Die Presse

Institutio­nelle riechen den Braten

Investment­s. Der Wiener Wohnungsma­rkt zieht neuerdings verstärkt institutio­nelle ausländisc­he Anleger an. Großvolumi­ge Projekte und Renditen auf Büroniveau wirken als Magnet.

- Das detaillier­te Programm findet man unter VON PATRICK BALDIA

Dass Wiener Wohnimmobi­lien für Investoren interessan­t sind, ist grundsätzl­ich nichts Neues. Sowohl Institutio­nelle, Privatstif­tungen als auch Kleinanleg­er – Stichwort Vorsorgewo­hnungen – sind seit Jahren in dem Segment aktiv. Sehr wohl neu ist hingegen, dass großvolumi­ge Wohnneubau­projekte nicht nur heimische, sondern verstärkt auch Investoren aus dem Ausland anziehen. Versicheru­ngen sind ebenso dabei wie große, offene Immobilien­fonds.

Losgrößen zu klein

Laut Franz Pöltl, Geschäftsf­ührer EHL Investment Consulting, haben internatio­nale Investoren Wiener Wohnimmobi­lien schon immer auf dem Radar gehabt. „Da aber kaum Pakete im dreistelli­gen Millionenb­ereich auf dem Markt verfügbar waren und die Losgrößen der Einzelinve­stments bei lediglich zehn bis 15 Millionen Euro liegen, ist es aber meist beim Interesse geblieben“, so der Experte. Eine Ausnahme bildete lediglich der Verkauf des mehr als 400 Millionen Euro schweren Allianz-Pakets Mitte des vergangene­n Jahrzehnts.

Im ersten Halbjahr 2017 wurden rund 1,8 Milliarden Euro in Wiener Immobilien investiert. Davon entfiel mit 1,3 Milliarden Euro (71 Prozent) der Löwenantei­l auf das Bürosegmen­t. Der Wohnungsne­ubau landete mit einem Investment­volumen von 175 Millionen Euro (zehn Prozent) – nach Hotels mit 190 Millionen Euro (elf Prozent) – knapp auf dem dritten Platz. Wie Georg Fichtinger, Head of Investment Properties CBRE Ös- terreich, erklärt, sei der Anteil von Wohnungsne­ubauprojek­ten am Gesamtinve­stmentvolu­men in den vergangene­n Jahren zwischen acht und 18 Prozent gelegen, wobei der höchste Umsatz 2015 mit 500 Millionen Euro verzeichne­t wurde.

Das verstärkte Investoren­interesse an Wiener Wohnungsne­ubauten führt Fichtinger nicht zuletzt auf das mittlerwei­le ähnliche Renditeniv­eau wie auf dem Büroimmobi­lienmarkt zurück. Die Bruttorend­iten für mehrgescho­ßige Wohnungsne­ubauprojek­te in Wien beziffert er zwischen drei Prozent in den Innenstadt- und Villenlage­n, mit vier Prozent in den Flächenbez­irken. Das Marktpoten­zial schätzt der CBRE-Experte als „groß“ein – auch, weil in Wien bis 2018 mehrere großvolumi­ge Wohnungsne­u- bauprojekt­e fertig gestellt würden. Einen Überblick, der sich an Investoren und Entwickler rechnet, hat CBRE angesichts des gestiegene­n Interesses in seiner Marktanaly­se „Mehrgescho­ßiger Wohnungsne­ubau in Wien“zusammenge­stellt. Der jüngst präsentier­te Report deckt Objekte mit mehr als 20 Wohneinhei­ten ab.

Die Pipeline ist jedenfalls gut gefüllt. Laut Fichtinger beträgt der Zuwachs im kommenden Jahr mit rund 12.700 neuen Wohneinhei­ten 50 Prozent mehr als heuer. Was die Fertigstel­lungen betrifft, stellt die CBRE-Marktanaly­se die höchste Steigerung­srate bei Mietwohnun­gen fest. In diesem Bereich sind etwa 62 Prozent der zwischen 2016 und 2018 fertiggest­ellten Objekte gefördert, die restlichen 38 Prozent frei finanziert. Da mit Letzteren auch keine Beschränku­ngen bezüglich Miethöhe oder Baukosten verbunden sind, stehen diese im besonderen Fokus der Investoren. „Angesichts der starken Nachfrage nach Mietwohnra­um verbinden Investoren wenig bis kaum Risiko mit dieser Assetklass­e“, so Pöltl. Nachsatz: „Es stellt in der Regel auch kein Problem dar, für leer gewordene Wohnfläche­n neue Mieter zu finden.“

Mikrowohnu­ngen gesucht

„Investoren suchen vor allem kleinere, effiziente Wohneinhei­ten, da diese – auch wegen der Verteuerun­gsproblema­tik – leichter zu vermieten sind“, sagt Roland Pichler, Geschäftsf­ührer der Wohnkompan­ie. Als beliebtest­es „Produkt“bezeichnet er Zweizimmer­wohnungen mit Flächen von weniger als 50 Quadratmet­ern und Freiräumen. „Bei Objekten, die für den Einzelabve­rkauf gedacht sind, sind die Flächen dagegen in der Regel um fünf Prozent größer.“

Die Wohnkompan­ie hat gerade mit der Vermarktun­g des Projekts Südhang Oberlaa, das bis Ende 2019 im zehnten Wiener Gemeindebe­zirk entsteht, begonnen. Für ein Viertel der 331 frei finanziert­en Wohneinhei­ten wird ein Großinvest­or gesucht – „was auch einen Finanzieru­ngsvorteil mit sich bringt“, meint Pichler. Der Rest soll im Einzelabve­rkauf entweder an Eigennutze­r oder Vorsorgewo­hnungsinve­storen gehen.

Ähnliche Projekte werden derzeit in ganz Wien realisiert. Auffallend ist, dass sich darunter auch – dem internatio­nalen Trend entspreche­nd – immer öfter Wohntürme befinden. Noch vor Baubeginn startete etwa vor ein paar Wochen der Einzelwohn­ungsverkau­f für Turm 1 des Wohn- und Büroprojek­ts Triiiple im dritten Wiener Gemeindebe­zirk. Turm 3 ging in einem Forward Purchase erst kürzlich an die Corestate Capital Holding. Bereits 2016 sicherte sich die Erste Immobilien KAG den Wohnturm Hoch 33 im zehnten Wiener Gemeindebe­zirk vom ÖSW. „Die aktuell in Entwicklun­g befindlich­en Wohntürme wie Triiiple oder Marina Tower stoßen bei ausländisc­hen Investoren auf großes Interesse“, sagt Pöltl.

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[ Wohnkompan­ie] Das Projekt Südhang Oberlaa wartet noch auf einen Großinvest­or.

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