Gewinnen mit Trump
Eine herkömmliche Strategie reicht nicht, um ein Börsespiel zu gewinnen. Höchstes Risiko und Antizipation sind gefragt.
New York. Eines ist klar: Warren Buffett würde das Börsenspiel der „Presse” nicht gewinnen. Der Starinvestor aus Nebraska denkt immer schön langfristig. So gehört sich das auch, aber in wenigen Wochen sind damit keine zweistelligen Renditen zu erzielen. Also braucht es eine andere, eine mutigere Strategie. Man muss Risiko nehmen, will man ab 16. Oktober beim „Presse“Börsespiel gewinnen.
Wie macht man das? Zunächst ist festzulegen, was während des Börsenspiels die Märkte bewegen wird. Dann sind Annahmen zu stellen und wenige Risikopapiere auszuwählen. Mit Glück kann man auch bei einem sechswöchigen Börsenspiel mit tausenden Teilnehmern die Nase vorn haben.
Grundregel Nummer eins: Wirkliche Schockwellen, egal in welche Richtung, lösen nur ganz wenige Ereignisse aus. Die österreichische Wahl? Mit Verlaub, das glauben Sie wohl selbst nicht. Da bewegt sich selbst die Wiener Börse nicht groß.
Deshalb lohnt sich ein Blick über den Atlantik. Die Politik Donald Trumps wird die Märkte bis Ende des Jahres durchrütteln. Die größte Steuerreform seit Jahren steht an, ein neuer Chef der Zentralbank Fed wird nominiert, und wer weiß, was in Nordkorea passiert?
Sie glauben, dass Trumps Steuerreform grandios scheitern wird? Kaufen Sie keine US-Aktien, eine Talfahrt ist wahrscheinlich. Risikoanleihen sind eine Option, oder kleine europäische Risikopapiere, etwa von Pharmafirmen, denen Sie zutrauen, ein bahnbrechendes Medikament zu lancieren.
Sie erwarten das Gegenteil? Eine weitreichende Reform im Rekordtempo und eine drastische Reduktion der Bürokratie? Kaufen Sie Investmentbanken oder kleine USEinzelhändler, die besonders von niedrigeren Steuern profitieren.
Am Beispiel Nordkorea: Sie glauben, dass Trump die Nerven verliert und das asiatische Land in Schutt und Asche legen will? Und Sie können ethische Bedenken ein wenig hintanstellen? Kaufen Sie US-Waffenhersteller! Dann sind Sie eher kein Sympathieträger bei der nächsten Party, aber womöglich holen Sie sich den Sieg beim Börsenspiel.
Sie sehen, ein Mittelweg wird nicht zum Erfolg führen. Da kann man sich etwas von Hedgefonds abschauen. Sie sind aggressiver als herkömmliche Investoren und Fonds, und haben deshalb die Chance auf höhere Gewinne. Tatsächlich konzentrieren sie sich in der Regel auf konkrete Bereiche, spezifische Aktien oder Anleihen, wo die Verantwortlichen ganz besonderes Potenzial sehen. Sie streuen weniger breit, wie es in der Fachsprache heißt.
Stimmt schon, aber selbst die besten Hedgefonds bringen nicht die nötige Rendite. Der Sieger des Börsenspiels 2016 schaffte mehr als 50 Prozent in zwei Monaten. Der Sieger einer vom US-Finanzmagazin Barron’s publizierten Liste der weltweit erfolgreichsten Hedgefonds von 2014 bis 2016 schaffte durchschnittlich 26 Prozent. Pro Jahr, wohlgemerkt.
Kurzum, nennen wir das Kind beim Namen: Um ein über eine verhältnismäßige kurze Zeit laufendes Börsenspiel zu gewinnen, benötigt es mehr Risiko und eine große Portion Glück. Es ist eben, wie der Name schon sagt, ein Spiel. Ein Spiel, bei dem man sein Handwerk lernen und verbessern kann.