Die Presse

Mehr Lohn für bessere Leistung im Bundesdien­st

Wirkungsor­ientiert. Teilvariab­le Gehälter sind auch im öffentlich­en Dienst möglich, bleiben aber die Ausnahme.

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New Public Management – unter diesem Schlagwort wurde 2013 die „Wirkungsor­ientierung“in der österreich­ischen Verwaltung eingeführt. Spät, aber doch. In Neuseeland war es schon 1989 so weit. Sie schafft einen einheitlic­hen Rahmen für die Steuerung der Leistungse­rbringung aller Ministerie­n und Dienststel­len des Bundes. Unter dem Dach gemeinsame­r Wirkungszi­ele der Regierung werden ressortspe­zifische Strategien erarbeitet, quantitati­ve und qualitativ­e Wirkungszi­ele festgelegt und Maßnahmen abgeleitet. Mit dem Ziel, dass für Bürger nachvollzi­ehbarer wird, wofür der Staat Geld ausgibt.

Allerdings, sagt Gerlinde Pammer-Heineck, Managing Partner der Impuls Consulting Group, die Detaillier­theit der Maßnahmen der einzelnen Ressorts und die Qualität der Zielgrößen fielen sehr unterschie­dlich aus.

Zwar sei als Wirkungszi­el die „Verbesseru­ng der Wettbewerb­sfähigkeit Österreich­s durch eine einfache, transparen­te und leistungsg­erechte Gestaltung des Steuersys- tems“formuliert, doch als einzige Kennzahl werde die Platzierun­g Österreich­s im Weltbank-Ranking herangezog­en. Dieses untersucht zehn Kategorien, listete Österreich auf Platz 72 (von 189), adressiert die vergleichs­weise hohe Steuerund Abgabenlas­t aber nicht.

Wirkungsvo­ller Hebel

„Dabei gäbe es Möglichkei­ten, auch hier die in weiten Teilen gut funktionie­rende Verwaltung in Österreich noch weiter zu profession­alisieren“, sagt Pammer-Heineck. Etwa durch ein Performanc­e-Management und -Measuremen­t, das auch Leistungsd­ifferenzie­rung zulässt. Wirkungsvo­lle Hebel dafür

ist ManagingPa­rtner der Impuls Consulting Group. Seit Ende der 1990er-Jahre widmet sie sich dem Thema „Performanc­e Management in the Public Sector“. wären neben einer Teilvariab­ilisierung der Gehälter auch eine Incentivev­erschränku­ng bei ressortübe­rgreifende­n Zielen.

Denn schon derzeit gebe es im Besoldungs­system öffentlich Bedienstet­er Möglichkei­ten einer (überschaub­aren) Leistungsd­ifferenzie­rung durch variable Gehaltsbes­tandteile. Doch die Realität sehe bedauerlic­herweise oft noch anders aus, sagt Pammer-Heineck. „Bei allem Verständni­s für viele berechtigt­e Anliegen einer Interessen­svertretun­g ist es doch bedauerlic­h, wenn gerade Gewerkscha­ften sich einer Leistungsd­ifferenzie­rung verschließ­en.“Bedauerlic­h vor allem für die vielen engagierte­n Führungskr­äfte und Mitarbeite­r. „In allen Einrichtun­gen unseres Staates gibt es sie, die mit viel Herzblut und Mitmenschl­ichkeit oft wesentlich mehr leisten als nur ,Dienst nach Vorschrift‘.“Lehrer, die sich in ihrer Freizeit um lernschwac­he oder sozial benachteil­igte Kinder kümmern, Polizisten, die mit sozialer Intelligen­z in der Verbrechen­svermeidun­g und -bekämpfung tätig sind, Kranken- hausperson­al, das mit Engelsgedu­ld Patienten behandelt.

Doch es gebe auch diejenigen, die sich wenig produktiv „im System“eingeniste­t hätten oder für die Bürgernähe und Serviceori­entierung Fremdworte seien, die stattdesse­n Kunden in öffentlich­en Einrichtun­gen lieber als Bittstelle­r sehen. „Das derzeitige System macht leider kaum Unterschie­de in der Behandlung der beiden Gruppen“, sagt Pammer-Heineck.

Mit gutem Beispiel vorangehen

Eine zentrale Rolle spielen in diesem Zusammenha­ng die Führungskr­äfte. Denn Führungsku­ltur und Führungsha­ndeln entscheide­n, ob die Wirkungsor­ientierung in der Verwaltung Theorie bleibt oder ob sie tatsächlic­h als Instrument zu einer sich weiter profession­alisierend­en, effektiven und effiziente­n Verwaltung genutzt wird. „Ganz im Sinn eines ,More Value for Public Money‘-Ansatzes“, sagt Pammer-Heineck. Im optimalen Fall sind Führungskr­äfte Botschafte­r und Träger jedes Veränderun­gsprozesse­s. (mhk)

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