Personalreserve der Start-up-SPÖ
Porträt. Oliver Stauber, Anwalt und Gründer der „Sektion ohne Namen“macht mit eigenem Team Wahlkampf. Im Nationalrat wird er seinem politischen Vorbild nachfolgen – seinem Vater.
Oliver Stauber (38) verteilt Werbematerial vor dem Bahnhof Wien-Mitte. Der starke Wind und der einsetzende Regen vertreiben nicht nur Flugzettel, sondern auch viele Passanten. Einer, ein älterer Herr mit Tiroler Dialekt, beginnt mit Stauber dennoch eine Debatte, ob Politiker nicht strafrechtlich haftbar ge- macht werden sollten, wenn sie Projekte in den Sand setzen. Am Ende bekennt er, dieses Mal Heinz-Christian Strache wählen zu wollen. „Jetzt bin ich wahrscheinlich für Sie der große Nazi?“, fügt er hinzu. „Aber nein“, wehrt Stauber lächelnd ab.
Eines habe er von seinem großen Vorbild, seinem Vater, gelernt, sagt Oliver Stauber: „Man muss mit allen reden können.“Eine Meinung haben, für diese auch einstehen, sich dann aber auch wieder die Hand reichen. So wie man es als Sozialdemokat in der Ära Jörg Haiders in Kärnten eben gemacht hat. Peter Stauber, sein Vater, ist SPÖ-Bürgermeister von St. Andrä im Lavanttal seit 1997, von 2006 bis 2013 war er Abgeordneter zum Nationalrat.
Dort wird nun bald auch der Sohn sitzen. Er nimmt Platz 15 der Bundesliste der SPÖ ein – ein relativ sicheres Mandat. Oliver Stauber ist im Zivilberuf Wirtschaftsanwalt. Und er ist Mitbegründer und Leiter der „Sektion ohne Namen“in der SPÖ, der auch Kanzler-Sohn Niko Kern angehört. Diese ist eine Art pragmatisches, auch wirtschafts- freundlicheres Gegenstück zur theorielastigen Sektion 8. Stauber kommt auch aus der Jungen Generation und nicht aus der SJ.
Und Stauber wirbt nun im Wahlkampf auch intensiv um Start-ups und Einpersonenunternehmer. Hier schaffte er jüngst sogar den Spagat zwischen alter und neuer SPÖ. Gemeinsam mit der Gewerkschaft stellte er eine Initiative für Einpersonenunternehmen namens „Vidaflex“vor: So soll der Selbstbehalt bei der SVA abgeschafft werden, es soll Krankengeld ab dem vierten Tag geben, eine Lohnnebenkostensenkung und eine Steuerbefreiung bis 18.000 Euro.
Oliver Stauber gilt als Personalreserve der SPÖ: Er wurde schon als Landesrat in Kärnten gehandelt und als Staatssekretär im Bund. Er hat Jus und BWL studiert, war Unternehmensberater ehe er Anwalt wurde. Heute ist er in einer internationalen Kanzlei tätig, Schwerpunkt Wirtschaftsrecht.
Seinen Wahlkampf betreibt Stauber mit einem eigenen Team aus 30 Leuten, die alle ehrenamtlich tätig sind. Es gibt auch einen eigenen Social-Media-Auftritt. „Ich führe einen reinen Positiv-Wahlkampf“, sagt er. Und merkt scherzhaft an: „Ich habe nicht einmal was auf der Seite ,Wir für Sebastian Kurz’-Seite geliked.“
Migration statt Silberstein
Auf Tal Silberstein, sagt Stauber, werde er bei seiner Wahlkampftour erstaunlich wenig angesprochen. „Das große Thema ist die Migration, das muss man schon sagen.“Dazu Wohnen, Einkommen, in seinem speziellen Fall auch noch Start-up-Förderung.
Und dem Tiroler Passanten, der sich freundlich für das Gespräch bedankte, gab er noch mit: „Vielleicht diesmal doch Stauber statt Strache.“