Wenn der Sport zur Nebensache wird
Tennis. Monica Puig, Olympiasiegerin 2016, sammelt Spenden für ihre durch Hurrikan „Maria“arg geprüfte Heimat Puerto Rico.
Linz. Als Monica Puig im August 2016 bei den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro sensationell Gold im Einzel gewann, war die Welt der schlagkräftigen Dame aus Puerto Rico in allerbester Ordnung. Puig, die vor ihrem großen Coup nur bei einem einzigen WTA-Turnier (Straßburg 2014) triumphiert hatte, war in ihrer Heimat über Nacht zu einer Volksheldin aufgestiegen. Sie wurde gefeiert, herumgereicht, es war schließlich das allererste Olympia-Gold für eine Sportlerin aus dem 3,4 Millionen Einwohner zählenden Inselstaat in der Karibik.
Dem Olympischen Erfolgslauf aber folgte die sportliche Stagnation. Die 23-Jährige wurde den gestiegenen Erwartungen nicht gerecht, ihre Matchbilanz 2017 liest sich mit 21:22-Siegen sogar negativ. Auch in Linz fand die stark verkühlte Puig nicht zur Form, scheiterte in der ersten Runde an der Kroatin Ajla Tomljanovic. Die enttäuschend verlaufende Saison beschäftigt die Weltranglisten-67. („Ich habe nach Olympia etwas den Fokus verloren“), die das Prädikat Einzelkämpferin wahrlich verdient: Puig ist die einzige in der Weltrangliste aufscheinende Spie- lerin aus Puerto Rico. Tennis bestimmt seit Kindertagen das Leben der in Miami sesshaften Rechtshänderin, der Sport rückte allerdings schlagartig in den Hintergrund, als ihre Heimat vor wenigen Wochen durch Hurrikan „Maria“schlimm verwüstet wurde.
Puig reagierte mit Entsetzen. „Das Puerto Rico, das ich kannte, gibt es nicht mehr. Ich erkenne die Insel nicht mehr wieder.“Deshalb versucht sie zu helfen, ihre Popularität ist dabei freilich dienlich. Unter der Plattform www.youcaring.com/donatewithmonica startet sie ein Fundraising-Projekt, das dabei helfen soll, die Karibikinsel schnellstmöglich wieder aufzubauen. „Olympia“, sagt Puig, „hat mir eine Stimme gegeben. Tennis ist so etwas Kleines, wenn man sieht, was sonst auf dieser Welt passiert.“Über 120.000 Dollar wurden bislang gesammelt, und es sollen noch mehr werden.
Auch Scharapowa hilft
Puig kann sich mittlerweile der Unterstützung einer prominenter Kollegen sicher sein. So verlautbarte etwa Maria Scharapowa, dass alle Einnahmen von sugarpova.com, der Süßigkeitenfirma der Russin, ab dem 2. Oktober bis Jahresende direkt an den Spenden- fonds gehen werden. „Es ist schrecklich zu sehen, wie sehr diese Insel und die Menschen leiden“, sagte Scharapowa, deren Aufruf sogleich einen Nachahmer fand. Der Australier Nick Kyrgios erklärte vergangene Woche in Peking, für jedes geschlagene Ass bis Jahresende 50 Dollar zu spenden.
Die Tennistour, eigentlich ein Zirkus der Individualisten, ist in der Sache vereint. Puig: „Das ist schön zu sehen, es bringt alle ein bisschen näher zusammen.“