Die Presse

Kerns Kampagne: Welche Rolle spielt(e) Gusenbauer?

SPÖ. Laut internen Mails war der ehemalige Bundeskanz­ler in die Konzeption des Wahlkampfs von Christian Kern miteingebu­nden.

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Wien. Für einiges Aufsehen sorgten zuletzt die Memos eines ehemaligen engen Mitarbeite­rs von Kanzler Alfred Gusenbauer an Tal Silberstei­n. Darin klärt er den israelisch­en Spindoktor über den Zustand der SPÖ auf. Die beiden haben im Wahlkampf 2006 zusammenge­arbeitet. In dem Schreiben finden sich wenig schmeichel­hafte Attribute für SPÖ-Bundesgesc­häftsführe­r Georg Niedermühl­bichler und für SPÖ-Chef Christian Kern selbst. Laut der Tagezeitun­g „Österreich“wird Kern darin als „Prinzessin“bezeichnet. Er sei „ungemein eitel“, sprunghaft, nicht wirklich belastbar und nicht kampagnenf­ähig.

Darauf angesproch­en, meinte der Bundeskanz­ler am Donnerstag bei seiner Pressekonf­erenz zur Reduktion der Managergeh­älter: Er kenne diese Papiere nicht. Auf Nachfrage, wie er denn nun zu Alfred Gusenbauer stehe, antwortete Christian Kern, er könne sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal mit ihm zu tun gehabt habe.

Allerdings: Alfred Gusenbauer scheint in Kerns Kampagne eingebunde­n gewesen zu sein. In einem Mailverkeh­r vom 9. Juli dieses Jahres nimmt Gusenbauer angeregt Anteil an Strategieü­berlegunge­n für diesen Wahlkampf. Er wirft dabei etwa die Frage auf, wie Christian Kern und die SPÖ ins politische Zentrum rücken könnten. „On refugees only?“, schreibt er in einem in Englisch gehaltenen Mail. Adressiert ist dieses unter anderem an SPÖ-Wahlkampfb­erater Tal Silberstei­n, an den damaligen Kampagnenl­eiter Stefan Sengl und dessen späteren Nachfolger Johannes Vetter, zu dem Zeitpunkt noch Sprecher des Kanzleramt­s, und an Paul Pöchhacker, der nach Silberstei­ns Verhaftung dessen Job übernahm.

Und diese Affäre Silberstei­n dürfte dann auch – wieder einmal – zum Bruch von Alfred Gusenbauer mit seiner Partei geführt haben. Denn manche in der SPÖ versuchten nun, die ganze Affäre Silberstei­n dem Alt-Kanzler umzuhängen. Was diesen wenig erbaut haben soll.

Alfred Gusenbauer ist heute übrigens Aufsichtsr­at jener Firma, dessen Sprecher sein vormaliger Mitarbeite­r ist – der mit dem Memo an Silberstei­n. (oli)

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[ APA ] Gusenbauer: Kern kann sich an Letztkonta­kt nicht erinnern.

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