Wie der „Cavaliere“Italien zurückerobern will
Wahl 2018. Ex-Premier Silvio Berlusconi ist jetzt ganz offiziell zurück: Er will als Forza-Italia-Spitzenkandidat bei der Parlamentswahl antreten, sein Programm präsentierte er bereits. Doch eigentlich darf er gar nicht mehr kandidieren.
Rom/Wien. Die Witze sind noch dieselben. „Im Sommer lebte ich wie ein Mönch. Aber ich bin nun einmal ein Schlingel, deshalb fragte ich die Damen in meiner Entourage: „Wer ist euch lieber im Bett – euer Hündchen oder Ehemann? 72 Prozent antworteten: ,Hündchen‘.“
Die Fans brüllten vor Lachen, als der nahezu 81-jährige Silvio Berlusconi am Wochenende bei einer Forza-Italia-Veranstaltung offiziell sein Comeback feierte und gleich zu Beginn mit Frauen- und Tierschutzwitzen für Stimmung sorgte. „Silvio, Silvio“, skandierten sie im vollgepackten Hotel in Fiuggi, nahe Rom. Dorthin hatte Antonio Tajani, Forza-Italia-EU-Abgeordneter und Europaparlamentspräsident, geladen. Er präsentierte Berlusconi gleich zu Beginn als ein- zigen Spitzenkandidaten für die Parlamentswahl im Frühjahr 2018. „Wir brauchen keine Vorwahl, einen Leader haben wir längst, und der heißt Silvio Berlusconi“, jubelte er. „Silvio Presidente, Silvio Presidente“, antworte das Publikum euphorisch. Der „Cavaliere“fühlte sich in seinem Element. Erschlankt, braun gebrannt, bemüht leger im obligaten marineblauen Anzug, versicherte er breit lächelnd seinen Anhängern: „Ich werde den Wahlkampf führen, und wir werden gewinnen.“Dass Berlusconi wegen seiner Steuerdelikte eigentlich gar nicht kandidieren darf, störte offenbar niemanden. Der „Cavaliere“setzt jedenfalls darauf, dass der Europäische Gerichtshof das Urteil aufheben „und meine Ehre wiederherstellen wird“.
Seine Anhänger scheinen ihm all die Sex-, Korruptions- und Misswirtschaftsskandale verziehen zu haben, die Italien unter Berlusconis langen Regierungsjahren (zuletzt 2008–2011) nicht nur zur internationalen Lachnummer gemacht, sondern auch an den Rand des finanziellen Bankrotts geführt haben: Forza Italia erlebt seit dem „Cavaliere“-Comeback ein Umfragehoch.
Außer seiner neu entdeckten Liebe zu Tieren und dem Tierschutz blieb Berlusconi den altbekannten Versprechen treu, etwa „weniger Steuern und Reichtum für alle“. Überraschend moderat gab er sich bei EU-Themen, wohl auch Tajani zuliebe. Plötzlich will Berlusconi nicht mehr aus dem Euro austreten, er will die EU-Integration vorantreiben und fordert einen EU„Marschallplan“gegen die Migration. Offen ließ er, ob er mit der rechtspopulistischen Lega Nord koalieren will – rein rechnerisch derzeit die einzige Möglichkeit, um an die Macht zu kommen. Doch zwischen Berlusconi und Lega-Chef Matteo Salvini herrscht dicke Luft.
Dafür versprach der sichtlich verjüngte Medienzar augenzwinkernd: „Ich mach einen Pakt mit dem Teufel, der soll mich um 20 Jahre jünger machen.“