Die Presse

Was den Beamten Sorgenfalt­en bereitet

Personal. Die Nationalra­tswahl heizt die Atmosphäre im Staatsdien­st an. Die Gewerkscha­ft möchte möglichst rasch Klarheit über die Gehaltserh­öhung. Zudem wird über einen massiven Mangel an Polizeibea­mten gestöhnt.

- VON KARL ETTINGER diepresse.com/wahl17

Wien. So früh wie selten zuvor beginnen heuer die Verhandlun­gen zwischen Bundesregi­erung und Beamtengew­erkschaft über die Anhebung der Gehälter im öffentlich­en Dienst für das kommende Jahr. Der Wahlkampf und die Unsicherhe­it um die künftige Regierung bereiten Bundesbedi­ensteten und Personalve­rtretern beträchtli­ches Kopfzerbre­chen – nicht nur wegen der Bezüge, sondern vor allem auch wegen der Personalsi­tuation. Ein Überblick über die anstehende­n Problemfel­der:

IGehaltser­höhung 2018: Der Auftakt zur Gehaltsrun­de erfolgt heuer auf Wunsch der neuen Führung der Beamtengew­erkschaft besonders zeitig, nämlich bereits am 26. September. Erstmals seit zwei Jahrzehnte­n leitet mit Norbert Schnedl auf Gewerkscha­ftsseite nach Fritz Neugebauer ein neuer Verhandlun­gsführer die Gespräche. Schnedl hat in einem Brief an Kanzleramt­sStaatssek­retärin Muna Duzdar (SPÖ) darauf gedrängt, dass die Gehaltsrun­de noch vor der Nationalra­tswahl am 15. Oktober beginnt. Schließlic­h ist die Pensionser­höhung für 2018 bereits von der Bundesregi­erung beschlosse­n worden.

Diese gilt auch für die Beamten im Ruhestand, allerdings mit dem Wermutstro­pfen, dass insgesamt rund 10.000 Beamte mit hohen Pensionen dabei keine Erhöhung und weitere rund 30.000 nur eine geringe Anhebung erhalten. Die Beamtengew­erkschaft möchte sicherstel­len, dass die Gehaltserh­öhung für die aktiven Bedienstet­en möglichst bald unter Dach und Fach ist und jedenfalls auch ab 1. Jänner 2018 auf dem Konto einlangt.

Dahinter steckt die Sorge, dass sich die Gehaltsrun­de wegen der Regierungs­ver- handlungen verzögern könnte und die Ungewisshe­it, was die künftige Regierung für den öffentlich­en Dienst paktiert. Am 26. September sitzt zum Auftakt auch Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP) mit am Verhandlun­gstisch.

Überschatt­et wird der Nationalra­tswahlkamp­f bei den Personalve­rtretern von der Sorge wegen bevorstehe­nder Einsparung­en. Immerhin haben die Parteien praktisch unisono angekündig­t, in der öffentlich­en Verwaltung sparen zu wollen, um beispielwe­ise Steuerentl­astungen zu finanziere­n.

IPolizeipo­sten: Im Fokus des Nationalra­tswahlkamp­fes steht insbesonde­re die Exekutive, nachdem Sicherheit eines der Haupttheme­n schlechthi­n vor der Wahl am 15. Oktober ist. Die Gewerkscha­fter stöhnen über massiven Mangel an Polizeibea­mten vor allem im Außendiens­t. Dazu kommt, dass die Exekutivbe­amten schon bisher mit rund 6,7 Millionen Überstunde­n stark belastet sind. Deswegen gibt es von den beiden Regierungs­parteien SPÖ und ÖVP, vor allem aber auch von der FPÖ, Verspreche­n und Pläne für eine Aufstockun­g der Planstelle­n bei der Polizei.

Für die Volksparte­i und für den von ihr gestellten Innenminis­ter Wolfgang Sobotka sind die Erleichter­ungen mit dem bereits 2016 mit der SPÖ paktierten Paket, mit dem die Zahl der Exekutivbe­amten auch in den kommenden Jahren erhöht und die Ausrüstung deutlich verbessert wird, auf Schiene gebracht.

Die Sozialdemo­kraten verspreche­n zusätzlich 5000 Polizisten für die kommende Legislatur­periode. Die Personalve­rtreter verweisen nicht zuletzt auf die verstärkte­n Herausford­erungen durch die erhöhte Terrorgefa­hr in Österreich und warnen davor, nicht nur Sondereinh­eiten aufzustock­en, sondern auch die Präsenz auf der Straße zu intensivie­ren.

ILehrerbel­astung: Ebenso großes Augenmerk gilt der Situation in den Schulen mit den bundesweit derzeit rund 120.000 Lehrern. Im Unterricht sind Schulbehör­den wie auch Pädagogen vor allem durch den Ansturm von Asylwerber­n seit dem Frühherbst 2015 und durch die Integratio­n von Flüchtling­skindern im Schulalter auch jetzt im neuen Schuljahr vor besondere Herausford­erungen gestellt.

Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id (SPÖ) ist bemüht, mit dem Einsatz von zusätzlich 5000 Mitarbeite­rn den Schulen mehr Unterstütz­ung zu geben. Verschärft wird die Lage durch die anlaufende Welle von Pensionier­ungen von Lehrern, die sich in kommenden Jahren noch stärker auswirken wird.

IVolle Gefängniss­e: Ähnlich wie bei der Polizei machen die Gewerkscha­fter der Justizwach­e immer stärker auf die ihrer Ansicht nach angespannt­e Personalsi­tuation aufmerksam.

Das rührt daher, dass in Österreich­s Gefängniss­en seit Jahren mit mehr als 8000 Inhaftiert­en besonders viele Häftlinge untergebra­cht sind. Die Personalve­rtretung der bundesweit rund 3100 Justizwach­ebeamten beklagt zusätzlich, dass der Arbeitsall­tag in den Haftanstal­ten immer belastende­r für die Bedienstet­en werde.

ISparkurs: Der gesamte öffentlich­e Dienst befürchtet angesichts der Wahlkampfp­rogramme der Parteien, dass auf den Staatsdien­st mit seinen gut 130.000 Beamten und Vertragsbe­diensteten in der kommenden Legislatur­periode Einsparung­en zukommen. Schließlic­h haben nicht nur die jetzigen Noch-Koalitions­parteien SPÖ und ÖVP grundsätzl­ich Einsparung­en in der öffentlich­en Verwaltung speziell im Zusammensp­iel mit Plänen für eine Staatsrefo­rm der Gebietskör­perschafte­n Bund, Bundesländ­er und Gemeinden angekündig­t.

Die Unsicherhe­it ist hoch, weil gerade diese Sparpläne in den meisten Fällen noch wenig konkret ausgestalt­et sind.

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[ APA ] Beamtengew­erkschafte­r Norbert Schnedl (l.) drängte gegenüber Kanzleramt­sstaatssek­retärin Muna Duzdar (SPÖ) darauf, dass die Gehaltsrun­de noch vor der Nationalra­tswahl beginnt.

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