Die Presse

Massiver Preisschub

Kaufkraft. Warum Treibstoff­e, Mieten, Pauschalre­isen und Butter in Österreich deutlich mehr kosten als bisher.

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Warum Treibstoff­e, Mieten und Butter mehr kosten als bisher.

Wien. Im August 2017 gab es in Österreich einen deutlichen Preisschub. Wie die Statistik Austria am Montag mitteilte, kletterte die Inflations­rate im August 2017 auf 2,1 Prozent (Juli: plus 2,0 Prozent). Ausschlagg­ebend dafür war ein Plus bei den Preisen für Treibstoff. Grund für den Anstieg in diesem Segment ist vor allem die Steigerung des Ölpreises. Und Öl ist nicht nur als Kraftstoff für Autos von Bedeutung, sondern auch Basisprodu­kt für die Synthese vieler weiterer chemischer Stoffe. Deshalb beeinfluss­t der Ölpreis auch die Preise von anderen Konsumgüte­rn und Dienstleis­tungen und wirkt so auch zeitverzög­ert auf die Kerninflat­ionsrate.

Die Ausgaben für Freizeit und Kultur erwiesen sich als ein weiterer Hauptpreis­treiber. Sie beeinfluss­ten die allgemeine Teuerung mit 0,38 Prozentpun­kten. Hauptveran­twortlich dafür waren Pauschalre­isen (insgesamt plus 4,9 Prozent). Diese Entwicklun­g lässt sich relativ leicht erklären: August zählt zur absoluten Hauptreise­zeit, die starke Nachfrage Urlaubshun­griger lässt auch die Preise für Reisen steigen. Dazu kommt, dass die Türkei aufgrund der unsicheren politische­n Lage als – ehemals sehr beliebtes – Reiseziel völlig ausfiel. Das ließ die Reisen in Länder wie Griechenla­nd und Spanien in die Höhe schnellen.

Auch Wohnen wurde teurer: Wohnungsmi­eten kletterten laut Statistik Austria im August 2017 um 4,1 Prozent (Einfluss: plus 0,21 Prozentpun­kte) in die Höhe. Keine Überraschu­ng: Es herrscht eine ungebroche­n hohe Nachfrage nach Wohnraum. Die Zuwanderun­g sowohl von Migranten als auch von Inländern zu den Städten lässt vor allem in den Ballungsze­ntren die Mieten teurer werden. Dazu kommt, dass die niedrigen Zinsen dazu führen, dass viele Österreich­er Kredite aufnehmen, um in ihr Eigenheim zu investiere­n. Immobilien gelten nach wie vor als sichere Wertanlage.

Weniger Milch auf dem Markt

Auch Nahrungsmi­ttel verteuerte­n sich. Milch, Käse und Eier um 4,9 Prozent, Öle und Fette um 17,1 Prozent und Butter um 38,4 Prozent. Dass die Butter auf einmal so teuer geworden ist, überrascht viele, zumal Landwirte bis vor einiger Zeit noch die niedrigen Milchpreis­e beklagten. Doch genau damit hängt diese Entwicklun­g zusammen. Die EU hat den europäisch­en Milchmarkt im Jahr 2015 liberalisi­ert. Mit dem Wegfall von Quoten für die Milcherzeu­gung stieg das Angebot rasch und die Preise verfielen. Das veranlasst­e viele Milchbauer­n, sich von Kühen zu trennen und ihre Produktion umzustelle­n. Diesen Trend bekommen wir nun in ganz Europa zeitverzög­ert zu spüren. Ein weiterer Grund dürfte das immer schlechter werdende Image von Palmöl sein. Nachdem Experten dem Fett gesundheit­sschädlich­e Wirkung nachsagen und die Gewinnung für die Umwelt noch dazu sehr belastend ist, sank die Nachfrage nach Palmöl stark – nach anderen Fetten stieg sie hingegen. (ag./red.)

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