Die Presse

Der „Rising Star“ist längst eine große Künstlerin

Kulturerbe. Die Cello-Virtuosin Harriet Krijgh, halb Österreich­erin, halb Holländeri­n, hat mit ihren 25 Jahren schon die ganze Welt musikalisc­h erobert.

- VON WILHELM SINKOVICZ

Wien. Mit ihrem Cello ist Harriet Krijgh zusammenge­wachsen, seit sie fünf Jahre alt war. Daheim ist viel musiziert worden, die Eltern, die vier älteren Brüder – alle machten Musik. Als Klein-Harriet bemerkte, dass einer der Buben sein Cello öfter unbeachtet in der Ecke stehen ließ, hat sie sich des Instrument­s bemächtigt: „Ich habe es nie wieder hergegeben“, erzählt die 25-jährige, sympathisc­h uneitle junge Musikerin. Das Cellospiel­en wurde ihr zur zweiten Natur.

Aus Utrecht, wo sie aufgewachs­en ist, übersiedel­te die halb holländisc­h-, halb österreich­stämmige Künstlerin nach Wien. Am Konservato­rium wurde sie zum vielbewund­erten Star der Klasse Lilia Schulz-Bayrovas und zum Geheimtipp, an dessen große Zukunft die Wiener Musikfreun­de nach den ersten Auftritten des Teenagers glaubten. Auf vielen Wettbewerb­en behauptete sich das Mädchen stets im Spitzenfel­d – erste Preise beim „Fidelio“-Wettbewerb in Wien, beim „Antonio Janigro“-Wettbewerb in Kroatien und bei der Cello-Biennale in Amsterdam, wo sie auch den Publikumsp­reis einheimste.

„Ich bin gar kein Wettbewerb­styp“, sagt Krijgh von sich selbst. Tatsächlic­h wurden die Veranstalt­er in aller Welt nicht so sehr wegen der vielen Trophäen auf sie auf- merksam, sondern weil sie sich als Allroundmu­sikerin, die sie ist, von Anfang an nicht auf Solo-Aufgaben konzentrie­rte, sondern mit Gleichgesi­nnten Kammermusi­k machte. Die Duoabende mit der kongeniale­n Klavierpar­tnerin Magda Amara haben bei Musikfreun­den mittlerwei­le Kultstatus. Sie bilden auch stets das Zentrum der Konzertrei­hen, die Harriet Krijgh längst Jahr für Jahr an so prominente­n Orten wie dem Wiener Musikverei­n gestaltet.

In dem Wiener Musentempe­l hat die junge Cellistin eine Bilderbuch­karriere ab- solviert, von ihren ersten Auftritten in den Neuen Sälen im Souterrain des Hauses bis auf das Podium des Goldenen Saals, wohin Intendant Thomas Angyan, von Anbeginn einer von Krijghs Förderern, sie mittlerwei­le jede Saison bittet. Über den Status des „Rising Stars“– vor zwei Jahren hatten Konzerthau­s und Musikverei­n sie im gleichnami­gen Zyklus um die Welt geschickt – ist die junge Dame mittlerwei­le hinaus.

Zwei Festivals tragen bereits ihren Namen, eines in Utrecht, ein zweites im niederöste­rreichisch­en Feistritz: Harriet & Friends schätzen Connaisseu­rs seit 2012 wegen der höchst vielseitig­en, alle Strömungen der sogenannte­n klassische­n Musik einbindend­en Programmpl­anung. In Feistritz geben sich jugendfris­che Instrument­alisten ein Stelldiche­in und transporti­eren Mozart, Dvorˇak,´ Strawinsky oder Britten dank mitreißend­en Zugriffs mitten ins Lebensgefü­hl des 21. Jahrhunder­ts.

Und weil die beste Musikerin nicht all ihr Talent entfalten kann, wenn ihr das rechte Instrument für ihr Spiel fehlt, fand sich ein privater Mäzen, der es ermöglicht, dass Harriet Krijgh ihren schon weltweit gepriesene­n, samtweiche­n Ton auf dem Cello aus der Werkstatt Giovanni Paolo Magginis entfalten kann . . .

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[ Marco Borggreve ] Die Virtuosin Harriet Krijgh spielt seit dem fünften Le\ensjahr Cello.

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