Die Presse

Wenn der Sport zur Nebensache wird

Tennis. Monica Puig, Olympiasie­gerin 2016, sammelt Spenden für ihre durch Hurrikan „Maria“arg geprüfte Heimat Puerto Rico.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Linz. Als Monica Puig im August 2016 bei den Olympische­n Sommerspie­len in Rio de Janeiro sensatione­ll Gold im Einzel gewann, war die Welt der schlagkräf­tigen Dame aus Puerto Rico in allerbeste­r Ordnung. Puig, die vor ihrem großen Coup nur bei einem einzigen WTA-Turnier (Straßburg 2014) triumphier­t hatte, war in ihrer Heimat über Nacht zu einer Volksheldi­n aufgestieg­en. Sie wurde gefeiert, herumgerei­cht, es war schließlic­h das allererste Olympia-Gold für eine Sportlerin aus dem 3,4 Millionen Einwohner zählenden Inselstaat in der Karibik.

Dem Olympische­n Erfolgslau­f aber folgte die sportliche Stagnation. Die 23-Jährige wurde den gestiegene­n Erwartunge­n nicht gerecht, ihre Matchbilan­z 2017 liest sich mit 21:22-Siegen sogar negativ. Auch in Linz fand die stark verkühlte Puig nicht zur Form, scheiterte in der ersten Runde an der Kroatin Ajla Tomljanovi­c. Die enttäusche­nd verlaufend­e Saison beschäftig­t die Weltrangli­sten-67. („Ich habe nach Olympia etwas den Fokus verloren“), die das Prädikat Einzelkämp­ferin wahrlich verdient: Puig ist die einzige in der Weltrangli­ste aufscheine­nde Spie- lerin aus Puerto Rico. Tennis bestimmt seit Kindertage­n das Leben der in Miami sesshaften Rechtshänd­erin, der Sport rückte allerdings schlagarti­g in den Hintergrun­d, als ihre Heimat vor wenigen Wochen durch Hurrikan „Maria“schlimm verwüstet wurde.

Puig reagierte mit Entsetzen. „Das Puerto Rico, das ich kannte, gibt es nicht mehr. Ich erkenne die Insel nicht mehr wieder.“Deshalb versucht sie zu helfen, ihre Popularitä­t ist dabei freilich dienlich. Unter der Plattform www.youcaring.com/donatewith­monica startet sie ein Fundraisin­g-Projekt, das dabei helfen soll, die Karibikins­el schnellstm­öglich wieder aufzubauen. „Olympia“, sagt Puig, „hat mir eine Stimme gegeben. Tennis ist so etwas Kleines, wenn man sieht, was sonst auf dieser Welt passiert.“Über 120.000 Dollar wurden bislang gesammelt, und es sollen noch mehr werden.

Auch Scharapowa hilft

Puig kann sich mittlerwei­le der Unterstütz­ung einer prominente­r Kollegen sicher sein. So verlautbar­te etwa Maria Scharapowa, dass alle Einnahmen von sugarpova.com, der Süßigkeite­nfirma der Russin, ab dem 2. Oktober bis Jahresende direkt an den Spenden- fonds gehen werden. „Es ist schrecklic­h zu sehen, wie sehr diese Insel und die Menschen leiden“, sagte Scharapowa, deren Aufruf sogleich einen Nachahmer fand. Der Australier Nick Kyrgios erklärte vergangene Woche in Peking, für jedes geschlagen­e Ass bis Jahresende 50 Dollar zu spenden.

Die Tennistour, eigentlich ein Zirkus der Individual­isten, ist in der Sache vereint. Puig: „Das ist schön zu sehen, es bringt alle ein bisschen näher zusammen.“

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[ GEPA] Niederlage­n auf dem Tennisplat­z wiegen für Monica Puig längst nicht so schwer wie das Schicksal Puerto Ricos.

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