Das Einkaufszentrum am Markt
Landstraße. Heute eröffnet am Rochusmarkt ein neues Einkaufszentrum inklusive Postfiliale und -zentrale. Das mittlerweile dritte im oberen Abschnitt der Landstraßer Hauptstraße.
Wien. Viele Ketten, ein paar alteingesessene Geschäfte – die besonders geschätzt, wenn auch selten besucht werden –, ein paar Cafes´ und ein Jugendtreff, gerne in Form eines Fast-Food-Lokals. Das sind, wenn man so will, die üblichen Verdächtigen, die eine Einkaufsstraße ausmachen. Die Landstraßer Hauptstraße sticht da ein bisschen heraus. Denn nicht nur, dass die Kombination aus Bäckerei und Restaurants hier vermehrt angesiedelt ist (Joseph Bistro, Ströck Feierabend,...). So oft, dass die Mischung im Vorjahr gar auf eine Kombination aus Käserei, Feinkostladen und Restaurant (Lingenhel) erweitert wurde.
Auch Einkaufszentren sind auf der Landstraßer Hauptstraße verdächtig oft anzutreffen. Mit dem neuen Einkaufszentrum am Rochusplatz namens „Post am Rochus“– zugegeben eher ein MiniEinkaufszentrum, aber immerhin – eröffnet nun das mittlerweile dritte Shoppingcenter auf dem oberen, einen guten Kilometer langen Abschnitt der Landstraßer Hauptstraße. Genau genommen handelt es sich beim „Post am Rochus“um die Zentrale der Post – inklusive einer Filiale und einer PhilatelieLounge – mit einem angehängten Mini-Einkaufszentrum. Rund 20 Geschäfte sind hier auf 5500 Quadratmeter verteilt. Im Untergeschoss ist ein großer Merkur untergebracht, im Erdgeschoss ist das Steakhaus El Gaucho der prominenteste Mieter. Ansonsten setzt man eher auf kleine Geschäfte und Dienstleistungsanbieter, etwa Putzerei, Frisör oder Copy Shop.
„Aus der Sicht der Kunden wird das eher ein Merkurmarkt mit Anhang sein“, sagt dazu Peter Schnedlitz, Handelsprofessor an der Wirtschaftsuniversität Wien. Auf die Frage, ob eine Einkaufsstraße drei Einkaufszentren innerhalb eines Kilometers verträgt, meint er: „Das kommt auf die Größe der Einkaufszentren an.“Denn im Vergleich zur sehr gut funktionierenden, rund 30.000 Quadratmeter großen Mall in Wien Mitte, tut sich das Einkaufszentrum Galleria eher schwer. Schnedlitz wundert sich ein bisschen, dass Rewe hier einen Merkur eröffnet, wo sich doch nur ein paar hundert Meter stadtauswärts ebenfalls eine Filiale befin- det. „Ein bisschen sind das wohl auch die letzten Zuckungen der Nachwirkung von Zielpunkt. Jetzt versuchen die zwei Großen den Markt zu besetzen“, sagt er. Schnedlitz sieht durch den Supermarkt eher eine Bedrohung für die Marktstandler, die hier vor der Tür des Einkaufszentrums ihre Waren anbieten. „Es kommt aber auf die Mischung an, dann könnte es auch eine Win-win-Situation werden.“
Vorzeigemarkt Wiens
Von Seiten des Wiener Marktamts macht man sich um dem Rochusmarkt wenig Sorgen. „Natürlich ist das eine Konkurrenz, aber wir sehen es als Ergänzung“, sagt dazu Alexander Hengl, Sprecher des Wiener Marktamts. Immerhin sei der Rochusmarkt mit rund 40.000 Besuchern in der Woche einer der Vorzeigemärkte Wiens. „Das ist eine sehr große Menge auf dieser Fläche.“23 Marktstandler bieten hier ihre Ware an. „Ursprünglich waren es 40 Standln, es wurden einige zusammengelegt.“Acht davon bieten Gastronomie an. „Beim Rochusmarkt fürchte ich mich nicht, wenn er ein Einkaufszentrum bekommt“, so Hengl.
„Wir sehen uns als Ergänzung zum Markt und auch Merkur sieht sich als Ergänzung“, sagt die Centermanagerin Petra Kern, die betont, dass das Post am Rochus ein Dienstleistungsanbieter und Nahversorger sei. Immerhin ziehen mit der Postzentrale auch rund 1100 Mitarbeiter ein.
Noch sind nicht alle 20 Geschäftslokale vermietet. Mit der heutigen Eröffnung werden 15 Geschäfte aufsperren. „Beim Rest wird noch gebaut oder wir befinden uns in Verhandlungen.“Sie hofft, dass bis Ende des Jahres alle Flächen vermietet sein werden. Neben dem Steakhaus El Gaucho und einer Backwerk-Fiale soll noch ein weiterer Gastronomiebetrieb einziehen. Welcher, will sie noch nicht verraten, es soll sich aber um ein Cafe-´ Bistro handeln. Zur Eröffnung werden auch die archäologischen Ausgrabungen, die im Rahmen der Bauarbeiten gefunden wurden, ausgestellt. Und da haben sich durchaus Parallelen zu heute gezeigt. Man stieß nämlich auf Ausgrabungen, die darauf hinweisen, dass hier schon vor gut 2000 Jahren Post verschickt wurde – wenn auch ohne Einkaufszentrum.