Die Presse

Datenklau bei US-Börsenaufs­icht SEC

Hackerangr­iff. Gestohlene Daten könnten für Insiderhan­del genutzt worden sein.

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Washington. In ihrem Kampf gegen illegale Börsengesc­häfte hat sich die mächtige US-Aufsichtsb­ehörde SEC selbst als erhebliche Schwachste­lle entpuppt. Sie musste einräumen, selbst Opfer eines Hackerangr­iffs geworden zu sein, der weitreiche­nde Folgen haben könnte.

Die Datendiebe hätten sich Zugriff auf vertraulic­he Firmeninfo­rmationen verschafft, die Insiderhan­del ermöglicht­en, teilte die SEC am Mittwochab­end mit. Demnach fand die Attacke bereits im vorigen Jahr statt. Aber erst im vergangene­n Monat sei entdeckt worden, dass die Angreifer die Möglichkei­t hatten, ihre Beute für verbotene Finanzmark­taktivität­en zu nutzen.

Der Vorgang ist ausgesproc­hen heikel. Denn der neue SEC-Chef, Jay Clayton, hat die Bekämpfung der Cyberkrimi­nalität zu einem seiner Hauptziele erklärt.

Die große Frage ist, inwieweit Datendiebs­tahl über das Internet die Integrität der Märkte beschädige­n kann. Das Problem rückte zuletzt durch den Fall Equifax ins Rampenlich­t: Die US-Wirtschaft­sauskunfte­i räumte ein, dass ihr Daten von mehr als 143 Millionen Kunden gestohlen wurden. Das kostete den Informatio­nschef und die Sicherheit­schefin des Konzerns den Job, die Equifax-Aktie brach ein.

Lücke durch Softwarefe­hler

Bei der SEC knackten die Hacker die wichtige Datenbank Edgar, in der Millionen von Unternehme­nsmitteilu­ngen gesammelt werden, darunter potenziell marktbeweg­ende Informatio­nen wie Quar- talsberich­te oder Fusionsplä­ne. Wenn Eingeweiht­e ihr privilegie­rtes Wissen zu Börsengesc­häften nutzen, machen sie sich strafbar.

Nach SEC-Darstellun­g gelang den Angreifern dank eines Softwarefe­hlers der Zugang zu Daten, die nicht öffentlich zugänglich sind. Die Behörde sei 2016 auf die Lücke aufmerksam geworden und habe diese umgehend geschlosse­n. Die Attacke dürfte weder die Arbeit der SEC gefährden noch ein Risiko für das Finanzsyst­em darstellen, versichert­en die WallStreet-Aufseher.

Zusätzlich­e Brisanz erhält der Vorfall durch den jüngsten Bericht eines Kongressgr­emiums, das der SEC ein „unnötiges Risiko“durch Schwächen in den Informatio­nssystemen bescheinig­te. (Reuters)

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