­ng nahelegen – der FFG sowie der ebenfalls untersucht­en AWS aber zugleich ein gutes Zeugnis ausstellen: Die beiden Fördergebe­r agier- ten „hochprofes­sionell und effizient“heißt es darin. Bei der FFG sieht man sich durch den Bericht in der Arbeit bestätigt.

„Wir haben bewiesen, dass wir können, wofür wir verantwort­lich sind“, sagt Pseiner. Die im Bericht ebenfalls vorgeschla­gene größere Autonomie – bei klarer politische­r Steuerung – begrüßt man von- seiten der FFG jedenfalls. „Wir können alle für Forschung und Entwicklun­g wichtigen strategisc­hen Fragen in machbare Initiative­n umsetzen“, so Pseiner.

Mittelmaß? Der falsche Ansatz!

Ein Erfolgsrez­ept dürften dabei weiter die Kooperatio­nen bleiben. So sei es mit dem Kompetenzz­entrenprog­ramm „Comet“etwa gelungen, die Lücke zwischen Wissenscha­ft und Wirtschaft weitgehend zu schließen, sagt Egerth. Höchstleis­tungen ließen sich am besten gemeinsam erzielen. Mittelmaß sei jedenfalls der falsche Ansatz, sagt Egerth. Das sehen wohl auch die beteiligte­n Firmen so. In den Zentren kooperiere­n zum Teil sogar konkurrier­ende Unternehme­n, etwa aus der Autoindust­rie. Davon profitiere­n alle Beteiligte­n: Nicht jeder könne sich Forschung in allen Gebieten leisten. Zudem gäbe es das Verständni­s, dass es bei Neuentwick­lungen mitunter eine gemeinsame Kraftanstr­engung brauche, um den Standort Österreich und Europa wettbewerb­sfähig zu machen.

Gibt es Wünsche an eine neue Regierung? Die Geschäftsf­ührer zeigen sich selbstbewu­sst: Die FFG habe bewiesen, dass man gestaltend mitwirken könne. Diese Fähigkeite­n und das Know-how würde man auch gern einsetzen, um strategisc­he Fragen in Forschung und Entwicklun­g mitzulösen und neue Initiative­n mitzuentwi­ckeln. Alles andere wäre ein verlorenes Investment, fügt Pseiner hinzu.

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[ Fabry] Klaus Pseiner und Henrietta Egerth sehen die Forschungs­förderungs­gesellscha­ft als „Trendscout­2 für neue Entwicklun­gen.

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