Gemeinsamer Nenner von Lifestyle und Laster
Neuvorstellung. Der Renault fürs Grobe: Die Marke steigt ins Nischensegment der Pick-ups ein und komplettiert das Modellportfolio mit dem Alaskan. Technikspender ist der Navara von Allianz-Partner Nissan.
Man muss nicht in den Wald gehen und Holz fällen, wenn man Bart und ein kariertes Flanellhemd trägt. Man muss auch nicht durch das Unterholz brechen, sich durch Schlamm ackern und über Sanddünen tanzen, wenn man einen Pick-up fährt. Aber man könnte, wenn man das wollte.
Es ist Mode, sich einen verwegenen Anstrich zu geben und dennoch das komfortable Leben zu pflegen. Ausdruck dessen ist grundsätzlich schon der anhaltende Boom der Sports Utility Vehicles, erst recht der Trend zu Pickups. Und da will sich nun auch Renault seinen Anteil holen: mit dem Alaskan, der Ende Oktober auf dem Österreich-Markt starten wird.
Nicht neu erfunden
Aufgebaut ist der Franzose mit dem kühlen Namen nach den Grundprinzipien eines Pick-ups: robuste Bauweise Leiterrahmen, offene Ladefläche, beachtliche Bodenfreiheit, im Prinzip Heckantrieb mit zuschaltbarem Allradantriebssystem. Neu erfunden hat Renault den Kleinpritschenwagen nicht. Man hat auf Konzernsynergien zurückgegriffen.
Techniklieferant ist der aktuelle Navara von Allianzpartner Nissan, der im vergangenen Herbst bewiesen hat, dass er unter anderem im marokkanischen Wüstensand vor keiner Düne aufstecken muss. Dritter im Bunde ist Kooperationspartner Mercedes, der mit der X-Klasse als Nächstes in den Markt eintreten wird.
Für den Alaskan hat sich Renault den Norden Sloweniens ausgesucht, im Nahbereich von Kransjka Gora und Bled, wo es an engen Schottersträßchen nicht mangelt. Zur Demonstration der Kletterfähigkeiten hätte ein Erdstraßenparcours mit Verschränkungen, Steilauf- und -abfahrten dienen sollen. Dieser hat sich nach anhaltendem Dauerregen in eine glitschige Schlammgrube verwandelt. Was wiederum ideale Bedingungen für eine echte Traktionsprobe ergeben hat, die der Franzose trotz Standardbereifung mit Gleichmut absolviert hat, angetrieben von jenem 2,3-Liter-Twinturbo-Diesel (kombiniert mit Sieben-Gang-Automatik), den man unter anderem aus dem Master kennt.
Pick-ups bringen die Themen Lifestyle und Lastentragen auf einen gemeinsamen Nenner. Sie stammen zwar aus den Nutzfahrzeug- (den Leichttransporter-) Abteilungen der Hersteller, haben sich aber Pkw-Eigenschaften zugelegt, siehe das Beispiel Alaskan mit einer Mehrlenkerhinterachse statt einer knorrigen Blattfederung.
Segment mit Steigerung
Die Zulassungsstatistik wies bis vor etwa zwei, drei Jahren in Österreich ein Potenzial von 3500 Fahrzeugen im Jahr aus – eine Nische, doch eine prestigeträchtige. Mittlerweile legt diese signifikant zu, auf rund 5000 Einheiten jährlich. 2016 waren es 4257 Fahrzeuge. Das ergibt einen Anteil von zwölf Prozent in Bezug auf den Gesamtmarkt der leichten Nützlinge mit 36.092 Neuzulassungen. Das bedeutet eine Steigerung von 22 Prozent gegenüber 2015.
Gefragt sind, weltweit, vor allem Pick-ups der Mittelklasse. Die Kleinen – da gab es einen VW Caddy, einen Fiat Strada, einen Dacia, auch Skodaˇ hatte so etwas – sind nach und nach verschwun- den. Die mittlere Klasse ist in Europa von japanischen Herstellern dominiert. Das wird sie auch bleiben, denn die Neuerscheinungen unter europäischen Herstellerlabeln basieren auf asiatischer Technik, wie im Fall des Renault Alaskan.
Eine Kooperationsmethode, die bereits ein anderer europäisch (-amerikanisch)er Hersteller (Fiat) verfolgt hat und der demnächst, ebenfalls auf Basis des Navara, ein deutsch markiertes Produkt folgen wird, wie erwähnt mit der Mercedes X-Klasse. In naher Zukunft könnten weitere Marken – wohl französische (PSA) – folgen.
Topausstattung gefragt
Seinen Einstand liefert der Franzose hierzulande nicht als Arbeits-, sondern als Style- und Freizeitlaster, in der Doppelkabinenversion und mit mindestens 160, in der Twinturbo-Version mit 190 PS.
Renault Österreich rechnet damit, dass sich 95 Prozent der Käufer für die Topmotorisierungsvariante, kombiniert mit Automatikgetriebe entscheiden werden. Knorrigere Versionen – Heckantrieb, Mono- oder Eineinhalbkabine – werden in der Folge je nachdem nachgereicht. L/B/H: 5332 (5339)/1850/1805 (1810) mm. Radstand: 3150 mm. Leergewicht: ab 2110 kg. Ladefläche: 1,17 m3.
2,3-dCi-Turbodiesel, 6-Gang-Schaltung mit 160 PS. Sieben-Stufen-Automatik mit 190 PS. Heckantrieb/zuschaltbarer Allradantrieb.
ab 33.600 Euro.