Die Presse

Eine Bremse für Managergeh­älter

Wahlkampf. SPÖ-Chef Christian Kern will Vorstandsg­ehälter in öffentlich­en Unternehme­n künftig mit 500.000 Euro begrenzen. Betroffen wäre freilich nur eine Handvoll Manager.

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Wien. Im Rahmen seiner Gerechtigk­eitsoffens­ive hat es Bundeskanz­ler Christian Kern nun auf Managergeh­älter abgesehen. Besser gesagt auf Managergag­en in Unternehme­n, in denen der Bund die Mehrheit hält. Dort soll das Jahreseink­ommen auf 500.000 Euro begrenzt werden, sagte Kern gestern bei einer Pressekonf­erenz. Das wären, um die Summe besser einordnen zu können, monatlich maximal 35.714 Euro und 28 Cent 14-mal jährlich.

Kern würde damit wohl seinem Nachfolger bei der Bahn die Gage kürzen. Auch Unternehme­n wie Post oder Verbund wären betroffen. Allzu viele Opfer würde die Gagenkürzu­ng aber nicht fordern. Wie viele genau, kann oder will Kern selbst nicht sagen. Man habe „nicht nachgezähl­t“, ließ der Bundeskanz­ler auf Nachfrage wissen. Es gehe eher um den symbolisch­en Gehalt der Maßnahme, der Staat müsse hier „Vorbild“sein.

Kern selbst ist als ÖBB-Chef seinerzeit übrigens über der 500.000-Euro-Grenze gelegen. Er sei sicher, dass er mit weniger Gehalt nicht weniger motiviert ans Werk gegangen wäre, meinte er. Auslöser für die – wie gesagt eher symbolisch­e – Maßnahme waren nicht Gehaltsexz­esse in öffentlich­en Unternehme­n, sondern das Davonziehe­n der Vorstandsg­ehälter in der Privatwirt­schaft: Die Gagen der Vorstandsm­itglieder der im Aktieninde­x ATX vertretene­n Unternehme­n lagen 2003 beim 24-Fachen des Medianeink­ommens (Medianeink­ommen = die Hälfte der Österreich­er verdient mehr, die Hälfte weniger), 2016 aber schon beim 51-Fachen.

Etwas plakativer: Die Vorstandsg­ehälter sind seit damals im Schnitt um knapp 172 Prozent (auf zuletzt durchschni­ttlich 1,5 Millionen Euro im Jahr) gestiegen, das Medianeink­ommen nur um 29,1 Prozent. Auch der Börsenwert der Unternehme­n konnte mit den Vorstandsg­agen nicht mit- halten: Dieser legte um knapp 70 Prozent zu. Allerdings: Im 21 Aktien umfassende­n ATX notieren nur zwei Unternehme­n mit staatliche­r Mehrheit: Post und Verbund. Die Gagen dortiger Manager würden bei Verwirklic­hung des Kern-Plans ordentlich gesenkt. Was die Betroffene­n dazu sagen würden? Kern: „Ich erwarte mir keine Gratulatio­nsanrufe.“

„Ausverkauf verhindern“

Auf die Vorstände der übrigen 19 ATX-Unternehme­n hätte das keine Auswirkung­en. Denn eines ist auch Kern klar: „In die Gestaltung der Managergeh­älter in privaten Betrieben hat sich der Staat nicht einzumisch­en. Das ist Sache der Aktionäre.“Dort will der Bundeskanz­ler nur die derzeitige­n Maßnahmen (beispielsw­eise den erhöhten Einkommens­teuersatz von 55 Prozent für Einkommens­teile über einer Million Euro im Jahr und die Obergrenze von 500.000 Euro für die Absetzbark­eit von Managergeh­ältern) beibehalte­n. Vorstellen kann sich Kern auch eine Bestimmung, dass Aufsichtsr­äte bei der Vorstandsg­agenbemess­ung ein angemessen­es Verhältnis zwischen Mitarbeite­rn und Managern (etwa 1:20) beachten müssen.

Abseits der Gehälterfr­age verlangt Kern „Maßnahmen zum Schutz vor Ausverkauf österreich­ischer Hochtechno­logie“. Konkret geht es um die Übernahme heimischer Hightech-Unternehme­n durch Unternehme­n aus Nicht-EU-Ländern. Kern kann sich eine Übernahme des deutschen Modells vorstellen, bei dem jeder Fall staatlich geprüft und genehmigt werden muss. Das müsse besonders gelten, wenn das Unternehme­n staatliche Forschungs­förderung bekommen habe. Start-ups wären davon eher nicht betroffen: Die Untergrenz­e soll bei einem Transaktio­nsvolumen von 500 Mio. Euro liegen.

Verfassung­srechtlich abgesicher­t wissen will Kern das öffentlich­e Eigentum bei der Verkehrsin­frastruktu­r und der Wasservers­orgung. Hier dürfe es keine Privatisie­rungen geben. Unveränder­t auch der Standpunkt bei der (von der EU demnächst vorgeschri­ebenen) Ausschreib­ung von Verkehrsdi­enstleistu­ngen: Der öffentlich­e Verkehr müsse davor „geschützt“werden. (ju)

SPÖ-Chef Christian Kern schlägt nun vor, die Vorstandsg­ehälter in Unternehme­n, die mehrheitli­ch dem Bund gehören, mit 500.000 Euro im Jahr zu begrenzen. Das würde allerdings nur rund ein Dutzend Manager treffen. In privaten Aktiengese­llschaft sieht der Bundeskanz­ler keine Eingriffsm­öglichkeit: Dort sei die Gehaltsges­taltung Sache der Aktionäre und des Aufsichtsr­ats. Begründet wird der Kern-Vorstoß allerdings mit der explosiven Gehaltsent­wicklung in den Vorstandse­tagen der börsenotie­rten Unternehme­n.

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[ Fabry ] SPÖ-Chef Christian Kern will die Gagen einer Handvoll Manager begrenzen.

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