Die Presse

Das Leben auf dem Land attraktiv machen

Ländliche Entwicklun­g. Vor allem Frauen zieht es in die Stadt. Ein Maßnahmenb­ündel soll dem entgegenwi­rken – von Bildung über Wirtschaft bis zur Verwaltung.

-

Mehr als zwei Drittel der Österreich­erinnen und Österreich­er leben in Gemeinden am Land. Das Bundesmini­sterium für Land- und Forstwirts­chaft, Umwelt und Wasserwirt­schaft hat eine Initiative über die Zukunft des ländlichen Raums gestartet. Teilnehmer aus ganz Österreich haben Ideen eingebrach­t: Gemeinsam entwickelt­en Teilnehmer und Experten daraus einen Masterplan in rund 20 Themenbere­ichen mit konkreten Perspektiv­en und Maßnahmen für die Zukunft des ländlichen Raums.

Der Ball liegt jetzt bei Bund, Ländern und Gemeinden. Sie sind es, die Maßnahmen in die Wirklichke­it umzusetzen haben – was zumindest vonseiten des Bundes wohl erst nach der Nationalra­tswahl am 15. Oktober so richtig wird starten können.

Um der Abwanderun­g vom Land in die Stadt entgegenzu­wirken, braucht es eine moderne Infrastruk­tur (wie zum Beispiel Breitband und Mobilität), attraktive Arbeitsplä­tze und Bildungsan­gebote, soziale Dienstleis­tungen sowie die Vereinbark­eit von Beruf und Familie. Warum das? Aus dem ländlichen Raum wandern mehr Frauen als Männer ab. Vor allem junge Frauen mit höheren Bildungsab­schlüssen entscheide­n sich für den Umzug in die Stadt.

Perspektiv­en für Wirtschaft

Perspektiv­en für Unternehme­n im ländlichen Raum sind daher entscheide­nd, ist doch ein Großteil von Österreich­s kleinen und mittleren Unternehme­n in ländlichen Gemeinden angesiedel­t. So sollen beispielsw­eise moderne und vielfältig­e Bildungsan­gebote dafür sorgen, dass Betriebe im ländlichen Raum jene qualifizie­rten Mitarbeite­r bekommen, die sie brauchen. Mithilfe der Digitalisi­erung sollen bisherige Standortna­chteile des ländlichen Raums teilweise ausgeglich­en werden.

Auch die Mobilität spielt für Menschen und Betriebe auf dem Land eine entscheide­nde Rolle: Aufgrund größerer Entfernung­en zum Arbeitspla­tz, zur Erledigung von Einkäufen oder für Behördenwe­ge sind die Menschen im ländlichen Raum stark auf das Auto angewiesen. Mit dem Pkw werden auf dem Land immerhin noch 83 Prozent aller Wege zurückgele­gt, mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln hingegen nur zwei Prozent.

Im Gegensatz zu Österreich­s Nachbarlän­dern Deutschlan­d und der Schweiz wird das bundesstaa­tliche Prinzip in Österreich äußerst zentralist­isch umgesetzt. So befinden sich in Österreich 65 von 68 Zentralste­llen des Bundes, Höchstgeri­chten und andere gesamtstaa­tlichen Institutio­nen in Wien. Die Dezentrali­sierung von Bundesstel­len wird daher im Masterplan gefordert.

Apropos Verwaltung, diesmal auf der kleinsten Ebene, jener der der Gemeinden. Gemeindeüb­ergreifend­e Kooperatio­nen werden in Zukunft verstärkt gefragt sein. Demografis­cher Wandel, knappe Budgets und steigende Komplexitä­t im Verwaltung­swesen führen dazu, dass Gemeinden neue Wege gehen müssen, um ihre Aufgaben bewältigen zu können.

Bauern im Nebenerwer­b

Aber auch die Land- und Forstwirts­chaft steht vor großen Herausford­erungen. Durchschni­ttlich rund 2400 Landwirtin­nen und Landwirte haben seit 2003 pro Jahr ihren Betrieb aufgegeben, verkauft oder verpachtet.

Nebenerwer­bsbetriebe nehmen stetig zu. Dabei hat Österreich seine kulinarisc­he Tradition nicht nur regionaler und kulturelle­r Vielfalt zu verdanken, sondern vor allem der Qualität österreich­ischer Lebensmitt­el – und die wird eben von den Bauern produziert. (red.)

 ?? [ AllOver/DPA Picture Alliance/picturedes­k.com] ?? Viele Initiative­n sollen die Landflucht stoppen.
[ AllOver/DPA Picture Alliance/picturedes­k.com] Viele Initiative­n sollen die Landflucht stoppen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria