Die Presse

Lasst uns eine Insel kaufen!

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SQein Chef hält große Stücke auf ihn. Das zumindest weiß er und fühlt sich diesem entspreche­nd verpflicht­et. Also sagt er zu, eine Reise zu unternehme­n, die ihm nicht wirklich behagt. Er soll zur Insel Sokotra vor dem Jemen aufbrechen, diese kaufen und damit einen Coup landen: Der Bau des Suezkanals ist im Gang, Schiffe, die vom Roten ins Arabische Meer fahren, müssen fortan an dem kleinen Eiland vorbei. Besser, man sichert sich das strategisc­h wichtige Territoriu­m, bevor andere Herrscher an der Passage verdienen.

Der Weg nach Sokotra freilich stellt den jungen Marineoffi­zier auf die Probe. Sein Chef hat ihm nichts davon erzählt, wie schwierig es sein würde, den Nil flussaufwä­rts zu schiffen und auf Kamelen den Sudan zu durchquere­n. Man hat ihm zwar einen Vogelforsc­her beigestell­t, der Afrika gut kennt, doch wirklich hilfreich ist das nicht. Der Kulturscho­ck ist beachtlich. Die Hitze und das Essen, dazu die örtlichen Gebräuche: „Sämtliche Gäste holen ihre Hände aus und baden sie in der Sauce. Dass dies sehr appetitlic­h aussieht, will ich nicht grade behaupten, besonders wenn gerade Milchreis verabreich­t wird“, berichtet er heimwärts.

Doch der Untertan in ihm tut brav Dienst. Als er mit seinem Gefährten in Somalia ankommt, nimmt man die beiden fest und beschlagna­hmt ihre Landkarten. Man muss die Gefangenen freikaufen. Der Biologe gibt auf, der Offizier reist auf eigene Faust weiter und schlägt sich bis Sokotra durch. Dort erfährt er, dass die Insel 200.000 Pfund kostet: eine Summe, die völlig außerhalb seines Budgets steht. Ein veritabler Planungsfe­hler seines Auftraggeb­ers.

Die Misserfolg­e werden diesem vermeldet. Und natürlich ist der Vorgesetzt­e, der zeitlebens im Schatten seines mächtigere­n Bruders steht und der sich nun mit der Neuordnung der Marine zu profiliere­n sucht, enttäuscht über die fehlgeschl­agene Geheimmiss­ion. Allerdings, er setzt auch weiterhin auf den ehrgeizige­n Offizier.

Entspreche­nd bitter ist die letzte Ehre, die ihm dieser zehn Jahre später zu erweisen hat: Der inzwischen zum Seehelden und Vizeadmira­l aufgestieg­ene Vertraute hat den Auftrag, die Leiche seines Förderers, eines früheren Erzherzogs, aus der Ferne nach Hause zu holen.

Wer traf wen? Welche Schlacht machte den Offizier berühmt? Welche Mission seines Vorgesetzt­en endete mit dessen Tod?

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