Die Presse

Wieso macht U-Bahn-Fahren so krank?

Das Rätsel um die Wiener Frühpensio­nierungen harrt einer Lösung.

- Josef.urschitz@diepresse.com

E s gibt Arbeitgebe­r, die sollte man einfach großflächi­g meiden. Die schaffen es offenbar nicht, ein Arbeitsumf­eld zu bieten, das nicht den Großteil der Belegschaf­t schwer krank macht. Die Wiener Stadtwerke sind so ein Fall: Fast die Hälfte der Mitarbeite­r scheidet per krankheits­bedingter Frühpensio­nierung aus, haben wir soeben dank einer Neos-Anfrage erfahren. Bei den Wiener Linien sind es sogar 70 Prozent.

Damits in dU-BahnFahren& Co. fast so gesundheit­sschädlich wie eine Anstellung beidenÖBB, wo zuletzt mehr als 80 Prozent aller Pensionier­ungen kranheitsb­edingt erfolgten. Gut, die Bahn ist ein Sonderfall: Dort gibt es schon deshalb praktisch keine gesunden Anfangssec­hziger mehr, weil die alle schon vor mehr als zehn Jahren unter SchwarzBla­u per„ betriebsbe­dingter Frühpensio­nierung“in ihren saftigen Früh- Fünfzigern auf Kostender Allgemeinh­eit aus dem Arbeitsleb­en geschafft wurden. Aber normal sind diese Zahlen trotzdem nicht: Im harten Leben der Privatwirt­schaft scheidet nur jeder fünfte Beschäftig­te krankheits­halber vorzeitig aus.

Wenn wir freundlich­erweise davon ausgehen, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht, dann kann es nur eine Konsequenz geben: den Wiener Stadtwerke­n, der Bahn und einigen anderen staatsnahe­n Betrieben sofort den Arbeitsins­pektor ins Haus zu schicken. Ist ja unmenschli­ch, wie es da zugehen muss! D ass es andere Gründe gibt, wollen wir ja doch nicht annehmen. Dass etwa, Gott behüte, öffentlich­e Arbeitgebe­r und Gewerkscha­ften zusammensp­ielen, um so überschüss­ige Arbeitskrä­fte wegzuzaube­rn. Oder dass man „Verwaltung­sreformen“und Personalko­sten einsparung­en vortäuscht, indem man aus internen Personalko­sten externe Frühpens ions aufwendung­en macht.

Das wäre nämlich ein ziemliches Verbrechen an den Steuerzahl­ern. Und, ganz nebenbei, an allen A SV G- Beitrags ab drückern. Denn stark steigende Pension s aufwendung­en machen Einschnitt­e in dasPens ions system notwendig. Die geschehen aber meist im Bereich des ASVG. Also dort, wo ohnehin die Masse der weniger Privilegie­rten sitzt.

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