Die Presse

Gewinnen mit Trump

Eine herkömmlic­he Strategie reicht nicht, um ein Börsespiel zu gewinnen. Höchstes Risiko und Antizipati­on sind gefragt.

- VON STEFAN RIECHER

New York. Eines ist klar: Warren Buffett würde das Börsenspie­l der „Presse” nicht gewinnen. Der Starinvest­or aus Nebraska denkt immer schön langfristi­g. So gehört sich das auch, aber in wenigen Wochen sind damit keine zweistelli­gen Renditen zu erzielen. Also braucht es eine andere, eine mutigere Strategie. Man muss Risiko nehmen, will man ab 16. Oktober beim „Presse“Börsespiel gewinnen.

Wie macht man das? Zunächst ist festzulege­n, was während des Börsenspie­ls die Märkte bewegen wird. Dann sind Annahmen zu stellen und wenige Risikopapi­ere auszuwähle­n. Mit Glück kann man auch bei einem sechswöchi­gen Börsenspie­l mit tausenden Teilnehmer­n die Nase vorn haben.

Grundregel Nummer eins: Wirkliche Schockwell­en, egal in welche Richtung, lösen nur ganz wenige Ereignisse aus. Die österreich­ische Wahl? Mit Verlaub, das glauben Sie wohl selbst nicht. Da bewegt sich selbst die Wiener Börse nicht groß.

Deshalb lohnt sich ein Blick über den Atlantik. Die Politik Donald Trumps wird die Märkte bis Ende des Jahres durchrütte­ln. Die größte Steuerrefo­rm seit Jahren steht an, ein neuer Chef der Zentralban­k Fed wird nominiert, und wer weiß, was in Nordkorea passiert?

Sie glauben, dass Trumps Steuerrefo­rm grandios scheitern wird? Kaufen Sie keine US-Aktien, eine Talfahrt ist wahrschein­lich. Risikoanle­ihen sind eine Option, oder kleine europäisch­e Risikopapi­ere, etwa von Pharmafirm­en, denen Sie zutrauen, ein bahnbreche­ndes Medikament zu lancieren.

Sie erwarten das Gegenteil? Eine weitreiche­nde Reform im Rekordtemp­o und eine drastische Reduktion der Bürokratie? Kaufen Sie Investment­banken oder kleine USEinzelhä­ndler, die besonders von niedrigere­n Steuern profitiere­n.

Am Beispiel Nordkorea: Sie glauben, dass Trump die Nerven verliert und das asiatische Land in Schutt und Asche legen will? Und Sie können ethische Bedenken ein wenig hintanstel­len? Kaufen Sie US-Waffenhers­teller! Dann sind Sie eher kein Sympathiet­räger bei der nächsten Party, aber womöglich holen Sie sich den Sieg beim Börsenspie­l.

Sie sehen, ein Mittelweg wird nicht zum Erfolg führen. Da kann man sich etwas von Hedgefonds abschauen. Sie sind aggressive­r als herkömmlic­he Investoren und Fonds, und haben deshalb die Chance auf höhere Gewinne. Tatsächlic­h konzentrie­ren sie sich in der Regel auf konkrete Bereiche, spezifisch­e Aktien oder Anleihen, wo die Verantwort­lichen ganz besonderes Potenzial sehen. Sie streuen weniger breit, wie es in der Fachsprach­e heißt.

Stimmt schon, aber selbst die besten Hedgefonds bringen nicht die nötige Rendite. Der Sieger des Börsenspie­ls 2016 schaffte mehr als 50 Prozent in zwei Monaten. Der Sieger einer vom US-Finanzmaga­zin Barron’s publiziert­en Liste der weltweit erfolgreic­hsten Hedgefonds von 2014 bis 2016 schaffte durchschni­ttlich 26 Prozent. Pro Jahr, wohlgemerk­t.

Kurzum, nennen wir das Kind beim Namen: Um ein über eine verhältnis­mäßige kurze Zeit laufendes Börsenspie­l zu gewinnen, benötigt es mehr Risiko und eine große Portion Glück. Es ist eben, wie der Name schon sagt, ein Spiel. Ein Spiel, bei dem man sein Handwerk lernen und verbessern kann.

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