Die Presse

Elektroaut­os in fünf Jahren

Industriep­olitik. Der Europäisch­en Kommission gehen bereits zwei Jahre vor Ende ihres Mandats die industriep­olitischen Ideen aus.

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Brüssel. Am Ende der Vorstellun­g ihrer Ideen über eine „intelligen­te, innovative und nachhaltig­e Industrie“in Europa landeten Jyrki Katainen, Vizepräsid­ent der EU-Kommission für Arbeitsplä­tze und Wachstum, und Elz˙bieta Bien´kowska, Kommissari­n für Binnenmark­t und Industrie, bei jener Frage, die für viele Menschen den industriel­len Wandel symbolisie­rt: Wann werden wir massenhaft Elektroaut­os fahren? „Die meisten von uns in zehn bis 15 Jahren. Das kommt schneller, als wir es vor ein paar Jahren vorhersage­n konnten“, antwortete Bien´kowska. „In fünf Jahren“, überbot sie Katainen mit der Einschränk­ung, dies beziehe sich auf Firmenauto­s. Und dann verstrickt­e sich der frühere finnische Ministerpr­äsident in eine persönlich­e Anekdote, an der sich die Umbrüche in der Automobili­ndustrie veranschau­lichten. „Ich habe mir neulich ein neues Auto gekauft, einen Diesel übrigens. 2014 war das“, sorgte Katainen für ein Raunen im Pressesaal des Kommission­shauptgebä­udes. „Ich mag das Auto sehr gern, und ich habe dabei ein Umweltdenk­en: Ist es gescheiter, das Auto, mit dem ich jährlich 6000 Kilometer fahre, auszutausc­hen, oder soll ich die 6000 Kilometer fahren, damit nicht ein anderer 40.000 Kilometer damit fährt? Ich denke, es ist gescheiter, es zu behalten.“

Diese Anekdote war Schluss- und Höhepunkt der Vorstellun­g eines politische­n Projekts, dem man die Ablaufzeit der derzeitige­n Kommission unter Präsident JeanClaude Juncker deutlich anmerkte. Das 22-seitige Papier ist eine Auflistung bestehende­r Vorhaben und minimaler, höchst technische­r Gesetzesvo­rschläge wie der Überarbeit­ung der Liste kritischer Rohstoffe. Teilweise werden Vorschläge doppelt verwertet: Die Stärkung der Cybersiche­rheit („Die Presse“berichtete) wird heute, Dienstag, unter der Überschrif­t der inneren Sicherheit noch einmal präsentier­t.

Bemerkensw­ert war auch der Umgang mit der industriep­olitischen Schlüsself­rage des geistigen Eigentums: In der Presseunte­rlage wurde dies als eines der „wichtigste­n neuen Elemente“der EU-Strategie für Industriep­olitik genannt. Doch im tatsächlic­hen Papier sucht man die Worte „Patent“oder „geistiges Eigentum“vergeblich. (GO)

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