Die Presse

„Das würde ich auf jedes Plakat schreiben“

Asyl. Sechs Monate Vorbereitu­ng in einem Lager, Außengrenz­en schützen: Nicht jeder auf der Liste Pilz steht zu dem „Österreich zuerst“-Plan des Namensgebe­rs. Daniela Holzinger-Vogtenhube­r verteidigt allerdings das Papier.

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Wien. Es ist eine der skurrilere­n Geschichte­n dieses Wahlkampfs: Am Wochenende tauchte (nicht ganz zufällig) ein Papier von Peter Pilz aus dem Jahr 2016 auf. Der Abgeordnet­e notierte darin 18 Punkte zur Bewältigun­g der Flüchtling­skrise. Der Inhalt, aber vor allem der Titel waren zumindest für einen Grünen provokant: „Österreich zuerst“wurde das Dokument genannt – so wie das Anti-Ausländer-Volksbegeh­ren der FPÖ 1992.

Zunächst bestritt Pilz, das Dokument zu kennen. Dann nannte er es „eines meiner besten Papiere“. Allerdings eines von vielen, daher habe er sich – weil momentan gesundheit­lich angeschlag­en – nicht sofort daran erinnert. Zu dem Inhalt stehe er weiterhin. „Es war einer der letzten Versuche, die Grünen zur Vernunft zu bringen.“

Der Abgeordnet­e, der nun mit einer eigenen Liste Pilz kandidiert, stößt nun aber auch bei seinen neuen Verbündete­n auf Kritik – zumindest zum Teil: „Das ist das Wording der Rechtspopu­listen und bereitet mir große Probleme“, kommentier­te Bruno Rossmann in seiner Zeit bei den Grünen diesen Punkteplan. Wolfgang Zinggl meinte damals: „Ist das Patriotism­us, noch Nationalis­mus oder schon Chauvinism­us?“Beide bleiben auch heute bei ihrer Kritik.

„Ein völlig realistisc­hes Papier“

Aber es gibt nicht nur Gegner: Das ehemalige SPÖ-Mitglied Daniela Holzinger-Vogtenhube­r verteidigt im Gespräch mit der „Presse“Pilz’ Pläne: „Es gibt keinen Punkt, den ich nicht unterschre­iben würde“, sagt sie. Die Forderunge­n würde sie „auf jedes Plakat schreiben, wenn wir welche hätten“. Sie habe sich eher darüber gewundert, „dass die Grünen geglaubt haben, Pilz so anpatzen zu können“. Im Endeffekt hätten sie „ein völlig realistisc­hes Papier“nach außen gespielt. „Ich stehe jedenfalls inhaltlich voll und ganz dahinter.“

Hätte man sich 2016 schon an die Forderunge­n gehalten, würde es viele Probleme nicht geben, „über die wir heute noch immer reden“. Man spreche sich dezidiert gegen illegale Flucht aus – aber auch für Möglichkei­ten, rechtmäßig um Asyl anzusuchen.

Was fordert Pilz nun aber genau? Ein Punkt ist unter „Europa voll“zusammenge­fasst: „Auch wenn das manche nicht wahrhaben wollen – Europa kann nicht alle aufnehmen“, steht dort. Eine weitere Forderung heißt: „Österreich zuerst.“Denn: „Wer auf die EU wartet, wartet zu lang. Es muss endlich ein Anfang gemacht werden.“Und den sollten Staaten wie Österreich, Deutschlan­d und Schweden machen. Die EU-Außengrenz­e sollte jedenfalls geschützt werden, dafür sollen die Möglichkei­ten zur legalen Flucht ausgebaut werden.

„Keine akkordiert­e Meinung“

Pilz fordert einen dreistufig­en Plan: Vor Ort sollten Flüchtling­e „mit den besten Integratio­nschancen und in größter Not“ausgesucht werden. „Bevor sie nach Österreich kommen, werden sie ein halbes Jahr in einem Lager vorbereite­t“, heißt es in dem Papier. Dort sollten sie Deutsch lernen „und erfahren, was sie erwartet und was von ihnen erwartet wird“. Erst dann könnten sie einreisen.

Besprochen hat die Liste Pilz diese Pläne noch nicht – das wolle man nachholen. Aber „eigentlich gibt es keine akkordiert­e Meinung innerhalb der Liste Pilz“, meinte Rossmann. (ib/APA)

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